Deutschland soll bis spätestens Ende 2038 die Stromgewinnung aus Kohle beenden. Darauf einigte sich das 28-köpfige Gremium der von der Regierung eingesetzten Kohlekommission am frühen Samstagmorgen bei nur einer Gegenstimme, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Bis 2022 sollen insgesamt 12,5 Gigawatt Kohlekraftwerksleistung aus dem Netz genommen werden, davon drei Gigawatt Braunkohle mehr als bisher ohnehin vorgesehen. 2030 sollen noch höchstens neun Gigawatt Braunkohle und acht Gigawatt Steinkohle am Netz sein Im Jahr 2032 soll überprüft werden, ob das Ausstiegsdatum auf frühestens 2035 vorgezogen werden kann. Die Kohleländer sollen 20 Jahre lang 40 Milliarden Euro vom Bund bekommen. Darüber hinaus soll der umkämpfte Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen erhalten bleiben.
Zur Entlastung von Privathaushalten und der Wirtschaft hält die Kommission unter anderem einen Zuschuss von mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr für erforderlich, wie es nun im Abschlussbericht heißt, um z.B. die Netzentgelte zu senken. Eine zusätzliche Abgabe oder Umlage für Stromkunden soll es nicht geben.
„Enttäuschende Bilanz“
Die Reaktionen der erneuerbaren Energien-Branche auf den Bericht fallen sehr unterschiedlich aus:
- Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sind enttäuscht darüber, dass es keine belastbare Einigung zur Einführung eines CO₂-Preises gegeben hat. Aus Sicht der EWS hat die Kommission damit ihr Ziel klar verfehlt. Der Kompromiss sei zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele nicht ausreichend. Zudem sei die Zustimmung der Industrie und Kraftwerksbetreiber mit enormen finanziellen Zusagen erkauft worden.
- „Endlich ist ein definiertes Enddatum für die Kohleverstromung formuliert. Die jetzigen Enddaten zur Kohleverstromung' sind aber leider viel zu spät, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen“, kommentiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
- Die Kommissionsempfehlungen für die Reduktion der Kohleverstromung in den 2020er Jahren würden voraussichtlich dazu beitragen, das nationale Klimaschutzziel 2030 zu erreichen, sagt Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie. Die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens würden damit jedoch noch nicht erreicht. Eine Reduktion der Volllaststunden der Kohlekraftwerke ließe sich nur durch einen schnellen Ausbau erneuerbarer Energien sowie eine CO₂-Bepreisung in ausreichender Höhe erreichen. Die Bundesregierung sollte jetzt zeitnah das Klimaschutzgesetz auf den Weg bringen, das sicherstellt, dass das von der Kommission befürwortete 65%-Ziel für Erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 mit dem entsprechenden Zeit- und Mengengerüst umgesetzt wird.
- Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (Dena) meint: „Rechnet man Atom- und Kohleausstieg zusammen, werden nun in knapp 20 Jahren rund 50 Prozent der heute verfügbaren gesicherten Kraftwerkskapazitäten vom Netz gehen. Das ist eine gewaltige Herausforderung für einen hoch entwickelten Industriestandort wie Deutschland, die wir aber werden meistern können. Über das Ende der Kohleverstromung hinaus müssen wir dringend Wege finden, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, Investitionen in neue Gaskraftwerke anzureizen und die Stromnetze für die neuen Anforderungen fit zu machen.“ Wichtig sei auch der Verweis der Kommission auf eine Reform des ökonomischen Rahmens der Energiewende und die Prüfung einer CO₂-Bepreisung.
- „Es ist gut, dass die Kommission den Klimaschutzbeitrag des Energieträgers Gas beim Auslaufen der Kohleverstromung bis spätestens 2038 deutlich benennt. Insbesondere die Empfehlung, dass Kraftwerksbetreiber bei der Umstellung von Kohle auf Gas finanziell unterstützt werden sollen und die Betonung der zentralen Rolle von Wasserstoff für die Sektorenkopplung zielen in die richtige Richtung. Mit der zentralen Energiewendetechnologie Power-to-Gas kann Wind- und Sonnenstrom in klimaneutralen Wasserstoff oder Methan umgewandelt werden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Prof. Dr. Gerald Linke.
von Erwin Schmidbauer
Ob das klug ist?
