96,4 % aller Hähnchen in Nordrhein-Westfalen hätten Antibiotika bekommen. Das verkündete der grüne Landwirtschaftsminister Johannes Remmel im November in seiner Studie zum Antibiotikaeinsatz. Agrarstatistiker des rheinisch-westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung zweifeln die Zahlen aber jetzt an.
„Hier ist Agrarminister Remmel einem Irrtum aufgesessen“, schreiben Prof. Dr. Walter Krämer und Prof. Dr. Thomas Bauer. „Dieser Irrtum liegt darin, dass Betriebe mit Hähnchen verwechselt werden. Wahr ist vermutlich, dass nur 3,6 % der Hähnchen in Betrieben aufgezogen werden, die grundsätzlich auf Antibiotika verzichten“, so ihre Analyse. Es gebe aber viele Mastbetriebe, die einmal bei einem Mastdurchgang Antibiotika bräuchten und beim nächsten Durchgang nicht. Alle Personen, die die Zahl 96,4% verbreitet haben, hätten fälschlicherweise alle gemästeten Hähnchen dieser Betriebe als durch Antibiotika kontaminiert klassifiziert. Daher sei der Prozentsatz der mit Antibiotika behandelten Masthähnchen wahrscheinlich kleiner als 96,4%, sind sich die Fachleute sicher.
Eine genauere Betrachtung der dieser Zahl zugrunde liegenden Studie zeigt laut Krämer und Bauer, dass bei 83 % der untersuchten Mastdurchgänge mindestens eine Arzneimittelbehandlung vorgenommen wurde, während bei 17 % der Durchgänge keine Behandlung stattfand. „Aber auch diese Zahl liefert keinen Hinweis, wie viele Hähnchen tatsächlich mit Arzneimitteln behandelt wurden, da sich die Anzahl der Hähnchen je Mastdurchgang stark unterscheidet.“ Mehr Aufschluss liefert ihrer Meinung nach eine repräsentative Untersuchung des Niedersächsischen Agrarministeriums, die die tatsächliche Anzahl der behandelten Masthühner ausweist. Nach dieser Studie wurden 76 % der Masthühnchen in Niedersachsen mit Antibiotika behandelt.
Die Statistiker haben Remmels Studie daher zur "Unstatistik des Monats" gekürt. (ad)