Mehrere tausend Menschen haben gestern in Berlin gegen die heutige Form der Landwirtschaft demonstriert. Ein Bündnis von 120 Verbänden und Bürgerinitiativen hatte unter dem Slogan "Wir haben es satt \- Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumpingexporten" zu der Veranstaltung aufgerufen. Der aktuelle Dioxin-Skandal bescherte der Demonstration offenbar große Resonanz. Wie der Tagesspiegel meldete, zählten die Veranstalter über 20.000 Demonstranten, während neutrale Beobachter eher von knapp 10.000 Teilnehmern ausgingen. Die Demonstranten protestierten unter anderem gegen eine aus ihrer Sicht "industrielle Landwirtschaft mit Massentierhaltung" und forderten eine Agrarwende mit mehr Umwelt- und Tierschutz.
Keine Massentierhaltung in Deutschland
Von "Massentierhaltung" könne auf den deutschen Höfen gegenwärtig allerdings keine Rede sein, teilte der Deutsche Bauernverband (DBV) auf der Internationalen Grünen Woche mit. Die Tierbestände der deutschen Bauern lägen im EU-Vergleich allenfalls im Mittelfeld. Laut DBV stehen im Schnitt 342 Tiere in den Ställen der deutschen Schweinehalter. Das ist Platz 7 innerhalb der EU. An der Spitze stünden die Dänen mit durchschnittlich 1.903 Schweinen und die Niederländer mit 1.342 Schweinen pro Betrieb. Auch bei den Legehennen liege Deutschland mit rund 700 Tieren pro Halter auf dem 7. Platz weit hinter den niederländischen Eiererzeugern, die auf durchschnittlich mehr als 25.000 Hennen pro Betrieb kommen. Bei den Milchkühen ist das Bild ähnlich. Die deutschen Milchbauern halten im Schnitt 40 Kühe (Platz 7 in der EU). In Dänemark seien es über 100 pro Betrieb, in den USA sogar 133, so der DBV.
Der Bauernverband sprach sich angesichts dieser Zahlen für eine realistische Bewertung der Tierhaltung aus. Die Betriebsleiter müssten auch in Zukunft ihre Betriebe weiterentwickeln und vergrößern, um bei offenen Märkten auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gelte für ökologische und konventionelle Betriebe.
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