2022 sollen die Atomkraftwerke vollständig stillgelegt werden und bis dahin schon 1/4 der Kohlekraftwerke ebenfalls schon stillgelegt sein. Oder haben wir es hier wieder mit wohlfeilen Absichtserklärungen zu tun, die nicht umgesetzt werden?
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von Jens Geveke
@Christian Bothe zum Eike
Das "Institut Eike" ist eine Ansammlung von Wissenschaftler, oft in Rente, die Vortäge zum Widerlegen der Klimawandelstudien zusammenstellen. Auf den ersten Blick erscheint das alles plausibel, wenn man sich da aber mehr mit beschäftigt, dann merkt man wie wackelig da oft die ... mehr anzeigen Argumentation ist, dass einige Argumente schlichtweg falsch zusammengestellt sind und oft darauf aufbauend vereinfachte, falsche Aussagen getroffen werden. Insgesamt ist dass alles sehr zweifelhaft, was da gemacht wird und ich finde auch gefährlich. Das ist ein ähnliches Niveau, als wenn PETA über Agrarindustrie diskutiert. Beispiel: "Zu Beginn der Erdgeschichte hatten wir 10% CO2 in der Atmosphäre, jetzt wesentlich weniger. Kommt der Wert unter 150ppm, können die Pflanzen nicht mehr wachsen. Also ist es unsere Aufgabe, das gebundene CO2 aus dem Boden der Atmosphäre zurückzugeben." Auf den ersten Blick könnte das logisch klingen, jedoch ist das einfach ein wissenschaftliches Wirrwar von Fakten, falsch zusammengetragen. weniger anzeigen
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von Ansgar Tubes
Ist doch wie in so vielen Bereichen...
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!
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von Christian Bothe
CO² Thematik
Auch interessante Recherchen zum Thema, was zum Nachdenken anregen sollte. http://www.eike-klima-energie.eu/)
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von Andreas Gerner
Das Klima ist eben empfindlich.
@ Bothe: Mit Prozentrechnen lässt sich die Physik nicht verarschen. Kleine prozentuale Veränderungen der Atmosphäre können halt schnell ein paar Grad Differenz ausmachen. 3 Grad sind ja prozentual auch nur vergleichbar wenig (wenn man von Null Kelvin an rechnet etwa gut 1 Prozent). ... mehr anzeigen Aber für Wetter und Lebewesen sind 3 Grad eben ein bedeutender Unterschied. Dazu kommen dann noch Effekte einer Kettenreaktion (Polkappen eisfrei also weniger reflektiertes Sonnenlicht, frei werdendes Methanhydrat am Meeresboden, Wüsten statt Pflanzen) die dann in Gang kommt. Wissenschaftler warnen, wir könnten dann nicht mehr wirksam eingreifen. Dann reden wir nicht mehr darüber, mit wie viel Aufwand sich die Menschheit anpasst, sondern ob sie überhaupt überlebt. Dagegen sind Dinge wie ein paar "störende" Windmühlen oder ein paar Cent mehr für den Strom doch lächerlich. weniger anzeigen
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von Jens Geveke
diese CO2-Berechnerei, wie wenig %-Anteil davon woher stammen, ist reine Stammtischprallerei. Die Mengen sagen nichts über die Klimawirksamkeit aus. Eine Fensterscheibe, die 30cm dick ist lässt das Licht ungehindert durch. Ich kann sie auch noch dicker machen, es bleibt hell. Klebe ich ... mehr anzeigen eine dünne schwarze Folie darauf, schon ist es dunkel, obwohl die Folie auch nur 0,0x % der Fensterscheibe ausmacht. Fakt ist, dass wir zur Zeit soviel fossiles CO2 pro Jahr in die Luft emittieren, wie die Erde in 1 Mio Jahren eingelagert hat. Und das seit Jahrzehnten und aktuell noch mit steigender Tendenz. Und mit der CO2-Einlagerung hat es die Erde geschafft, das Klima abzukühlen. Und das alles holen wir jetzt in kürzester Zeit heraus Das kann nicht ohne Auswirkung bleiben, egal wie wenig % das von der Gesamtatmosphäre ist. weniger anzeigen
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von Christian Bothe
CO2...
