Wildpflanzen können eine Alternative zu Mais als Energieträger in der Biogasgewinnung sein. Zu diesem Ergebnis kommt die BioConstruct GmbH nach der ersten Ernte von 15 Hektar Blühwiesen mit einer Mischung aus rund 20 Pflanzen, darunter Kamille, Wiesenkerbel, Farne und Margeriten. Die abgeernteten Versuchsfelder in und um Melle lieferten einen Durchschnittsertrag von 31,25 t Biomasse pro Hektar. Im Vergleich dazu sind es bei Mais durchschnittlich rund 45 Tonnen. „Das Ergebnis hat unsere Erwartungen im ersten Schritt erfüllt“, freut sich Geschäftsführer Henrik Borgmeyer, der die Initiative „Energie aus Wildpflanzen“ der Kooperation Lebensraum und Artenschutz (KLAr) Melle unterstützt. Das Meller Unternehmen nimmt die geerntete Biomasse zu einem Preis über Marktwert ab, erntet die Wildpflanzen und verarbeitet sie in der Biogasanlage im hauseigenen Agrar-Technologie- Zentrum (ATZ).
Ertrag pro Hektar könnte steigen
Für das kommende Jahr ist Borgmeyer zuversichtlich, dass der Ertrag pro Hektar sogar noch steigen könnte. Bei Blühpflanzen kann man davon ausgehen, dass die Stauden fünf Jahre überleben und nach der Ernte im Herbst wieder neu ausschlagen. Ob sie im zweiten oder dritten Jahr mehr Ertrag liefern, bleibt abzuwarten. Fest steht aber schon, dass BioConstruct sein Engagement ausweitet und die Flächen auf rund 40 ha ausgedehnt hat. Erst wenn auf den Blühwiesen im Jahr 2024 zum fünften Mal geerntet worden sein wird, kann man ein endgültiges Fazit ziehen. Erst dann werden wirklich belastbare Zahlen feststehen. „Das erste Zwischenergebnis ist aber vielversprechend und deutet auf eine nachhaltige Ergänzung für die Biogasproduktion als verlässlicher Energielieferant hin“, so Borgmeyer.
Vorteile gegenüber Silphie
Neben dem guten Ausblick für die Erzeugung von Biogas betont Borgmeyer, dass die Blühwiesen viele positive Auswirkungen für die Natur und die Landwirte haben. Weitere Vorteile für die Landwirte: Die Agrarbeihilfen der Europäischen Union sind an Grünflächen gekoppelt. Die Blühwiesen erfüllen diese Vorgaben, sind ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und liefern gleichzeitig einen wirtschaftlichen Ertrag.
BioConstruct baut seit einigen Jahren auch durchwachsene Silphie an, die aber häufig nicht richtig abreifte und daher zu feucht geerntet werden musste. Der Trockengehalt bei den Wildpflanzen dagegen liegt mit gut 30 Prozent im idealen Bereich, was zu einer sehr guten Verarbeitungsqualität führt. „Das hatten wir so gut nicht erwartet“, freut sich Borgmeyer.