Kommentar
Corona-Pandemie: Die Lehren aus der Krise für die Agrarwirtschaft
Die neue top agrar 5/2020 ist da und natürlich beschäftigen wir uns darin ausführlich mit den Folgen der Corona-Pandemie für die Landwirtschaft. Lesen Sie hier das Vorwort der neuen Ausgabe.
Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Guido Höner:
Was noch im Zuge der Coronakrise kommt – keiner kann das voraussagen. Aber schon jetzt können wir einige Lehren aus der Krise ziehen. Bei den Menschen rückt die Versorgung mit Lebensmitteln plötzlich wieder in den Fokus. Als Mitte März fast das ganze Land auf „Stillstand“ geschaltet wurde, fuhren die Bauern aufs Feld. Zusammen mit Verkäuferinnen, Alten- und Krankenpflegern, mit Lkw-Fahrern, Mitarbeitern im Schlachthof gelten Landwirtinnen und Landwirte plötzlich als „systemrelevant“.
Wie gehen wir mit der neuen Wertschätzung um? Ich glaube, Häme und ein „wir haben es Euch doch immer gesagt…“ sind fehl am Platz. Die Bürger reagieren in der Krise absolut empfindlich auf Drohungen und Horrorszenarien.
Jetzt kommt es vielmehr darauf an, Themen wieder anzugehen, die sich in den letzten Jahren eher gegen die Landwirtschaft richteten. Denn der Blickwinkel der Bürgerinnen und Bürger hat sich verändert. Ihnen wird gerade in vielen Bereichen klar, dass das übliche „Abschalten! Wenn nötig, kaufen wir es halt im Ausland!“ nicht die Lösung ist. Fairness und Wissenschaftlichkeit bekommen einen ganz neuen Wert.
Beispiel Pflanzenschutz: Können wir es uns noch leisten, dass sich die Behörden bei der Zulassung gegenseitig blockieren? Dass Wirkstoffe bei uns verboten werden, die in benachbarten EU-Ländern erlaubt oder per Notfallzulassung verfügbar sind, wenn sich Schadorganismen stark vermehren? Durch das Verbot von Neonicotinoiden sinkt z.B. der Rapsanbau bei uns erheblich. Raps kommt dafür jetzt zu einem großen Teil aus der Ukraine – natürlich mit Neonics behandelt. Im Gegenzug sollten sich die Landwirte verhandlungsbereit zeigen, auf bestimmten Flächen (z.B. Randstreifen) den Pflanzenschutz zurückzufahren, um noch mehr für die Artenvielfalt zu tun.
Beispiel Züchtung: Wir brauchen dringend leistungsfähige neue Sorten, die krankheitsresistenter, nährstoffeffizienter und trockenheitstoleranter sind. Mit den neuen Züchtungsmethoden kommen wir schneller zum Erfolg als mit den klassischen Varianten. Die Zeit für jahrzehntelange Versuche haben wir weder im ökologischen noch im konventionellen Anbau. Deshalb dürfen wir die neuen Methoden nicht pauschal verteufeln.
Beispiel Düngeverordnung: Unter dem Druck der Krise wurden die Maßnahmen im Eiltempo beschlossen. Daran ist aktuell nicht zu rütteln. Aber die Branche muss unbedingt darauf drängen, dass die Roten Gebiete, in denen die scharfen Restriktionen ab Januar 2021 gelten, in allen Bundesländern nach fachlichen Grundlagen ausgewiesen werden.
Dazu gehören auch intakte Messstellen. Aktuell zeichnet ein Gutachten aus Niedersachsen dazu ein verheerendes Bild. Wie sieht es in anderen Bundesländern aus?
Beispiel Tierwohl: Wer Milch und Fleisch aus heimischer Produktion und mit hohen Tierwohlstandards will, sollte auch bereit sein, dafür an der Ladentheke oder als Abgabe bzw. Steuer zu bezahlen!
