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top agrar-SerieGreening mit Körnerleguminosen - Das eiweißreiche Vorfruchtwunder

Lesezeit: 8 Minuten

Die Lebensmittelbranche setzt bereits auf Süßlupinen, Landwirte zögern noch. Wichtig für den Anbauerfolg ist gesundes, geimpftes Saatgut, erklärt Dr. Jana Peters, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei, Mecklenburg-Vorpommern.


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Enge Getreide- und Rapsfruchtfolgen sind spätestens seit dem Greening nicht mehr möglich. Das ist eine neue Chance für die Blaue und Weiße Lupine wieder auf dem Acker Fuß zu fassen. Denn mit Süßlupinen bauen Sie eine weitere Hauptkultur an und können ökologische Vorrangfläche nachweisen (Faktor: 0,7). In einigen Bundesländern sind sie auch als Agrarumweltmaßnahme förderfähig.


Die Sommerung lässt sich gut in die meisten Fruchtfolgen integrieren und bietet als Leguminose viele Vorteile:


  • Auf eine N-Düngung können Sie verzichten, da die Lupine sich selbstständig mit dem Nährstoff aus der Luft versorgt (symbiontische N-Fixierung). Zusätzlich reichert sie den Boden mit Stickstoff an, den auch die Folgekultur optimal nutzen kann. Das verbessert gleichzeitig die N-Bilanz der Fruchtfolge.
  • Bei Phosphor-Mangel mobilisieren Lupinen schwer lösliche Phosphate im Boden. Diese stehen dann auch der Nachfrucht zur Verfügung.
  • Ihre tiefen Pfahlwurzeln lockern den Boden auf.
  • Je nach Folgekultur bringt die Lupine eine Vorfruchtwirkung von ca. 100 bis 220 €/ha.


Besondere Ansprüche an ihre Vorfrucht hat die Lupine nicht. Vermeiden Sie jedoch einen direkten Anbau nach Leguminosen und Kleegrasgemenge. Um Fußkrankheiten zu verringern, sollte die Anbaupause mindestens vier bis fünf Jahre betragen. Zudem ist die Kultur nicht selbstverträglich.


Soll der gute Vorfruchtwert der Lupine dem nachfolgenden Winterraps zu Gute kommen, müssen Sie sich beeilen. Meist bleibt wenig Zeit zwischen Ernte und optimaler Rapsaussaat.


Keine Staunässe!

Viele Regionen in Deutschland bieten der Lupine gute Wachstumsbedingungen (s. Übersicht 1, Seite 106). Sie ist sehr genügsam und hat einen geringeren Wasseran­spruch als andere Körnerleguminosen, wie z. B. Futtererbsen. Während der Keimung und in der Blüte ist ausreichend Wasser aber wichtig, damit sie ihr Ertragspotenzial ausschöpfen kann. Auf Staunässe reagiert die Lupine sehr empfindlich. Auch sollte die Ackerzahl über 25 liegen. Blaue und Weiße Lupinen unterscheiden sich jedoch etwas in ihren Standortansprüchen (s. Übersicht 2, Seite 106):


  • Für Blaue Lupine sind vor allem Gebiete mit kurzer Vegetationszeit, Vorgebirgslagen und Küstengebiete günstig. Regionen mit hohen Temperaturen sind weniger geeignet. Wird es ihr zu warm, wirft sie ihre Blüten ab.
  • Ein warmes, feuchtes Frühjahr kommt der Weißen Lupine sehr entgegen. Um Höchsterträge zu erzielen, sind kühle Temperaturen bis zum Beginn des Streckungswachstums und eine gute Wasserversorgung zur Blüte nötig.


Unkrautfreies Saatbett:

Verdichtete Böden sind für den Anbau von Lupinen ungeeignet. Sie benötigen zur Aussaat tief gelockerte, abgetrocknete Böden mit einer guten Krümelstruktur, damit sich der Bestand von Anfang an gut entwickeln kann. Das lässt sich z. B. durch eine Herbstfurche erreichen.


