Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

„Mach die Scheune voll!“

Lesezeit: 3 Minuten

Mit dieser Weisheit seines Vaters, im Leben immer gut vorzusorgen, wuchs Ottfried Fischer auf. Der elterliche Hof nahe Passau existiert heute noch – und gern ist „Otti“ zu Besuch.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ottfried Fischer ist Bauernsohn? Als ich in der Redaktion von der Begegnung mit dem 61-Jährigen erzähle, will mir zunächst kaum einer glauben. Du meinst „den Bullen“, den „Pfarrer Braun“, den Moderator von „Ottis Schlachthof“? Der hat doch diese Krankheit... – Ja, genau. Den meine ich. Der kommt „vom Hof“. 2012 machte er seine Parkinson-Erkrankung öffentlich.


‚Ornatsöd‘, übersetzt „Einöds-Öd“, lautet der Name des elterlichen, 1300 erstmalig erwähnten Bauernhofes mit Milchvieh, Forstwirtschaft und später auch Ferienwohnungen. Fischer sagt: „Mitten im Wald. Wo nix waxt und wo nix steht. Früh ausgesiedelt!“ Dort kommt „der Kleine“ mit neuneinhalb Pfund 1953 als erstes von zwei Kindern zur Welt. Früh besucht er das Internat und verbringt viel Zeit bei den aus Westfalen stammenden Großeltern väterlicherseits in Passau. Eine „Liebe zum Land“ stellt sich bei Ottfried kaum ein, wohl aber bei seinem Bruder Werner, der den Hof übernimmt, heute Mutterkühe hält und Photovoltaik-Anlagen vertreibt. „Beim Melken war ich klug und hab mich dumm gestellt. Ich wollt Bulldog fahren, nicht ständig in den Stall müssen“, resümiert der Künstler. Auf Drängen des Vaters studiert er Jura, bricht jedoch nach wenigen Semestern ab. 1976 gründet er mit Freunden das „Hinterhoftheater“ in München und startet als Kabarettist. Sein erstes Soloprogramm (1989) betitelt Fischer „Schwer ist leicht was“. Mit der Komödie „Ein Bayer auf Rügen“ (1993) und der Krimi-Serie „Der Bulle von Tölz“ (1995) beginnt die Fernsehkarriere. Bis 2008 besetzt „Otti“ in fast 100 Filmen die Hauptrolle.


Fischers Haltung zur Kindheit auf dem Hof scheint ambivalent, wie eine Hassliebe. In seiner Autobiografie (2014) macht er seinem Ärger über die ständig erforderliche Mitarbeit und die konservativen, treu-katholischen Denkmuster in Bauernfamilien Luft. Er beklagt, dass „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ die Kühe ausbrechen, wenn man vom Hof fahren will. Zudem beschreibt Fischer ein persönliches Dilemma: „Wenn ich in den Monaten der Heuernte über Land fahre, selbst auf dem Weg zu meiner (kreativen) Arbeit, und ich rieche das getrocknete Gras, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich wie ein Drückeberger fühle. In meinem Denken wird die Ornatsöd immer besetzt sein als Inbegriff körperlicher Arbeit.“ Und dennoch: Sobald der riesige, fast übermenschlich voluminöse Brummbär vom Ausmisten und ersten Sommerromanzen nach getaner Feldarbeit erzählt, leuchtet seine Verbundenheit zu „dahoam“ deutlich spürbar auf. „Wenn es dich mal hat, das Bäuerliche, es lässt dich nicht mehr los“, beschließt er ein Kapitel seines Buches.


Ihn selbst habe der Bauernhof vor allem gelehrt, vorzusorgen, sagt Fischer. Im Sommer galt die klare Ansage des Vaters: „Wenn Heuernte ist, mach die Scheune voll! Wer weiß, wie lang der Winter dauert.“ Über die Diagnose Parkinson will der Schauspieler am liebsten gar nicht sprechen. Die zeitweise bleierne Müdigkeit und Konzentrationsschwäche solle sein Leben nicht beherrschen. Auf der Bühne hat er sich seit dem Krankheits-„Outing“ neu erfunden. Heute rezitiert Fischer in seinen Shows eigene Lyrik und lässt sich von Musikern jazzig begleiten. Er macht zwar weniger Termine, doch Rücktritt oder gar Ruhestand sind kein Thema. Und nein, selbst in Zeiten der „Landsehnsucht“ und Entschleunigung werde er kein (Hobby-)Landwirt. Reingard Bröcker

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.