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Britische Tiefausläufer

Brexit, Mittelfristiger Finanzrahmen 2021-2027 und Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sind eng mit einander verflochten. top agrar EU-Korrespondent Thomas A.Friedrich analysiert die Auswirkungen der Scheidung Großbritanniens von der EU auf die Landwirtschaftspolitik in Deutschland nach 2020.

Lesezeit: 3 Minuten

Am Tag nach der vollzogenen Scheidung macht sich Ernüchterung in Brüssel breit. „Scheiden tut weh“ kommentiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) auf Seite eins heute mit Recht. Denn eines ist klar: Es gibt nur Verlierer und die ersten Leidtragenden des Brexit werden die Bauern sein. Auf den Britischen Inseln ebenso wie auf dem europäischen Kontinent.

Für die irischen Landwirte wird das Verkaufen von Lebensmitteln und Agrarprodukten komplizierter werden. Für die Exporteure von Kartoffeln, Rindfleisch und Milchprodukten aus der EU wird der Markt auf den Britischen Inseln ab 2020 teurer und weniger attraktiv werden.

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Als erstes zu spüren bekommen werden dies die Bauernfamilien zwischen dem Baltikum und Bayern aufgrund der kaum noch zu vermeidbaren Kürzungen des EU-Agrarhaushaltes ab 2020. Denn die geplanten Einschnitte von gut fünf Prozent und der damit verbundene Aderlass der zweiten Säule geht zulasten der Agrar-Umweltmaßnahmen und der Entwicklung der Ländlichen Räume. Hier sind die schmerzlichsten Einbußen zu erwarten.

Zu glauben, dass die Nettozahler unter den EU-Staaten das Brexitloch von mindestens zwölf Milliarden im EU-Haushalt ab 2020 stopfen werden, entpuppt sich bisher als Milchmädchenrechnung. Die Bereitschaft dazu ist bis dato nicht erkennbar. Der Mittelfristige Finanzrahmen (MFR 2021-2027) und die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind untrennbar miteinander verbunden.

Die gewählten und verfassten Interessenvertretungen der Bauernschaft im nationalen und europäischen Rahmen wären gut beraten, einen argumentativen Strategiewechsel einzuläuten. Denn die eigene Klientel weiter mit Durchhalteparolen und der Losung abspeisen zu wollen, der EU-Agrarhaushalt müsse im bisherigen Umfang aufrechterhalten bleiben, geht an den Realitäten vorbei.

Vogel-Strauß-Politik kann nicht weiter zielführend sein, um die vitalen Interessen der europäischen Landwirte in Brüssel glaubhaft zu verteidigen. Wer die europäische (bäuerliche) Landwirtschaft in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung am Leben und wettbewerbsfähig halten will, kann nicht auf ein bloßes „weiter so“ setzen. Spätestens die nun durch den Brexit entstehende Haushaltslücke in Milliardenhöhe wird die Verteilungskämpfe unter den 27 EU-Mitgliedsstaaten noch verschärfen.

Die durch den Brexit verursachten Britischen Tiefausläufer - die bisher in Brüssel vor allem als Regen im Europaviertel ankamen – drohen ab 2020 in schadhafte Hagelschläge auszuarten. Die Schäden für die EU-Volkswirtschaft sind bisher kaum quantifizierbar.

Halten wir uns vor Augen: Deutsche Agrarproduzenten sind die größten Exporteure Richtung Britische Inseln. Deutschland, die Niederlande und Frankreich sind vom Brexit als Exporteure von Fleisch, Milchprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln am stärksten betroffen. Die bilateralen Handelsbeziehungen dieser drei Länder machen zusammen allein 50 Prozent des gesamten Warenaustauschs mit der EU27 aus.

Die Vorstellung, dass der gestern ausgehandelte Scheidungsvertrag im britischen Parlament in Westminister im Dezember keine Mehrheit findet, würde eine Apokalypse auslösen. Einen harten Brexit und ein ungeregeltes Ausscheiden Großbritanniens aus der EU wäre der GAU. Der größte anzunehmende Unfall.

Die Britischen Tiefausläufer würden dann als Hurrican über die europäische Landwirtschaft fegen. „God save the Deal and the Queen“, brachte es ein britischer Kollege frustriert gestern Abend im Irischen Pub bei einem gemeinsamen Guiness mir gegenüber auf den Punkt. Abwarten und Teetrinken. Möge der Kelch einer Abstimmungsniederlage der britischen Premierministerin im Unterhaus uns allen erspart bleiben.

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