Nach Corona muss es einen neuen gesellschaftlichen Grundkonsens zwischen der Bevölkerung und der Landwirtschaft geben. Den Bürgern sollte ruhig und ohne Bedrohungsszenarien erklärt werden, was jetzt notwendig ist, um die Versorgung auch in Krisenzeiten sicherzustellen und was bestimmte Wünsche der Gesellschaft kosten. Die Gelegenheit zum Dialog ist gut – nutzen wir sie geschickt.
von Wolfgang Schuchard
Wem sagen Sie das?
Stünde doeser Leitartikel in einer großen Tages- oder Wochenzeitung, würde ich jetzt heftig aplaudieren. So aber heben wir uns mit solchen Artikeln zwar unsere Stimmung, in der Bevölkerung und der Politik kommt davon aber nichts an. So wie wir uns den ganzen Winter über in den ... mehr anzeigen landwirtschaftsnahen sozialen Medien und den Demos zu Helden aufgebaut haben, und damit ganz aus den Augen verloren haben, dass das, nachdem die dritte Treckerdemo vorüber war, keinen Menschen außerhalb der paar Prozent landwirtschaftlich geprägten Bevölkerung mehr interessiet hat. Leider sehe ich nicht, wie Ihre Argumente im Mainstream der Berichterstattung und in der Politik Beachtung finden können. Da lese ich ganz andere Sachen, und die Bauern sind scheinbar auch noch an fast Allem Schuld. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Rudolf Rößle
Extreme
Auf der einen Seite die Getriebenen, die immer mehr Umsatz machen müssen , um ihre Familien zu ernähren und auf der anderen Seite die übertriebenen Macher, die alles durchboxen, was ihnen nicht verboten wird. Das betrifft den ganzen Globus. Es ist aber ein Mittelmaß anzustreben um ... mehr anzeigen Gewinn, Natur und Umweltschutz in ausgewogenen Maß verwirklichen zu können. weniger anzeigen
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von Christian Bothe
LW nach Corona
H.Höner: "Nach Corona muss es einen neuen gesellschaftlichen Grundkonsens zwischen der Bevölkerung und der Landwirtschaft geben." Was soll so eine Aussage bringen? Ist ja fast schon eine Erweiterung der Schlagworte "Gesellschaftsvertrag und Agrarwende". Das braucht kein Mensch ,denn ... mehr anzeigen unsere Bauern wissen genau was zu tun ist, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen(nämlich die Sicherung unserer Ernährung).Das bezieht sich auf Regularien in der BRD und der EU. Zu den von Höner aufgeführten Kriterien kann ich prinzipiell zustimmen, was Pflanzenschutz, Züchtung und Tierwohl betrifft. Zur Akzeptanz der Düvo20 liegt er aber teilweise daneben. Das "nicht rütteln" ist genau das falsche Statement und sollte ein Chefredakteur einer Fachzeitschrift nicht unbedingt so formulieren. Viele engagierte Bauern und auch Agrarwissenschaftler lehnen die im Bundesrat durchgeboxte DüVo ab und haben dafür an maßgeblicher Stelle Initiativen dagegen eingebracht,um damit zu veranlassen das das ganze Düngerpaket noch einmal aufgeschnürt und im Einklang mit der guten landwirtschaftlichen Praxis, dem Ehrenkodex unserer Bauern, neu verhandelt wird. weniger anzeigen
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von Guido Höner
Faire Neubewertung
Hallo Herr Bothe, "nicht zu rütteln" heißt, dass es gerade die aktuelle gesetzliche Grundlage ist, und nicht, dass ich gut finde, was beschlossen wurde. In den nächsten Sätzen weise ich deutlich darauf hin, dass es mit den Roten Gebieten nur nach fachlichen Grundsätzen laufen darf ... mehr anzeigen und dass die Messstellen nicht in Ordnung sind. Ich kann nicht ganz entdecken, warum das ein Redakteur nicht schreiben sollte... weniger anzeigen
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von Gerd Uken
Herr Höner
