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Volles Rohr: So läuft die Drainage wieder!

Lesezeit: 9 Minuten

Meist funktionieren Drainagen über Jahrzehnte. Der nasse Herbst brachte allerdings vielerorts massive Mängel ans Licht. Zeit, die unterirdischen Entwässerer einmal genauer zu checken.


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Der Nachbar sät bereits und auf der eigenen Fläche steht noch das Wasser. Hier stimmt etwas mit der Drainage nicht; gute Drains legen Felder auch nach schweren Schauern wieder trocken. Spätestens jetzt wird es Zeit, sich mit der Drainage zu beschäftigen. Denn: Selbst wenn viele Systeme über Jahrzehnte halten – irgendwann ist auch bei ihnen die natürliche Lebensgrenze erreicht! Doch wann kann gespült, wann muss geflickt und wann muss sogar komplett neu drainiert werden? Das haben wir mit den Drainage-Experten Birgit und Sven Thomsen aus Schleswig-Holstein be­sprochen.


Eisen: Feind der Drainagen


Bei den Drainagen gibt es unterschiedliche Systeme. Während man bis 1960 ausschließlich Tonrohre von Hand verlegt hat, kamen ab den Sechzigern nur noch Kunststoff-Rohre zum Einsatz. Ihr Vorteil ist ihre maschinelle Verlegung. Mit der Einführung der PVC-Technik wurden in ganz Deutschland erste großflächige Drainmaßnahmen durchgeführt.


Viele dieser Systeme – ob Ton oder Kunststoff – sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Zwar gibt es auf manchen Äckern durchaus Systeme, die schon seit 100 Jahren zuverlässig funktionieren, doch die durchschnittliche Lebensdauer von Drainagesystemen wird mit 25 bis 30 Jahren angegeben. In dieser Zeit unterliegen sie natürlichen Einflüssen wie Verockerungen (Ablagern von Eisen), Verschlämmen oder auch Verwachsungen durch Wurzeln. Aber auch mechanische Einflüsse wie das Befahren mit schweren Maschinen oder eine zu tiefe Bodenlockerung können den Drains zusetzen bzw. sie zerstören.


Die häufigste Ursache für nicht ziehende Drainagen ist das Dichtsetzen der Drainschlitze durch Verockerungen. Das erkennen Sie, wenn an den Ausläufen ockerfarbene Würste austreten. Oft ist es dann zu spät. Auch eine Drainage aus der noch Wasser läuft, kann bereits größtenteils dicht sitzen. Wenn die Eisenablagerungen aushärten, wird’s sogar mit einer Hochdruckspülung schwer.


Ein weiterer Grund für kaputte Drainagen sind häufig nicht tief genug liegende Systeme. Früher hat man gerade auf Grünland die Stränge nicht so tief verlegt wie auf Ackerflächen. Viele Grünlandflächen wurden später zu Ackerland umgebrochen. Durch schwere Maschinen und zu tiefe Bearbeitung kann die Drainage beschädigt sein.


Aufgraben grenzt Fehler ein


Wenn die Drainage nicht mehr läuft, muss man den Fehler möglichst eingrenzen. In den meisten Fällen kommen Sie um Probegrabungen nicht herum. Erst der Bagger legt offen, wie tief die Drains liegen und was in den Rohren unter der Erde wirklich los ist. Wertvoll ist dazu natürlich ein Lageplan der bestehenden Drainage. Oft wurden diese damals aber gar nicht oder nur lückenhaft erstellt. Dann gilt es, sich an Gräben, Wegen oder Baumreihen zu orientieren. Oft ist es sinnvoll, schon bei der Fehlersuche mit spezialisierten Drainagebaufirmen zusammenzuarbeiten. Sie finden mit ihrer Erfahrung die Stränge meist schneller und können die Baggerergebnisse richtig interpretieren, also quasi „in den Boden gucken“.


