Dass Thomas Schröder seine Kritik an der Initiative Tierwohl (ITW) in aller Öffentlichkeit breittritt, hat bei Bauern, Schlachtern und Handel Vertrauen zerstört. Dass diese den Tierschutzbund bei der ITW bislang nicht richtig mitreden lassen, allerdings auch. Sollte das Projekt nun Probleme bekommen, wäre das bitter.

Politiker würden dann sofort wieder mit dem Ordnungsrecht wedeln. Eine Verschärfung der Nutztierhaltungsverordnung stünde ins Haus. Nicht alle Volksvertreter haben begriffen, dass man damit die Veredelung ins Ausland verdrängt und den deutschen Bauern die Existenz zerstört. Das zeigt auch der Beschluss des Bundesrates, die ganzjährige Anbindehaltung von Kühen zu verbieten.

Landwirte und Fleischwirtschaft sind bereit, mehr Tierwohl anzubieten. Das haben sie mit ihrem Engagement für die ITW bewiesen. Aber allein kommen sie nicht gegen die Supermarktketten an. Die platzieren Tierwohl-Produkte in ihren Regalen gerne dicht neben den billigen Sonderangeboten, damit möglichst wenige Verbraucher zugreifen. Und bei der ITW strichen sie die großspurig angekündigte halbe Milliarde pro Jahr auf 65 Mio. € zusammen.

Die niederländischen Bauern haben uns vorgemacht, wie man sich aus dieser Zwickmühle befreit. Zusammen mit Tierschützern stellten sie den größten Lebensmitteleinzelhändler dermaßen an den Pranger, dass dieser heute nur noch Produkte mit dem Siegel „Beter Leven“ anbietet. So einen Schulterschluss müssen wir hierzulande auch hinbekommen.

Auch, wenn die müßige Diskussion um Raufutter, Lichteinfall oder Tiergesundheitsindex manchmal nervt: Bauernverband und Tierschützer müssen sich zusammenraufen. Nur so können sie etwas bewegen.