Was ist denn mit Mercosur- gleiche Standards auch für Fleisch aus Südamerika ? Dann müsste da ja wieder der erhöhte Zollsatz gelten sonst ist der doch billiger an der Ladentheke als heimisches. Wir befinden uns in einem globalen Markt wird uns immer erklärt! Bei der Milch ... mehr anzeigen funktioniert es ja auch nicht da kommt dann Kroatische H Milch in den Laden weil deutsche Ware knapp ist oder des Preises wegen? weniger anzeigen
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von Annette Eberle
Die Lehren aus der Kriese
Landwirte, LKW-Fahrer, Schlachthofarbeiter, Verkäuferinnen , Krankenpfleger usw..die die jetzt den Karren aus dem Dreck ziehen sind die wo in diesem Land am wenigsten Verdienen, bzw. am schlechtesten Bezahlt werden. Hier währe eine höhere Wertschätzung ( Wertschöpfung ) zuallererst ... mehr anzeigen erforderlich. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Gewinne
durch Nichtarbeit haben in einem solchen Ausmaß zugenommen, dass es nicht mehr vertretbar ist. Spekulationen , Verdienst durch Lizenzen und Verwendungsgebühren beschreiben die Art, dass der Teufel immer auf den größten Haufen...…Angemessener Mindestlohn und Rente sollte in ... mehr anzeigen Deutschland kein Thema sein, sondern selbstverständlich. Das bedeutet aber auch ein anderes Steuerungssystem für die Staatskassen. Gute Ideen dürfen auch gut verdienen, aber irgendwann sind Gutverdiener in besonderer solidarischer Pflicht und nicht Geldkassierer oder Luxusverbraucher. Die globale Steuerflucht muss massiv eingeschränkt werden. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Vorgärten
Land und Stadtvorgärten. Dort müssen wieder Gemüsebeete und Blumenwiesen entstehen, damit wachsen und gedeihen nicht nur mit göttlicher Vollkommenheit, sondern auch mit Anstrengung verbunden wird. Dann ist man froh, wenn die Hauptarbeit die Profis übernehmen.
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von Andreas Gerner
An der Düngeverordnung gibt es nichts zu rütteln? Will ta etwa seine Leser ärgern?
Die DüVo20 ist gefälligst niederzuklagen ! XXXXX Der Bundesrat konnte nicht sachlich entscheiden. XXXXX Massive (vielleicht beispiellose?) Einflussnahme fand statt. XXXXX - Jahre voraus wurden Brunnenwerte tendenziös erfasst und sich bessernde Werte durch Verwendung alter Daten ... mehr anzeigen unter den Tisch gekehrt XXXXX - Effekte der strengen DüVo 2017 blieben gänzlich unberücksichtigt XXXXX - Erpressung: die EU lässt die Galgenfrist bis 1.1. zu und verzichtet auf die Strafe (eh nur Bluff), NUR WENN KEINE Anpassungen (Anträge) vorgenommen werden XXXXX - Fr. Klöckners Schwindel: "automatisch" 850.000€ Strafe (nur das Limit des Rechtsrahmens, den die EU hätte) XXXXX - Saarland (Jost) gibt vorab Einstimmungsparty, dass alle schön auf Linie bleiben XXXXX - Durchziehen, trotz Corona; Kein Prüfen der Sachverhalte möglich XXXXX - kurzfristiges Vorziehen, dass die wahren Fachleute (Bauern) weniger Gelegenheit hatten, den Sachverhalt aufzuklären XXXXX - Vorziehen sogar VOR Ende der Beteiligungsfrist Umweltverträglichkeitsprüfung !!! XXXXX - Bundestag scharfe "Empfehlung": Bloß durchwinken! XXXXX - Agrarministerratsempfehlung (gerade Agrarminister sollten wissen, was auf dem Spiel steht. UBA hätte mich nicht überrascht) XXXXX - pauschales Niederbügeln von 20 Änderungsanträgen XXXXX - perfide Galgenfristfalle: (reichte Zweiflern die Hand, dem Entwurf zuzustimmen, weil sie ja Entgegenkommen heucheln können. De Facto ist es aber völlig egal, ob die Verschärfung NACH der Düngesaison 2020 greift oder VOR der Saison 2021) XXXXX - BaWü will dagegen stimmen, wird telefonisch von Fr.Klöckner und per Mail von Frau von der Leyen auf Linie gebracht XXXXX - Prof.Dr. Hoff´s Blutgrätsche: Entgegen der Absprache, aufgrund der