Bei einzelnen nassen Stellen kann man meistens auch von lokalen Hindernissen in den Strängen ausgehen. Solche Stellen sind nach der Bodenbearbeitung am auffälligsten: Sie machen sich als dunkle Flecken bemerkbar, während der Boden drumherum bereits abgetrocknet und grau ist. Um der Sache auf den Grund zu gehen, müssen Sie direkt an diesen Stellen graben. Manchmal hilft ein Spülen der frei gelegten Problemzone. Sicherer ist es aber, die betroffenen Stränge auszutauschen und neu anzuschließen. Dabei sollten Sie aber nicht zu sparsam sein und lieber ein Rohr zu viel als zu wenig austauschen. Denn das Einrichten der Baustelle, also das Anrücken der Maschinen, wird in jedem Fall fällig.


Sind größere Flächen vernässt, können Sie auch Teilstücke neu drainieren. Das muss nicht gleich die ganze Fläche sein. Neue Stränge können an das bestehende System angeschlossen werden. Ist die gesamte Fläche zu nass, sollten Sie über eine komplett neue Drainage nachdenken. Anzeichen hierfür kann zum Beispiel eine deutlich spätere Befahrbarkeit der Fläche als in den Vorjahren sein. Auch Zeigerpflanzen wie Windhalm, Huflattich oder Binsengewächse weisen auf vernässte Böden hin.


Alte Drains durchkreuzen


Wenn mehrere Stellen der Drainage defekt sind, oder wirklich die ganze Fläche vernässt, kommen Sie um eine Neuanlage nicht herum. In vielen Fällen ist das Neu-Drainieren einfacher und nachhaltiger, als immer wieder einzelne Teilstücke zu flicken.


Wenn noch alte Drains liegen, gilt es einige Grundsätze zu beachten: Die neue Drainage sollte etwas tiefer liegen als die alte. Abhängig ist das aber immer von der Vorflut, also dem Sammler oder dem Mündungsgraben. Die Vorflut gibt die maximale Tiefe vor. Bei Systemdrainagen wie zum Beispiel dem Fischgrätensystem sollten die neuen Stränge quer zu den alten liegen. Die neuen Stränge durchkreuzen die alten und zerstören sie. Bleiben alte Stränge auf langen Strecken intakt, saugen sie den neuen Drains das Wasser weg und verursachen so stellenweise wieder Vernässungen. Ist das vollständige Zerstören nicht möglich, müssen alte Leitungen unbedingt an die neuen angeschlossen werden.


Bei einzelnen Drainen, die direkt in einen Graben münden, sollten Sie die neuen Stränge mittig zwischen die alten legen.


Zeit fürs Drainieren ist das ganze Jahr. Idealerweise ist der Boden aber trocken, damit keine Verdichtungen entstehen. Am besten eignet sich die Zeit nach der Ernte und vor der Bodenbearbeitung. Aber auch auf Frost (bis etwa 10 cm) oder sogar im Bestand ist das Drainieren möglich.


Heute setzen Drainagebauer meist einen Drainpflug ein. Vorteil dieser Technik ist der geringere Eingriff in das Bodengefüge. Im Gegensatz zur Drainagefräse durchmischt der Pflug den Boden nicht, es entstehen weniger Feinanteile, die die Rohre verstopfen könnten. Sollen bestehende Stränge angeschlossen werden, hat die Fräse allerdings Vorteile, weil man die alten Leitungen besser findet. Je nach Bodenart und Gelände sind Tagesleistungen bis zu 2 000 m und mehr drin. Der Pflug hat dabei die deutlich höhere Flächenleistung.


Das Höhensignal empfangen die Drainagemaschinen meist über einen Laser. Diese Technik ist relativ günstig und hinreichend genau. Die meisten Drainagebauer zeichnen die von ihnen gelegten Systeme automatisch mittels GPS auf. Die Drainagepläne vereinfachen später die Suche und Reparaturen. Hilfreich ist eine Darstellung in google earth. Ein professioneller Plan sollte die Lage und Durchmesser der Draine, Saugerabstand und -tiefe, Material, Geländehöhen, sowie Angaben zur Sohle und zum Wasserstand der Vorflut beinhalten.


