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Mastitis: Was taugt Homöopathie wirklich?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Homöopathie boomt in der Tiermedizin, doch ihre Wirkungsweise ist umstritten. Wie die Mittel an über 200 euterkranken Kühen wirkten, haben Prof. Dr. Rudolf Staufenbiel und Fanny Ebert von der Freien Universität Berlin getestet.


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Ob heiße Viertel, stinkendes Sekret, Stückchen in der Milch oder schlichtweg hohe Zellzahlen: Die Homöopathie scheint gegen alle Formen der Mastitis etwas zu haben. Und für Praktiker ist es verlockend, solche Mittel einzusetzen. Im Gegensatz zu Antibiotika fallen nämlich keine Wartezeiten an, es entstehen keine Resistenzen, und den Erwartungen der Verbraucher kommt man auch noch entgegen.


Obwohl die Wirkung sowie Vor- und Nachteile noch nicht geklärt sind, werden Homöopathika in der Mastitisbehandlung immer häufiger eingesetzt.


Mit Placebo verglichen:

Um die Wirksamkeit von Homöopathika zu testen, haben wir 210 akut an Mastitis erkrankte Kühe mit Homöopathika und Placebos behandelt. Die Ergebnisse haben wir anschließend miteinander verglichen.


Wir haben die Tiere nach einem Zufallsprinzip in eine Homöopathie- und eine Placebo-Gruppe eingeteilt. Außerdem haben wir zur Überprüfung der Selbstheilung gegen Ende der Studie eine homöopathisch unbehandelte Kontroll-Gruppe mitgeführt.


Die Tiere der Homöopathie-Gruppe wurden ein- bis fünfmal täglich mit einem Komplex-Homöopathikum, die Tiere der Placebo-Gruppe mit einem entsprechenden Placebo behandelt.


Keine besseren Ergebnisse:

Es gab weder Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen noch zwischen der jeweiligen Behandlungsgruppe und der unbehandelten Kontrollgruppe. Die Ergebnisse lassen keine Wirksamkeit der homöopathischen Therapie gegenüber der Placebo-Gruppe oder Selbstheilung erkennen.


Es ist demnach auch kein Wirkstoff-effekt der eingesetzten homöopathischen Mittel nachweisbar. Bei derzeitigem Kenntnisstand können wir die Homöopathie als Alternative in der Mastitisbehandlung beim Milchrind nicht empfehlen.


Deshalb sollten homöopathische Mittel nicht als Medikament angesehen werden und bei einer Therapie höchstens unterstützend verabreicht werden.


Lebensbedrohlich:

Die Untersuchung zeigt außerdem, dass Homöopathika keine schulmedizinischen Medikamente ersetzen können. Bei lebensbedrohlichen Situationen, wie z.B. Knochenbrüchen, Labmagenverlagerungen, festliegenden Tieren und dem Verdacht auf eine seuchenhafte Krankheit, muss auf Homöopathika verzichtet beziehungsweise die homöopathische Behandlung abgebrochen werden!


Stattdessen muss das Tier so schnell wie möglich dem Tierarzt vorgestellt werden, damit es gründlich untersucht und schulmedizinisch behandelt wird.


Haltungs- und Hygienemängel können mittels Homöopathie ebenfalls nicht behoben werden. Prinzipiell muss vor einer homöopathischen Behandlung immer die Ursache der Erkrankung abgeschafft werden.


Um die Ursache des Problems zu erkennen und die Grenzen der Homöopathie abschätzen zu können, bedarf es eines gut ausgebildeten Therapeuten und entsprechender Diagnostik. Tierheilpraktiker besitzen für die Diagnosestellung und Wahl der korrekten Therapie keine ausreichenden Kenntnisse, sodass in jedem Fall ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte.


Homöopathie als Werkzeug.

Wenn es nicht der Wirkstoff in den Homöopathika ist, der die Linderung verschafft, was ist es dann? Dafür gibt es eine relativ einfache Erklärung:


Durch die häufige Verabreichung der Mittel (ein- bis fünfmal täglich für mindestens fünf Tage) ist der Anwender gezwungen, die Kuh mehrmals täglich aufzusuchen. Das führt automatisch dazu, dass er das Tier engmaschig überwacht und schnell erkennt und reagiert, falls sich der Zustand des Tieres verschlechtert.


Außerdem kann sich häufiger Kontakt positiv auf die Mensch-Tier-Beziehung auswirken, sofern man ruhig und freundlich mit der Kuh umgeht. Das kann positiven Stress („Eustress“) auslösen, der die Leistungsfähigkeit, Gesundheit und das Wohlbefinden fördert.


Es gibt noch einen Vorteil: Der Betreuer erhält durch die homöopathische Behandlung des erkrankten Tieres mehr Verantwortung und identifiziert sich möglicherweise stärker mit seinen Aufgaben im Krankenabteil. Den Einsatz von homöopathischen Mitteln könnten Betriebsleiter also auch als Werkzeug zur Mitarbeitermotivation nutzen.


Fehlt jedoch der Kontakt zum Tier (Verabreichung über das Wasser oder Futter), wird das Mittel nur einmalig verabreicht oder wenn die homöopathische Behandlung für das Tier mit Schmerzen und Stress verbunden ist, bleibt der positive Effekt wahrscheinlich aus.


Da nur Globuli auf die Vaginalschleimhaut gelegt werden, wird die erkrankte Kuh keine schmerzhaften Erfahrungen mit der Behandlung verbinden. Würde man mehrmals täglich ein Homöopathikum spritzen, wäre die Therapie ein schmerzhafter und negativer Eingriff für das Tier.


Es sollte also dabei ein ähnliches Therapiekonzept wie in der beschriebenen Studie verwendet werden.


Mit Schulmedizin:

Beachtet man die Hinweise, könnte eine kombinierte Therapie von homöopathischen und schulmedizinischen Medikamenten in Milchviehbetrieben vorteilhaft sein: Man schenkt der Kuh zwangsläufig mehr Beachtung und vermeidet, dass konventionelle Medikamente zu früh oder unnötig verabreicht werden. Bestenfalls kann das den Antibiotikaverbrauch reduzieren.


Landwirte, die homöopathische Mittel einsetzen, sollten diese nicht als Medikament, sondern als Hilfsmittel zur Verbesserung der Tiergesundheit ansehen. -pei-

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