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Ökologische Alternativen für den Mais

Alternativen zu Mais, wie mehrjährige Blühflächen mit Biogasnutzung sind möglich. Das zeigt das Projekt „Energiepflanzenbau und Biodiversität“ im nordrhein-westfälischen Coesfeld.

Lesezeit: 7 Minuten

Die westfälische Landschaft wird immer stärker von dominanten Maisfeldern geprägt. Vor allem in Gebieten mit einer hohen Dichte an Biogasanlagen steige der Fruchtfolgeanteil der hochwachsenden Energiepflanze immer weiter an. Zusätzlich sollen jedoch auch weiterhin Lebensräume für Insekten und Wildtiere geschaffen werden, berichtet die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Um diese beiden Standpunkte, sowie den akuten Flächenschwund zu verbinden, hat es sich die Stiftung auf die Fahne geschrieben, produktionsintegrierte Maßnahmen zu erproben, die bei gleichzeitiger Biogasproduktion, die Biodiversität fördern. Das sechsjährige Projekt „Energiepflanzenbau und Biodiversität im Münsterland“ neigt sich nun dem Ende zu.

Auf einigen Flächen in den Coesfelder Bauerschaften Flamschen und Stevede hatten Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Politik und Wissenschaft die Möglichkeit einen Einblick in die Projektarbeit zu bekommen. Gleichzeitig berichteten teilnehmende Landwirte von ihren Erfahrungen der letzten fünf Jahre. Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und Vorsitzender der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, zeigt sich erfreut über das große Interesse: „Alleine in diesem Jahr haben 37 Landwirte auf 67 ha Ackerland rund um Coesfeld Maßnahmen umgesetzt und das Interesse steigt weiter an.“

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Förderung der biologischen Vielfalt

Ziel des Projektes sei es, ökologisch wertvolle Maßnahmen umzusetzen, die in den Anbau von Energiepflanzen integrierbar seien, die biologische Vielfalt erhalten und fördern und aus landwirtschaftlicher Sicht eine gute Ergänzung zum Mais bieten, erklärt Christiane Baum, Leiterin des Projektes „Energiepflanzenbau und Biodiversität im Münsterland“. Dabei bekamen die Landwirte über den Projektzeitraum von sechs Jahren eine jährliche finanzielle Unterstützung durch die Stiftung. Jede Maßnahme wird individuell vergütet. Außerdem besteht die Möglichkeit, Flächenprämien zu beantragen. Zusätzlich werden die eingesetzten Saatgutmischungen gestellt. Diese sind zum Teil auf Grund ihrer Regionalität vergleichsweise teuer. Bei der Auswahl des Saatgutes werde darauf geachtet, dass sowohl Kultur-, als auch regionale Wildpflanzen enthalten sind. Dabei wird auf das Ziel hingearbeitet, die Strukturvielfalt der heimischen Agrarlandschaft zu erhöhen. Auch Ertrag und ökologische Gesichtspunkte spielen eine große Rolle um die Umstellung einerseits rentabel für den Landwirt machen und andererseits möglichst vielen Wildtieren ganzjährig Nahrung und Unterschlupf zu bieten.

Ertragseinbußen einkalkulieren

Landwirt Dr. Michael Rawert-Messing, Teilnehmer des Stiftungsprojekts, stellte seine Flächen für die Feldrundfahrt zur Verfügung. Er schilderte den Vertretern die Maßnahmen aus der Sicht der Praktiker. Rawert-Messing, der Energiepflanzen für seine eigene Biogasanlage anbaut, macht deutlich, dass sich diese Maßnahmen für ihn als Landwirt nur dann lohnen würden, wenn er weiterhin Förderungen dafür bekäme. Daher sollten solche Maßnahmen finanziell durchdacht und in die Fruchtfolge eingeplant werden. Dabei müsse man vor allem Ertragseinbußen einkalkulieren. Blühflächen und Gemengeanbau können nicht den Ertrag bringen, der vergleichsweise durch Mais eingefahren werden könnte. Wie viele andere Landwirte hat er dennoch ein großes Interesse daran, das Projekt fortzuführen. Man wolle sich gerne weiter aktiv für mehr Biodiversität einsetzen, jedoch habe man nach Ablauf des Projektzeitraumes in diesem Sommer keine weitere Genehmigung bekommen. Der Projektzeitraum inkl. der finanziellen Förderungen laufen nun noch bis zum Frühjahr 2021 und werden dann abgesetzt. Auch Marianne Lammers von der Landwirtschaftskammer NRW unterstreicht seine Meinung. Freiwillige Maßnahmen seien für die Betriebe deutlich schöner als verpflichtende Vorgaben. Vorgegeben ist bei diesem Projekt hauptsächlich die Bestellung der Flächen. So dürfen max. 80 kg N/ha der Fläche zugefügt werden. Diese müssen aus Wirtschaftsdüngern stammen. Mineraldünger sind verboten. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmittel ist in der Regel untersagt. Ausnahmen werden individuell geregelt.