@Gerner,noch ein paar Zahlen: der menschengemachte Klimawandel 1,2% des atmosphärischen CO2(BUA).0,00152%CO2 beträgt der Anteil des atmosphärischen CO2 anthrogenen Ursprungs.Nur mal so ein paar Fakten zum CO2...
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von Christian Bothe
Kohlekraftwerke
So wie von Merkel die Energiewende proklamiert,war und ist es der falsche Weg.Wir verzichten auf den emissionsfreien Atomstrom während das hochgelobte Frankreich zweidrittel der VW mit Atomstrom versorgt...Lieber verspargeln wir die Landschaft mit Windmühlen anstatt auf vorhandene ... mehr anzeigen Alternativen wie Solar auf Dächern,Wasserkraft,dezentrale Biogasanlagen und halt auch noch Kohlekraftwerke zu setzen. Gottseidank gibt es genug BI gegen diese Spuk.Einen Winter wie 78/79 hätte diese Energieerzeugung ehe nicht überlebt.Die einzig sichere Stromversorgung erfolgte durch Atomkraftwerke.So weit die Praxis. weniger anzeigen
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von Heinrich-Bernhard Muenzebrock
Fantasien
Wenn Deutschland die AKW und Braunkohlekraftwerke mit vielen Steuergeldern stilllegt, dann werden wir den Strom aus dem umliegenden Ausland zukaufen müssen!!!. Im Winter wird kaum Solarstrom erzeugt, die Windkraftanlagen produzieren auch tagelang keinen Strom und die Deutschen sitzen im ... mehr anzeigen Dunkeln. Dazu kommt der steigende Strombedarf für die "zukunftsweisende" Technologie E-Autos, Busse und LKW`s. Um diesen Missstand auszugleichen müssen wir Strom aus dem Ausland der nicht regenerativ erzeugt wurde teuer zukaufen. Die Strompreise werden in den nächsten Jahren weiter steigen. In 10 - 15 Jahren werden wir mindestens 50 Cent für 1 Kilowatt bezahlen!. Dazu kommt, dass unsere CO² Emmisionswerte auf die übrigen Länder der EU aufgeteilt werden. Neue Kraftwerke sind die Folge. Es kommt mir manchmal so vor, dass wir in Deutschland die Welt retten müssen. Wir Deutsche werden die Welt nicht retten können. Wir sollten wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und mal über unsere Vorgehensweise nachdenken. Auch bei der Dieselproblematik lachen sich doch unsere Nachbarländer kaputt. Wir sollen unsere Dieselfahrzeuge gegen neue umtauschen und die alten Fahrzeuge fahren in den umliegenden Ländern munter weiter und verpesten die Luft. Das ist doch Irrsinn!!! weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Keine ehrgeizigen Ziele
20 Jahre sind verdammt lang. Dass man so lange an der Braunkohle festhält, ist unbegreiflich. Mit einer vernünftigen Förderung des Ausbaus von Erneuerbaren Energien (Strom und WÄRME und VERKEHR), dem ein oder anderem Pumpspeicherkraftwerk und wo wirklich nötig auch Übertragungsnetz ... mehr anzeigen wäre die Strom- und Wärmemenge bereits heute CO²-neutral verfügbar. Wir waren mal auf einem guten Weg(EEG-Förderung), dann wurde aber mit steigender Angebotsmenge grundlos bei den Erneuerbaren statt bei Kohle auf die Bremse getreten. Statt das sinnvolle Werkzeug CO²-Zertifikate endlich wirksam zu gestalten, hat man sogar noch den weiteren Windkraftausbau "gedeckelt" oder gar in Bayern von einem gewissen Horst ganz abgewürgt und den Biogaszubau an die Wand gefahren. Ich fürchte, jetzt wird man sich auf dem leicht zu erreichenden Ziel 2038 ausruhen und die Energiewende weiter schleifen lassen. Stattdessen müsste aber dringend die Kohlekraft durch verknappte CO²-Zertifikate oder einem Verbot der ineffizienten Nasskohleverbrennung zurückgedrängt werden. Oder schert man sich in Wahrheit einen Dreck um die Pariser Ziele??? weniger anzeigen
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