Boden bestimmt die Drainage


Wie eine Drainage angelegt werden sollte, ist abhängig vom Boden und vom Gelände. Sie müssen dem Drainagebauer die Fläche erklären und Besonderheiten vermitteln. Idealerweise wird eine Bodenprobe genommen. Erst dann werden Richtung und Durchmesser des Entwässerungssystems festgelegt. Es gibt zwar einige grundsätzliche Parameter zur Drainageplanung (siehe Übersicht), vieles hängt aber auch mit Erfahrung und den örtlichen Gegebenheiten zusammen. Die ideale Lösung sollten Sie gemeinsam mit dem Dainagebau-Unternehmer finden.


Die maximal mögliche Tiefe gibt die Vorflut vor. Von ihr aus wird das gesamte System geplant. Die Vorflut muss so tief sein, dass die Ausmündungen zumindest in den Bearbeitungs- und Vegetationsmonaten immer über dem Wasserstand liegen. Wichtig ist das Einhalten der Mindesttiefe von 80 cm bei Sammlern und 70 cm bei Saugern. Die Länge der Sauger und Sammler richtet sich nach Durchmesser und Gefälle.


Den Durchmesser bestimmt die zu drainierende Fläche sowie die erwartete durchzuleitende Wassermenge. Sammler bis 20 cm kann der Drainagepflug verlegen. Ist ein noch größerer Abfluss erforderlich, müssen Rohre per Bagger verlegt werden. Bietet sich ein Graben als Vorflut an, entfällt der Sammler und die Sauger münden direkt in den Graben.


Je tiefer, desto besser


Der Abstand der Sauger zueinander hängt vom Boden ab. Auf einem guten Standort mit ausreichender Draintiefe sollten es zwischen 10 und 16 m sein. Ist die Tiefe durch die Vorflut begrenzt, sind geringere Abstände nötig. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Sauger liegen, desto besser ziehen sie! Die PVC-Sauger haben heute üblicherweise einen Durchmesser von 6,5 cm.


Beim Material der Rohre haben Sie die Wahl zwischen ungefilterten, nackten PVC-Rohren und Vollfilterrohren (Kokos oder Polypropylen-Ummantelung). Vor Gefahr der Versandung schützen Vollfilterrohre. Neigt der Boden zur Verockerung, sollten Sie das System unbedingt spülbar anlegen. Sammel- und Kontrollschächte sollten in den ersten Jahren unbedingt herausgucken. Erst wenn sich nach ein paar Jahren wirklich keine Ablagerungen zeigen, dürfen Sie den Schacht absenken.


Rohre sollten außerdem nicht zu dicht an Knicks oder Hecken liegen. Bei stark und tief wurzelnden Bäumen (Weiden) hat der Sammler am besten keine Schlitze. Auch bei neuen Bepflanzungen sollten Sie immer an bestehende Drainagen denken. Es gibt auch noch Drainagesysteme mit Kies- oder Splitfüllungen. Diese aufwändigen Verfahren sind auf landwirtschaftlichen Flächen aber eher unwirtschaftlich.


Damit die Ausläufe bei der Grabenpflege nicht beschädigt werden, sollten Sie sie vernünftig markieren. Die Ausläufe sollten außerdem ein paar Zentimeter in der Böschung „versteckt“ liegen. Froschklappen sind Pflicht!


Fazit


Tauchen auf einer drainierten Fläche plötzlich Vernässungen auf, lohnt es sich, direkt nach der Ursache zu suchen. Durch gezieltes Graben und Interpretieren des Ergebnisses lassen sich die Fehler oft exakt eingrenzen.


Im einfachsten Fall spült man die betroffenen Stränge an der Grabungsstelle. Sobald eine Drainage-Maschine anrückt, sollten Sie großzügiger reparieren, damit sich der Einsatz lohnt. Profis kombinieren die Ersatzdrains geschickt mit dem vorhandenen Netz. Bei der großen Lösung wird die komplette Fläche neu drainiert. Hier ist es wichtig, die alten Stränge zuverlässig zu zerstören, damit sie der neuen Anlage nicht das Wasser abgraben.


Ganz billig ist der Spaß nicht gerade: Pro Hektar drainierter Fläche müssen Sie mindestens 1 500 € einplanen – beugt das langfristig Ernteausfällen vor, ist das allerdings gut angelegtes Kapital!


J.-M. Küper

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