Der Deutsche Landfrauenverband (dlv) sieht sich als wichtigste berufsständische Interessenvertretung der Bäuerinnen. Dlv-Präsidentin Scherb legt Wert auf die geänderte Mitgliederstruktur und neue Schwerpunkte in der Familienpolitik. Die nächste Bundesregierung soll den Durchbruch in der Digitalisierung schaffen.
„Die Agrarpolitik wird auch künftig ein wesentliches Element unserer Verbandsarbeit sein“, sagt dlv-Präsidentin Brigitte Scherb im Interview mit AGRA-EUROPE. Gleichzeitig trage der Verband der Änderung seiner Mitgliederstruktur Rechnung und setze insbesondere auf Frauen- und Familienpolitik. Scherb sieht in der Bekämpfung der Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen und der daraus resultierende weiblichen Altersarmut eine vorrangige Aufgabe der künftigen Bundesregierung. Erheblich gefordert sei die neue Regierung auch in der Digitalisierung auf dem Land. Hier müsse es in der nächsten Wahlperiode endlich einen Durchbruch geben.
Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft als Daueraufgabe
Der Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft als Rückgrat der ländlichen Räume sei eine Daueraufgabe. Die Landfrauen seien dabei vor allem im Verbraucherdialog gefordert. Sie seien es, „die Verantwortung übernehmen und die Brücke zu den Verbrauchern bilden“. Positiv wertet die dlv-Präsidentin den Willen aller Parteien, ein eigenständiges Bundeslandwirtschaftsministerium beizubehalten. Ein solches Ressort brauche mehr Zuständigkeit in der ländlichen Entwicklung. Nur mit ausreichend Kompetenzen in diesem Bereich könne die vielbeschworene Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen tatsächlich hergestellt werden. Scherb ermuntert Frauen, sich in der Politik zu engagieren und auch hohe Ämter anzustreben.
Dlv registriert keine Politikverdrossenheit bei den Landfrauen und im ländlichen Raum
Als „außerordentlich hoch“ schätzt die Verbandspräsidentin das Interesse von Frauen auf dem Land ein: „Von Politikverdrossenheit kann in den allermeisten ländlichen Räumen keine Rede sein, bei Landfrauen schon gar nicht.“ Die Teilnahme von mehr als 75.000 Besuchern an den bundesweit mehr als 100 Veranstaltungen belege dies eindrucksvoll. Keinen Zweifel hat Scherb, dass die allermeisten Landfrauen bei der Bundestagswahl von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden. Zur Erleichterung der Wahlentscheidung habe der dlv seine Wahlforderungen und eine Synopse der Wahlprogramme vorgelegt. Die Präsidentin begrüßt, „wie intensiv sich die meisten Parteien mit den Fragen beschäftigen, die uns unter den Nägeln brennen“. Das gelte jedoch für alle. „Für Parolen sind Landfrauen nicht empfänglich“, betont Scherb.