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Der Frust über die Tierwohl Debatte sitzt tief

Die Tierwohl Debatte in Deutschland ist verfahren. Der Frust darüber sitzt bei allen Beteiligten tief. Entsprechend groß ist das gegenseitige Misstrauen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Tierwohl Debatte in Deutschland ist verfahren. Der Frust darüber sitzt bei allen Beteiligten tief. Entsprechend groß ist das gegenseitige Misstrauen.


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In der Debatte über mehr Tierwohl in deutschen Ställen hat sich bei allen beteiligten Akteuren Frust angestaut. Die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt nun doch ein staatliches Tierwohllabel einzuführen, setzt die Branche unter Handlungsdruck. Das zeigte auch eine Diskussionsrunde zum Thema „Tierschutz im Spannungsfeld Landwirtschaft – Handel – Verbraucher“, wie sie bei der Agrarkonferenz der SPD Bundestagsfraktion in dieser Woche in Berlin stattfand. Mit den Diskussionen innerhalb und über die Brancheninitiative Tierwohl sind Landwirte, Händler und Tierschützer eher auseinander gerückt als zusammen gekommen. Die Verbraucherschützer hingegen sprechen von einer Verwirrung der Kunden, die ob der vielen verschiedenen Angebote, die mehr Tierwohl versprechen, nicht mehr durchblicken und den Kauf der Produkte dann gleich ganz sein lassen.


Frust bei den Händlern über Tierschutzprogramme


„Der Handel ist mit dem Label des Tierschutzbundes und bei der Initiative Tierwohl in Vorleistung gegangen“; sagte Frank Thieding von der Edeka Minden-Hannover bei der Diskussionsrunde. Beim Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbunds habe sich gezeigt, dass eigentlich nur die Premium Stufen im Markt laufen. „Die Einstiegsstufe hat nicht funktioniert, vom Premiumlabel können wir hingegen noch viel mehr Angebot gebrauchen“, berichtete er von seinen Erfahrungen. Das liege daran, dass es für die Einstiegstufe keine richtige Zielgruppe gebe, so Thieding. An der Weiterentwicklung der Initiative Tierwohl sei der Handel interessiert, versichert Thieding. Dennoch sei der Frust im Handel über die Diskussionen um die Listung von Fleisch aus Tierwohlprogrammen mittlerweile groß. „Einige sind bereits geneigt, sich ganz zurück zu ziehen und zu sagen, dann muss es der Gesetzgeber machen“, sagte er.


Landwirte fühlen sich allein gelassen


Die Landwirte sind mittlerweile vom Handel enttäuscht. Sie lasten ihm an, dass dieser zu wenig zur Finanzierung der Initiative Tierwohl beigetragen hat. Auch die Aufstellung von Tierschutzstandards durch den Handel jenseits der Tierwohlprogramme hat die Bauern verärgert. „Edekas Liste mit Tierschutzstandards veröffentlicht mitten in der Milchkrise war unfair“, sagte Ulrich Löhr Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolks. Er zeigte sich immer noch überzeugt von der Initiative Tierwohl. „Viele haben das Projekt tot geredet, es gibt es aber immer noch, also kann es nicht ganz falsch sein“, sagte Löhr. Dennoch gab er zu: „Die Initiative Tierwohl hakt etwas“. Dem staatlichen Tierwohllabel von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt steht er eher skeptisch gegenüber. „Bei der Initiative Tierwohl macht es Sinn, nicht zu labeln, weil wir dann Teilstücke wie Öhrchen und Pfoten noch woanders verkaufen können“, sagt Löhr. Für den weiteren Weg warnt er: „Wir dürfen uns nicht kaputt tierschützen“.


Verbrauchern fehlt Vertrauen


Für die Verbraucherschützer hat es bei allen bisherigen Versuchen, das Tierwohl in den Markt zu bringen, an Glaubwürdigkeit gefehlt. „Wir brauchen ein Label, das dem Verbraucher das Vertrauen zurück gibt“, sagte Sophie Herr vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Für sie ist die Unsicherheit der Verbraucher das größte Manko. Um das Vertrauen wieder zu bekommen sei ein einheitliches und staatlich kontrolliertes Label nötig, sagte sie. Deshalb schauen die Verbraucherschützer mit Wohlwollen auf Schmidts Initiative, kritisieren jedoch die geplante Freiwilligkeit für das Label.


Tierschützer sind zersplittert


Der Deutsche Tierschutzbund versucht sich von anderen Tierschutzgruppen abzugrenzen. Zu den Stalleinbrüchen von Tierschützern sagte Frank Meuser vom Deutschen Tierschutzbund: „Wir machen das nicht“. Den Erfolg von Tierschutzprogrammen will Meuser nicht in Abrede stellen. „Je weiter wir unser Tierschutzlabel entwickelt haben, desto mehr Landwirte haben mit gemacht“, berichtet er. Aus seiner Sicht ist mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung machbar. „Wenn alle wirklich mehr wollen, ist mehr Tierschutz machbar, es ist aber ein langer und beschwerlicher Weg“, sagte er in der Diskussion.

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