Situation auf Aussprache zu verzichten, sprang Hoff auf den Letzten Drücker vor der Abstimmung ans Rednerpult und beeinflusste so dreist, dass noch Länder die Seiten wechselten XXXXX Ergebnis all der "Einflussnahme": 35 zu 34. XXXXX Sonst, hätte es dicke für ein NEIN gereicht. XXXXX UND: Wäre die EU-Strafe überhaupt schlimm? XXXXX Das stabile Deutschland wird die Krise besser wegstecken als die Gesamt-EU. Drum liegt auf der Hand, dass Deutschland der Gemeinschaft mit hunderten von Milliarden unter die Arme greifen muss. Ob dann die EU Drehstuhlpiloten ein paar Milliönchen davon als "Strafzahlung" betiteln dürfen, wäre doch absolut bedeutungslos. weniger anzeigen
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von Günter Schanné
Klagen
Die DüVO ist geltendes Recht. Klagen können Einzelne, die sich konkret und nachweisbar in ihren Rechten verletzt fühlen oder sind.Der Instanzenweg ist einzuhalten. Außerdem entspricht die DüVO dem Urteil des EuGH, ist also EU-rechtskonform. D.h. auch die DüVO ist einzuhalten, die ... mehr anzeigen Umwelt ist angemessen zu schonen. Flexible, kluge Landwirte suchen nach Alternativen zzur Güllelagerung auf dem Acker in der Gülleverwertung. Nicht zu vergessen, dass die Bundesregierungen die EU-Wasserschutzrichtlinie aus dem Jahr 1991 bislang nie umgesetzt hatten. Deshalb hat die EU-Kommission zu Recht geklagt, wie das Urteil des EUGH zeigt. weniger anzeigen
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von Steffen Hinrichs
Nachhaltige Lebensmittel brauchen auch einen nachhaltigen Preis
Es muß jedem klar sein ,das wir bei diesen Preisen (10% für Lebensmittelausgaben ) keine Ernährungssicherung in Deutschland halten können !
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von Bernhard ter Veen
10%
worauf denn Bezogen ??? auf Netto 1250 oder Brutto 2500 oder auf 60% Kurzarbeitergeld weil NICHTS mehr geht ??? das ist doch Quatsch. Ständige Verstatistisierung bringt niemanden weiter. Die Frage ist bei welcher Einkommensgruppe diese Zahlen erhoben werden... Je mehr Geld die Menschen ... mehr anzeigen verdiehnen umso Geiziger werden Sie wenn sie Lebensmittel kaufen... Irgendwann ist ünnützer Luxus wichtiger. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
An der Düngeverordnung ist doch zu rütteln,
denn sie ist mit Lug und Trug begründet worden. Das wird aber noch aufgeklärt werden.
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von Hans Nagl
Herr Höner !
Herr Höner leider ist ihr Kommentar auch noch altes Denken, von mehr, höher und weiter. Wichtig sind doch die Lehren für unsere Betriebe, da ist wichtig Abhängigkeiten abzubauen und auf mehrere Standbeine zu setzen.
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von Bernd Müller
Herr Nagl
Ich finde den Kommentar von Herrn Höner sehr gut und er hat es absolut auf den Punkt gebracht! Ich kann ihre Anmerkung zum „mehr , höher und weiter“ überhaupt nicht nachvollziehen. Herr Höner hat nur eine Sachlichkeit in der wissenschaftlichen Diskussion eingefordert. In ... mehr anzeigen einem Punkt muss ich Ihnen allerdings Recht geben: Wir müssen die Abhängigkeiten reduzieren und auf mehrere Standbeine setzen. weniger anzeigen
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von Hans Nagl
Wertschätzung ?
Von Frau Merkel während der ganzen Krise kein Wort von oder für die Bauern.
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von Ahrend Höper
"für die Bauern"
hat Frau BKin Merkel noch nie ein gutes Wort über gehabt! Falls sie irgend ein landwirtschaftliches Thema dann doch mal zur Chefsache ernannt hat, passiert ist danach bestimmt rein gar nichts.
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