Ihre geringe Konkurrenzkraft duldet zudem nur wenig Unkrautdruck auf der Fläche. Denn auf Verunkrautung reagiert die Lupine häufig mit Ertragsverlusten. Sorgen Sie am besten schon vor dem Auflaufen für einen „sauberen Acker“, da zu diesem Behandlungstermin die meisten Herbizide zugelassen sind. Ein Totalherbizid sollten Sie dabei allerdings nur bei sehr starkem Unkrautdruck anwenden. Ist eine Behandlung im Nachauflauf nötig, können Sie nur auf wenige Mittel zurückgreifen.


Wer die Lupine nach Minimalbodenbearbeitung aussäen möchte, muss die Herbizidmaßnahmen besonders sorgfältig durchführen, um die Unkräuter und -gräser in den Griff zu bekommen. Eine Auswahl an Herbiziden entnehmen Sie der Übersicht 4 auf Seite 108.


Da Lupinen bereits bei + 3 °C keimen, kann ab Mitte März bis Anfang April die Aussaat mit vorhandener Drilltechnik erfolgen. Bauen Sie diese zum ersten Mal an, ist das Saatgut mit Knöllchenbakterien zu impfen (siehe Kasten Seite 108). Günstig ist ein mittelfeines bis scholliges Saatbett, denn eine zu feine Struktur würde zu einer unerwünschten tieferen Ablage des Saatgutes führen. Wegen der oberirdischen Keimung liegt die optimale Saattiefe bei 2 bis 3 cm. Eine Ablage auf 4 cm ist möglich, um Verluste durch Vogelfraß zu minimieren. Der Reihenabstand beträgt wie auch bei Getreide 12,5 cm. Je nach Art und Sortentyp variieren die Saatstärken (s. Übersicht 3, Seite 107).


Optimal ist für die Lupine ein pH-Wert von 5,0 bis 6,8. Daher sollten Sie nicht zur Kultur kalken. Bei einem Korn­ertrag von ca. 40 dt/ha entzieht sie mit dem Erntegut 40 kg/ha P2O5 und 60 kg je ha K2O sowie 20 kg/ha MgO. Zeigt der Bestand Mikronährstoffmangel, können Sie mit einem geeigneten Blattdünger Abhilfe schaffen.


Neben Nährstoffmangel können auch Pilze und Schädlinge der Lupine zu schaffen machen. Pilzerkrankungen, wie z. B. Lupinenwelke, Grauschimmel und Mehltau, lassen sich bei rechtzeitiger Diagnose mit Fungiziden eindämmen (einige zugelassene Mittel siehe Übersicht 4 auf Seite 108). Das größte Problem bereitet jedoch die weit verbreitete Anthraknose. Diese Krankheit tritt vor allem bei Nässe auf und kann zum Totalausfall führen. Da der Pilz in erster Linie mit dem Saatgut übertragen wird, sollten Sie in jedem Fall anerkanntes, gebeiztes Saatgut toleranter Sorten einsetzen. Grundsätzlich sind Blaue Lupinen toleranter als Weiße.


Der Blattrandkäfer schädigt vor allem die Blaue Lupine und beginnt im März bzw. April mit seinem Blattfraß. Seine Larven schlüpfen kurz danach und richten den größten Schaden an, indem sie die Knöllchenbakterien aushöhlen.


Die Lupinenblattlaus tritt zwar häufig auf, ist jedoch nur bei starkem Befall bekämpfungswürdig. Zugelassene Insektizide finden Sie in der Übersicht 4 auf Seite 108.


Bei optimalem Anbau und ausreichenden Niederschlägen können Sie mit der Blauen Lupine Erträge von ca. 45 dt/ha und mit der Weißen Lupine bis zu 60 dt/ha erzielen. Dabei ist die Sortenwahl entscheidend, jedoch gibt es nur wenige Sorten. Um für Ihren Standort die passende zu finden, können Sie auf die Sortenempfehlungen Ihrer Landeseinrichtung zurückgreifen.


