Dieser Kommentar ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Auf einmal geht’s: Einige Lebensmittelhändler erhöhen die Ladenpreise und wollen dafür sorgen, dass die Mehreinnahmen bei den Schweinebauern ankommen. Zudem bekennen sie sich zum fairen Umgang und zur deutschen Landwirtschaft.
Sorge um "ehrbares" Image
Offenbar hat der Handel erkannt, um was es gerade geht: Aus Existenzangst haben Landwirte das harte Mittel der Blockaden gewählt. Gleichzeitig findet die politische Debatte über unlautere Handelspraktiken auch in der Öffentlichkeit statt. Die Sorge des Handels: Vom Image des „ehrbaren Kaufmanns“ bleibt nicht viel „ehrbares“ übrig – und das mitten im Weihnachtsgeschäft unter Corona-Lockdown.
Deshalb, und vermutlich aus Angst vor politischen Sanktionen, das plötzliche Entgegenkommen. Doch es bleibt die Frage, wie nachhaltig die Zusagen sind:
- Die Handelsunternehmen stehen untereinander im harten Wettbewerb. Solange nur einzelne Händler höhere Preise an Landwirte zahlen wollen, gewinnen die, die das nicht machen. Das hat der „politische Milchpreis“ von Aldi im Frühjahr gezeigt, als der Discounter den Preis um 5 Cent/l anhob, die anderen Händler nicht nachzogen und einen Wettbewerbsvorteil hatten.
- Viele Verbraucher dürften weiter zum günstigeren Produkt greifen. Solange im Kühlregal Produkte mit „Den Preis bewusst erhöht“ sowie „Sonderpreis“ nebeneinander liegen, wirkt es wie ein großer Feldversuch, dessen Ergebnis eigentlich schon feststeht: „Seht her, die Verbraucher lassen die teureren Produkte liegen.“
Trotzdem hat sich durch den Druck der Landwirte die Chance aufgetan, den Handel ein Stück weit zu maßregeln. Nicht nur für Schweinefleisch, sondern für alle Nahrungsgüter. Das sollte die Politik unbedingt festzurren. Somit ließe sich die Stellung der Landwirte endlich nachhaltig stärken.