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Mit „Swaps“ gegen steigende Zinsen?

Lesezeit: 5 Minuten

Die derzeit niedrigen Kreditzinsen für 20 Jahre oder länger sichern? Das geht, aber nicht ganz ohne Risiko.


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Kredite sind derzeit sehr günstig. Viele Landwirte fragen sich deshalb bei größeren Investitionen, wie sie sich die niedrigen Kreditzinsen für möglichst lange Zeit sichern können.


Bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank können Sie die Zinsen für maxi-mal 10 Jahre festschreiben. Etwas größer ist der Spielraum bei den örtlichen Banken. Auf Nachfrage sind hier viele Institute bereit, auch eine Zinsbindung von 15 Jahren zu gewähren. Mit dem dafür verlangten Aufschlag von 0,3 bis 0,5 %- Punkten (gegenüber der 10-jährigen Festschreibung) kann man gut leben.


Geht‘s auch länger?

Was aber, wenn Sie die Zinsen für die gesamte Kreditlaufzeit festschreiben möchten, z.?B. für 20 bis 25 Jahre bei einem Stallbau-Darlehen oder sogar für bis zu 30 Jahre beim Kauf von Grund und Boden? Dann geht dies nur über einen „Umweg“. Denn die Banken spielen hier nicht mehr mit. Vielmehr brauchen Sie einen zweiten Vertragspartner, der Ihnen das Zinserhöhungsrisiko abnimmt. Dies geschieht durch Abschluss eines Zinsswaps. „Swap“ heißt Tausch, darunter versteht man hier den vertraglich festgelegten Austausch von Zinszahlungen während eines bestimmten Zeitraums. Und so funktioniert das ganze in der Praxis:


  • Als erstes vereinbaren Sie mit Ihrer Hausbank ein variables Darlehen mit vierteljährlicher Zinsanpassung auf Basis des 3-Monats-Euribors. Der Euribor-Zinssatz ist ein Referenzzins, der täglich ermittelt wird. Zu diesem Zinssatz leihen sich die Banken untereinander Geld. Dieser Zinssatz liegt derzeit etwa bei 1,0 %. Inklusive einer bonitätsabhängigen Marge von z. B. 1,7 % kostet das Darlehen also heute etwa 2,70 %.
  • Das Problem: Dieser Zinssatz ist variabel – und könnte sich im Laufe der Zeit kräftig erhöhen. Zur Zinssicherung wird deshalb ein rechtlich getrennter zweiter Vertrag mit Festzins abgeschlossen. Für einen Zeitraum von 25 Jahren könnte sich dieser Swap-Zinssatz heute etwa bei 4,2 % bewegen.
  • So lange der Zinssatz Ihres variablen Darlehens (inklusive der Marge) unter 4,2?% liegt, müssen Sie die Differenz an den Swap-Partner abführen. Liegt er höher, erhalten Sie die Differenz von ihm zurück. Damit haben Sie sich über die gesamte Laufzeit (hier z.?B. 25 Jahre) einen festen Zins von 4,20?% gesichert.


Flexibel bleiben:

Beide Verträge – Darlehen und Swap – werden aufeinander abgestimmt. So wie der variable Kredit getilgt wird, verringert sich auch der aktuelle Swap-Betrag, auf den der feste Zins von (im Beispiel) 4,2?% zu zahlen ist. In der Tilgung des aufgenommenen Kredits bleiben Sie frei. Sie können ihn also jederzeit auch schneller tilgen oder sogar komplett ablösen. Dann laufen allerdings die Beträge aus dem variablen Darlehen und dem Swap-Vertrag auseinander. Eine Angleichung ist dann nur möglich, wenn Sie „Swap-Anteile“ verkaufen. Dafür gibt es durchaus einen Markt. Sind die Zinsen im Verkaufszeitpunkt weiterhin niedrig, wäre der Marktwert allerdings negativ und sie könnten nur mit Verlust verkaufen (ähnlich wie bei einer Vorfälligkeitsentschädigung). Bei hohem Zinsniveau könnten Sie dagegen eventuell sogar einen Gewinn (aus diesem Termingeschäft) erzielen.


Wichtig für die Praxis: Swaps kommen erst ab größeren Kreditsummen von etwa 200 000 € in Frage. Als Partner bringen die Hausbanken übergeordnete Verbundpartner, z.?B. bei den Sparkassen die Landesbanken, ins Spiel. Die Vermittlung erfolgt über die Hausbank. Im Grunde schließen Sie mit dem Swap-Vertrag eine Art Zinswette ab: Der Partner spekuliert darauf, dass die Kreditzinsen langfristig niedrig bleiben, so dass er von Ihren Differenzzahlungen profitiert. Auf der anderen Seite sind Sie vor steigenden Zinsen geschützt, weil ab 4,2 % aufwärts (im Beispiel) der Swap-Partner zahlen muss. Wer bei diesem Geschäft letztlich gewinnt oder verliert, weiß man immer erst hinterher. Dies hängt von der künftigen Zinsentwicklung ab – und die kann niemand für so lange Zeiträume wirklich vorhersagen. Hier ein Beispiel aus der Praxis:


Grenzzins berechnen:

Landwirt Huber möchte 10 ha Ackerfläche für eine Summe von 300 000 € kaufen. Die Hausbank bietet ihm ein Annuitätendarlehen mit 25-jähriger Laufzeit und 10-jähriger Zinsbindung zu einem Zinssatz von 3,50?% an. Alternativ könnte er den Kauf auch über einen Swap mit einem gesicherten Zinssatz von 4,20?% über 25 Jahre finanzieren. Aus dem Vergleich der Varianten errechnet sich ein Grenzzinssatz für die Anschlussfinanzierung nach 10 Jahren in Höhe von 6,0?%. Das heißt, wenn Huber ab dem 11. Jahr mehr als 6?% Zinsen für den Bodenkauf-Kredit zahlen müsste, würde er mit dem Swap günstiger fahren.


Die Berechnung des Grenzzinssatzes ist relativ kompliziert. Im Internet finden Sie unter www.test.de/themen/rechner/ und „Welche Zinsbindung ist richtig“ eine Excel-Rechenhilfe zum Herunterladen.


Festzuhalten bleibt: Mit dem höheren Zinssatz, den Sie für den Swap zahlen, erkaufen Sie sich Zinssicherheit für die gesamte Kreditlaufzeit. Das kann in Einzelfällen durchaus sinnvoll sein. Es gibt jedoch einen Pferdefuß, über den man sich klar sein muss. Denn das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Swap-Partners tragen allein Sie als Landwirt bzw. Kreditnehmer. Im schlimmsten Fall zahlen Sie jahrelang – so lange die Zinsen am Markt niedrig bleiben – an den Vertragspartner. Doch wenn Sie bei deutlich steigenden Zinsen auf ihn angewiesen wären, fällt er womöglich durch Insolvenz aus. Dann stünden Sie mit leeren Händen da – Ihre Zinsabsicherung für den dann noch bestehenden Restkredit wäre dahin.


Daraus folgt: Die langfristige Zinssicherung durch Swap-Geschäfte ist keine Standardlösung. Empfehlen kann man sie nur im Einzelfall bei sehr langfristigen und zinssensiblen Finanzierungen (z.?B. Bodenkauf) – und mit einem soliden Vertragspartner, der hoffentlich über die gesamte Laufzeit solvent und zahlungsfähig bleibt.Bernhard Gründken,


Landwirtschaftskammer NRW

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