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Einkommenssituation

Baden-Württemberg: Coronakrise drückt Bauerneinkommen

Vor allem die Schweinehalter stehen laut Joachim Rukwied weiterhin unter Druck: die Jahrespressekonferenz des baden-württembergischen Landesbauernverbands im Detail.

Lesezeit: 5 Minuten

„Die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg liegen erneut unter Bundesdurchschnitt und unter den Ergebnissen des Vorjahres. Bei den Schweinehaltern ist das Einkommen mit fast 60 Prozent massiv eingebrochen. Die Aussichten im aktuellen Wirtschaftsjahr sind für alle Sparten ernüchternd.“ Das erklärte Joachim Rukwied, Präsident des baden-württembergischen Landesbauernverbandes (LBV) zu den Unternehmensergebnissen im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Verbands. Im Schnitt betrug das Ergebnis je Familienarbeitskraft 35.210 € (2019/20: 36.924€).

Rukwied: Schweinehalter auf Überbrückungshilfen angewiesen

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Mit Beginn der Corona-Pandemie ist der Schweinepreis eingebrochen und hat sich seitdem nicht mehr erholt. „Die fehlende Nachfrage der Gastronomie und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens belasten den Schweinefleischmarkt bis heute. Für die Schweinehalter ist die Situation katastrophal und existenzbedrohend“, beschrieb Bauernpräsident Rukwied die aktuelle Lage.

Die momentane Situation spiegle sich auch in den Unternehmenseinkommen je Familienarbeitskraft wider: Die Betriebe müssen einen Rückgang von 58,6 Prozent auf 25.547 € (Vorjahr: 61.719 €) verkraften. „Unsere Schweinehalter stehen mit dem Rücken zur Wand und fürchten um ihre Zukunft“, betonte Rukwied. „Damit die schweinehaltenden Familienbetriebe die Krise überstehen, brauchen sie dringend die Corona-Überbrückungshilfen.“ Zudem müsse der Lebensmitteleinzelhandel die Regionalprogramme im Land mit Abnahmegarantien ausbauen, damit die Tierhalter mit stabilen Preisen rechnen können.

Auch Weinbau und Gemischtbetriebe verzeichnen Minus

Die Weinbaubetriebe erwirtschafteten Rukwied zufolge erneut ein Minus. Die Unternehmensergebnisse gingen um 10,8 % auf 29.396 € (Vorjahr: 32.937 €) je Familienarbeitskraft zurück. „Die Weinbauern hatten 2020 aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen eine kleine Weinernte. Das hat sich auf das Unternehmensergebnis niedergeschlagen“, sagt Rukwied. „Durch geschlossene Gastronomiebetriebe und die Absage zahlreicher Feste ist der Weinabsatz zudem rückläufig gewesen.“

Die Gemischtbetriebe verzeichneten ein Minus von 6,3 % auf 25.778 € (Vorjahr: 27.522 €) je Familienarbeitskraft. Bei diesem Betriebszweig schlug sich vor allem der eingebrochene Schweinepreis nieder.

Erholung bei Milchvieh- und Futterbaubetrieben

Rukwied zufolge erholten sich Futterbaubetriebe mit Schwerpunkt Milch- und Rindfleischerzeugung erholten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr. Das Unternehmensergebnis stieg bei den Milchviehbetrieben um 13,9 % auf 37.799 € (Vorjahr: 33.191€) je Familienarbeitskraft. Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen konnten ein nötiges Plus von 25 % auf 20.366 € (Vorjahr 16.292 €) je Familienarbeitskraft erwirtschaften. „Ein knapp versorgter Rindfleischmarkt und eine gestiegene Nachfrage hat zu dieser Verbesserung geführt,“ begründet Rukwied die Steigerung.

Acker- und Obstbau mit einstelligen Zuwächsen

Seit mehreren Jahren verharren die Unternehmensergebnisse der Ackerbaubetriebe in Baden-Württemberg auf schwachem Niveau. „Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr konnten die Ackerbauern das niedrige Einkommensniveau etwas verbessern“, sagt Rukwied. „Die Betriebe konnten einen Zuwachs um 6,6 % auf 33.277 € (Vorjahr: 31.228 €) je Familienarbeitskraft verzeichnen.“ Die Obstbauern legten mit 3,4 % auf 73.044 € (Vorjahr: 70.679 €) je Familienarbeitskraft leicht zu.

Gestiegene Produktionskosten schmälern Aussichten

Zu Beginn des aktuellen Wirtschaftsjahres setzte ein starker Preisanstieg bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln ein. Die Gründe dafür liegen Rukwied zufolge unter anderem in Lieferengpässen durch unterbrochene und nicht funktionierende Lieferketten sowie im starkem Anstieg der Energie- und Treibstoffpreise. „Die Betriebsmittelpreise sind mittlerweile auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Das belastet die Landwirtschaft erheblich. Insbesondere die Schweinehalter stehen weiterhin unter einem dramatischen wirtschaftlichen Druck“, erklärt Rukwied. „Die gestiegenen Erlöse bei Milch, Rindfleisch und Feldfrüchten werden durch die deutlich verteuerten Betriebsmittel aufgezehrt. Eine Verbesserung im aktuellen Wirtschaftsjahr ist nur möglich, wenn sich die Marktlage bei den Betriebsmitteln wieder normalisiert.“

Daten zu den Unternehmensergebnissen 2020/21 (1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021)

Datenbasis:Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 1.314 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, welche die baden-württembergische Landwirtschaft im Haupterwerb repräsentieren.

Unternehmensergebnis: Das Unternehmensergebnis (Bruttoeinkommen) muss neben der Entlohnung für die Familien-Arbeitskräfte sowie die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.

Arbeitskräfte (AK):Der Arbeitskräfteeinsatz je ausgewertetem Betrieb liegt bei 2 Arbeitskräften je Unter-nehmen beziehungsweise 2,8 AK je 100 Hektar (Familien-AK: unverändert 1,5 Familienarbeitskräfte/Betrieb). Der durchschnittliche AK-Besatz, bezogen auf die Fläche, liegt damit in Baden-Württem¬berg um rund 27 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (2,2 AK je 100 Hektar).

Fläche: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt rund 73 Hektar pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt dieser Betriebe bei 71 Prozent (knapp 52 Hektar).

Betriebe im Land nach der amtlichen Statistik: In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 39.100 Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 36 Hektar pro Betrieb (D rund 63 Hektar). Die überwiegende Mehrheit (88 Prozent) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunternehmen, geführt. In Baden-Württemberg wirtschaften ein Drittel dieser Einzelunternehmen im Haupterwerb und knapp zwei Drittel im Nebenerwerb. Gemeinschaftliche Betriebsformen gewinnen mit 12 Prozent Anteil zunehmend an Bedeutung, darunter Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) mit einem Anteil von knapp neun Prozent.

Hintergrund:Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 33.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 20 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.

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