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Trüffelanbau: Nichts für den schnellen Euro

Rund 300 Landwirte sind in Deutschland bereits in den Anbau von Trüffeln eingestiegen. Die Zucht des wertvollen Pilzes funktioniert, aber sie erfordert Geduld und Know-how.

Lesezeit: 5 Minuten

Jochen Neubert aus Kaltensondheim in Mainfranken trieb nicht nur die Neugier, als er 2016 in den Anbau von Trüffeln einstieg. Der Landwirt und gelernte Koch baut neben ­Getreide, Zuckerrüben und Raps auch Spargel und Erdbeeren an, die er zum Teil direkt an Gaststätten vermarktet, sodass er potenzielle Abnehmer für die Trüffel hat.

Zudem bewirtschaftet er Grenzertragsflächen auf Muschelkalkstandorten, die sich gut für den Trüffelanbau eignen. Der Bodenpilz braucht staunässefreie und kalkhaltige Böden mit einem pH-Wert von über 7,0.

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Schnell gelesen

Rund 300 Landwirte in Deutschland ­haben Plantagen angelegt, um ­Burgundertrüffel zu züchten.

Den vollen Ertrag bringen Trüffel­kulturen erst nach zehn bis dreizehn ­Jahren. Der Trüffelverband kalkuliert mit durchschnittlich 50 kg pro ha und Jahr.

Heimische Trüffel sind gefragt und teuer, aber der Aufwand für den Anbau und die Ernte ist hoch.

Neubert pflanzte auf einer circa 1 ha großen Ackerfläche 700 mit Trüffel-sporen geimpfte Haselnuss-, Buchen- und Eichensetzlinge, zäunte sie ein und verlegte in den Baumreihen eine Tröpfchenbewässerung. Insgesamt gab er dafür rund 20.000 € aus. Weitere Investition war der weiße Labrador Lou, der die Trüffel im Boden aufspüren soll.

Die ersten Burgundertrüffel fand Lou Ende 2021. Erstmals vermarktet haben Neubert und seine Frau Carolin die ­Delikatesse im Sommer 2022. „Der Absatz ist kein Problem“, so der Landwirt, der für seine Burgundertrüffel 750 bis 800 € pro kg verlangt. Eine kontinuierliche Belieferung sei aber noch nicht möglich, weil die Funde bisher noch in kleinen Mengen und sporadisch auftreten. Letztes Jahr haben Neuberts knapp 2 kg Trüffel in ihrer Plantage gefunden, dieses Jahr waren es bis Ende August etwa 400 g.

Der Aufwand für die Pflege der Plantage ist nicht zu unterschätzen
Christoph Sterk

Volle Ernte nach zehn Jahren

Markus Mayer, Geschäftsführer des Verbands für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland e. V., bestätigt, dass es dauert, bis die Trüffelplantagen Ertrag bringen: „Für mykorrhizierte Haselnussbäume gilt: Erste Burgundertrüffel gibt es in der Regel nach sieben bis acht Jahren, selten nach fünf Jahren.“ Bis die Bäume den vollen Ertrag bringen, müssen Anbauer noch länger warten. „Die Erntephase für Burgundertrüffel beginnt nach zehn bis 13 Jahren“, wirbt Mayer für Geduld.

Wegen der langen Wartezeit trete bei manchen Anbauern ein „Blues mit vielen Zweifeln“ auf, manchmal mit der Folge, dass diese ihre Anlagen vernachlässigen, so Mayer, der aber Hoffnung macht: „In Deutschland stehen bereits 30 bis 40 Plantagen, die in der Erntephase bzw. an deren Beginn sind.“ Bei seinen Wirtschaftlichkeitsberechnungen geht der Trüffelverband von durchschnittlich 50 kg Ertrag pro ha und Jahr aus. „Es gibt aber auch Betriebe, die mehr ernten“, ergänzt Mayer.

Sommertrockenheit schadet

Zum Teil würden Trüffel spät entdeckt, weil entsprechend ausgebildete Hunde fehlten. Wichtig sei auch, dass von Mai bis September 30 bis 40 % der Gesamtniederschlagsmenge eines Jahres fallen. Andersherum sei Sommertrockenheit, die in den letzten Jahren immer wieder vorkam, für die Trüffel schädlich.

Bei den Burgundertrüffeln handelt es sich um eine fast ganzjährige Ernte. „Die Zeiten mit keiner oder geringer Ernte unterliegen jedoch Schwankungen“, so Mayer. Die Sommerform sei in der Aromatik etwas schwächer, während die Winterform zwischen Oktober und Dezember das volle Aroma entfalte.

Die Qualität der Trüffel hinsichtlich Konsistenz, Geruch und Geschmack werde von Trüffelkennern aus der Gastronomie bestätigt. Um den Verbrauchern zu helfen, beim Kauf die Qualitäten von Trüffeln zu erkennen, haben die Mitglieder des Trüffelverbandes Qualitätskriterien verabschiedet und allgemeine Grundsätze für die Einstufung in vier Güteklassen festgelegt. Laut Mayer fallen 50 bis 60 % der in Deutschland geernteten Trüffel in Güteklasse I und 20 bis 25 % in Güteklasse II.

600 bis 1.000 € pro kg

Neben der Qualität hängen die Preise für Burgundertrüffel vom Angebot und der Nachfrage ab. Laut Mayer bewegen sich die Preise für Endverbraucher zwischen 600 und 1.000 € pro kg. Perigord-Trüffel, die auch vereinzelt in Deutschland angebaut werden, erzielen Preise ab 1.000 €/kg.

Von den hohen Preisen sollten sich Landwirte, die sich für den Anbau interessieren, aber nicht blenden lassen. Denn die Investitionskosten für das Anlegen einer Trüffelplantage sind beträchtlich. Zudem dauert es lange, bis sie die ersten Erträge bringen. Hinzu kommt der Aufwand für die Pflege der Anlagen, die mehrmals im Jahr gemulcht werden sollten. Darauf verweist Christoph Sterk aus Großlangheim, der 2016 rund 3.000 Trüffelbäume gepflanzt, bisher aber erst 3,5 kg Trüffel geerntet hat. Auch der Aufwand für das Suchen ist nicht zu unterschätzen. Man benötigt einen ausgebildeten Trüffelhund und für das Absuchen einer 2 ha großen Plantage sind nach Angaben des Trüffelverbandes 1,5 bis 2 Stunden zu kalkulieren.

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I N F O S

Für Neueinsteiger

Wer sich für den Anbau von Trüffeln interessiert oder sogar den Einstieg in den Anbau plant, kann sich beim Verband für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland e. V. informieren unter  www.trueffelverband.de  oder per E-Mail unter  info@trueffelverband.de

Der Verband, dem 180 Anbauer an­gehören, bietet kostenlose Infoabende zum Trüffelanbau und Einsteiger­seminare an. Zudem organisiert er einen ­regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern des Verbands mit Besichtigung von Anbauflächen.

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