Von Wildkräutern bis Bohnengemenge

Zu Beginn des Projektes wurden alle teilnehmenden Landwirte hinsichtlich pflanzenbaulich und naturschutzfalchlich sinnvollen Maßnahmen für ihren Betrieb beraten. Die Stiftung begleitete die Betriebe dann im Laufe der Jahre weiter als Ansprechpartner. Das Projekt umfasst aktuell sechs verschiedene Maßnahmen, welche individuell mit den Betrieben geplant und an ihre Bedürfnisse angepasst werden. Dazu gehören unter anderem verschiedene ein- oder mehrjährige Blühflächen. Einige werden durch einen jährlichen Schnitt zur Biogasproduktion genutzt. Andere sollen max. alle zwei Jahre mit dem Schlegel bearbeitet werden und bieten daher optimale Bedingungen für Wildtiere. Zusätzlich bringt sie durch ihre umfangreiche Saatgutmischung einen hohen ökologischen Mehrwert. Dies biete sich vor Allem für Schläge an, auf denen zu normalen Bedingungen eher geringere Erträge eingefahren werden.

Da viele Landwirte aus finanzieller Sicht nicht auf die Erträge des Maisanbaus verzichten können, besteht für sie auch die Möglichkeit diesen mit einer Bohnen-Untersaat ökologisch aufzuwerten. Die Stangenbohnen werden gemeinsam mit dem Mais ausgesät, was zur Bodenschonung beiträgt und zusätzliche Arbeitsgänge verhindert. Bezüglich des Ertrages und der Energieleistung mache es nicht allzu große Unterschiede zum konventionellen Maisanbau, erklärt Felix Homann von der Stiftung Westfälischen Kulturlandschaft. Durch die Bohnen würde eine zusätzliche N-Düngung überflüssig, sodass die Kulturen mit der maximal erlaubten Düngermenge von 80 kg N/ha gut zurechtkämen. Zudem locke die späte Bohnenblüte auch im Spätsommer noch Wild und Insekten an und biete ihnen Nahrungs- und Rückzugsmöglichkeiten.

Im Vordergrund der Projektarbeit stehe im Grunde die Nutzung des geernteten Substrates zur Biogaserzeugung, erklärt Christiane Baum. Je nach Maßnahme sei die angebaute Biomasse aber auch zur Verfütterung geeignet, wie z.B. eine Kleegras-Untersaat. Entscheidet sich ein Landwirt für ein Getreidegemenge-GPS, werde die Mischung individuell mit den Bewirtschaftern zusammengesetzt. Je nach Zusammensetzung könne auch hier das Erntegut für die Fütterung eingesetzt werden.

Mehr Tiere auf den Feldern

Das Team der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft hat in den vergangenen Jahren ein besonderes Auge auf die biologische Vielfalt von Flora und Fauna rund um Coesfeld gehalten. Im Vergleich zu Mais- und Getreidekulturen wurden auf den Maßnahmenflächen insgesamt deutlich mehr Arten und Individuen erfasst, erklärt Baum. Durch lange Blütezeiten und über- bis mehrjährigen Bewuchs bieten die erprobten Maßnahmen deutlich längere Rückzugsmöglichkeiten. Ergebnisse der Projektevaluierung zeigten auf, dass über 50 % der teilnehmenden Landwirte selbst Jäger sind und den Wildtieren durch die erweiterten Fruchtfolgen neue Lebensräume errichten wollen. Bei einer einjährigen Beerntung der Blühflächen wird der Schnitt zeitgleich mit der Silomais-Ernte eingefahren, so Baum. Dann müsse nicht zweimal der Häcksler bestellt werden und man könne sich zusätzliche Kosten sparen. Das Erntegut der Blühflächen kann gemeinsam mit dem Mais einsiliert werden. So kann der Landwirt Lagerplatz sparen.

„Energiepflanzenbau und Biodiversität im Münsterland“: In den vergangenen sechs Jahren haben sich im Raum Coesfeld 37 Landwirte mit aktuell 67 ha Ackerland beteiligt. Das Projekt ist Teil eines Verbundprojektes unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Neben zwei Versuchsstandorten im Kreis Coesfeld, gehören auch Projekte im Rheinland und an der Mosel dazu. Im Münsterland konnten verschiedene Maßnahmen zum Naturschutz umgesetzt werden. Diese sollten dabei zukunftsnah und praxistauglich für den Landwirt sein. Ökologisch wertvolle Ergänzungen zur „Monokultur Mais“, die zum Erhalt und Förderungen der biologischen Vielfalt beitragen, wurden in die Fruchtfolge eingegliedert. Neben dem Anbau von ein- oder mehrjährigen Blühstreifen oder -flächen, die teilweise auch energetisch genutzt werden können, wird der Maisanbau selbst durch Untersaaten oder Gemengeanbau aufgelockert. Durch die praktischen Erfahrungen der Landwirte konnte das Projekt über die Jahre immer weiter optimiert werden. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) durchgeführt. Fördermittel stellten das Bundesamt für Naturschutz und die Landwirtschaftliche Rentenbank. Dabei kamen unter anderem Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zum Einsatz.

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