Um die Ernährung der Weltbevölkerung heute wie in Zukunft zu gewährleisten, muss sich nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der nachgelagerte Bereich weiterentwickeln. Der Handel wird weiter wichtig bleiben, dennoch sollte jedes Land erstmal die Menschen „vor seiner Haustür“ satt machen. Darin waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion vom Industrieverband Agrar (IVA) Mitte Mai in Berlin einig.
Prof. Michael Schmitz von der Universität Gießen erklärte, in der Summe seien derzeit ausreichend Lebensmittel vorhanden, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Der Wissenschaftler verwehrte sich dagegen, die Schuld für die Hungerproblematik zu schnell bei den reicheren Ländern zu suchen. Vielmehr sei der Hunger in den betroffenen Länder zu etwa 90 % hausgemacht, unter anderem wegen korrupter Regierungen, fehlender Infrastrukturen oder staatlich gedeckelten Märkten.
Schmitz warnte außerdem davor, den Anbau von Exportgütern in Entwicklungsländern zu verteufeln. Produkte wie Soja, Kaffee, Kakao oder auch Schnittblumen brächten Geld ins Land und verbesserten langfristig die dortige Lage. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass die Einnahmen vernünftig im Land verteilt würden. Auf lange Sicht müsse man über neue Wege nachdenken, da die Bevölkerung wachse und Ressourcen wie Wasser und Boden knapper würden, betonte Schmitz. Dafür sollten alle Register gezogen werden, ökologischer Landbau ebenso wie satellitengesteuerte Präzisionslandwirtschaft oder Gentechnik. Standortabhängig solle entschieden werden, welche Anbausysteme sich eigneten. (AgE)