Bei den Blauen Lupinen sind derzeit acht Sorten zugelassen. Es gibt endständige und Verzweigungs-Typen. Die endständigen Sorten haben sich in Anbaugebieten bewährt, in denen im Sommer höhere Niederschläge fallen und die Wasserversorgung insgesamt besser ist. Diese klimatischen Bedingungen führen dagegen bei den Verzweigungstypen oft zu erneutem Austrieb und Blüte. Die Folge: Gute Druschbedingungen ließen sich hier nur noch durch eine Sikkation ermöglichen.


Wenige Sorten:

Die Sortenauswahl bei der Weißen Lupine ist sehr eingeschränkt. Derzeit ist nur eine Sorte verfügbar. Wegen ihrer hohen Anthraknose-Anfälligkeit raten einige Landeseinrichtungen sogar vom Anbau ab. Für einige Ökolandwirte ist sie jedoch ein interessanter Nischenmarkt (top agrar 10/2014 ab Seite 74).


Je nach Abreife lassen sich Lupinen von Ende Juli bis Mitte September dreschen. Im Vergleich zu Futtererbsen sind sie deutlich standfester. Somit treten Kornverluste, Verunreinigungen und eine verzögerte Ernte seltener auf.


Bei der Blauen Lupine ist der Erntezeitpunkt meist bei 95 % brauner Hülsen erreicht. Sie sollten sie möglichst in den Morgenstunden dreschen. So stellen Sie eine bessere Platzfestigkeit der Hülsen sicher und verschenken keinen Ertrag. Anders ist es bei der Weißen Lupine. Sie zeichnet sich durch eine hohe Platzfestigkeit aus. Vor allem bei Nässe werden nicht geplatzte Hülsen mit dem Stroh abgetrennt und erhöhen die Verluste. Daher sollten Sie hier bei der Ernte taunasse Bestände meiden.


Für beide Süßlupinen-Arten lässt sich der Drescher gleich einstellen. Die Dreschtrommel-Drehzahl ist auf die niedrigste Einstellung zu reduzieren, der Dreschkorb sollte weit geöffnet sein und die Windeinstellung muss auf eine hohe Leistung abzielen, um ein schnelles Abtrennen des Strohs zu erreichen.


Der optimale Dreschzeitpunkt beider Lupinenarten liegt bei einer Kornfeuchte von 13 bis 16 %. Er ist aber bereits ab 18 % möglich. Wer das Erntegut im Silo einlagern möchte, benötigt dafür eine Kornfeuchte von 14 %. Feuchtere Chargen sind schonend bei maximal 35 °C zu trocknen. Als Körnerschrotsilage lässt sich feuchtes Erntegut aber auch vergären. Wie neuere Untersuchungen an der Universität Rostock belegen, gelingen bei Restfeuchten von mindestens 35 % gute Silagen. Zudem bietet das Verfahren folgende Vorteile:


  • Sinkende Tannin-Gehalte und
  • kein zusätzlicher Energieaufwand.


Lupinen-Netzwerk:

Zu Anbau und Verwertung von Lupinen gibt es noch viele offene Fragen. Damit beschäftigt sich nun ein vom Bund gefördertes Projekt. Federführend ist die LFA in Mecklenburg-Vorpommern, die von den Landesanstalten in Sachsen-Anhalt und Brandenburg, der LWK NRW und Niedersachsen sowie der LMS Agrarberatung unterstützt wird. Ziel ist ein bundesweites „Lupinen-Netzwerk“. Im Mittelpunkt stehen Anbaustrategien, die Aufbereitung und Verwertung der Lupine in der Tierhaltung sowie neue Produkte für die menschliche Ernährung. Lupinenanbauer, die am Netzwerk teilnehmen möchten, können sich bei der LFA (Annett Gefrom, Tel.: 03843 789203) melden. Auch Interessierte aus Verarbeitungsindustrie und Handel sind gefragt.

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