Die Energiewende in Deutschland hat Fahrt aufgenommen, doch gerade jetzt tritt die Bundesregierung auf die Bremse. Das meint Filmemacher Frank Farenski in seiner ZDF-Doku "Energiewende rückwärts" über die Kürzungen im EEG. Der Film beleuchtet dazu die Reform und zeigt die Auswirkungen auf.
So soll Strom aus regenerativen Quellen künftig nicht mehr Vorrang vor den konventionellen Energien haben, wie es bislang der Fall war. Die Stromkonzerne versuchten zudem, den Ökostrom aus der Strombörse zu drängen, da er ihre Preise kaputt macht, heißt es in dem Film dazu. Denn gerade zur Mittagszeit würden die Solaranlagen den konventionellen Anbietern mächtig Potenziale abnehmen, Kohlekraftwerke müssten dann gedrosselt werden.
Der Abgeordnete Hermann E. Ott von den Grünen kritisiert, die Bundesregierung schwäche mit dem neuen EEG die Vorreiterrolle Deutschlands bei den regenerativen Energien. „Das EEG ist für die Regierung ein ungeliebtes Erbe der rot-grünen Ära. Aktuell sehen wir eine umfangreiche Demontage des Gesetzes“, so Ott.
Dem hält Thomas Bareiß entgegen. Er ist energiepolitischer Koordinator der CDU/CSU-Fraktion: „Solarenergie ist unrentabel und zu teuer für den Steuerzahler“, so seine Begründung. Windräder auf See sollen stattdessen die Energiewende vorantreiben. Das können sich allerdings nur Konzerne leisten, ergänzt der Film.
Jährlich habe es einen Zubau von 7500 MW Solaranlagen gegeben, so Bareiß weiter. „Den dazu nötigen Netzausbau haben wir nicht geschafft.“ Damit spricht Bareiß eines der Hauptprobleme an. Die Netze sind völlig überlastet.
Zuständig ist die Deutsche Energieagentur Dena. Deren Geschäftsführer Stephan Kohler weiß um die Probleme, fühlt sich aber machtlos: Ökostrom geht derzeit in kaum vorstellbaren Ausmaßen wegen Netzüberlastung verloren. 2011 sind allein 120 GWh an Windenergie verloren gegangen, weil die Windräder abgeschaltet werden mussten, speziell dann, wenn gut Wind wehte“, so Kohler. Das entspreche der Leistung von 10 großen Kohlekraftwerken.
Er schiebt die Schuld auf die Regierung, die nach wie vor bremse. Diese berate seit langem über drei Szenarien:
- Kohlekraftwerke erneuern und alles beibehalten,
- Ökostrom mäßig fördern und dazumischen oder
- bis 2050 komplett auf neue Energien umsteigen und komplett neue Stromtrassen bauen.
Als besonders ärgerlich stellt der Film schließlich heraus, dass die Verbraucher seit langem schon für den Netzausbau zahlen, ohne dass etwas passiert. So habe sich der Strompreis in den letzten 10 Jahren verdoppelt, von 23 Pfennig/kWh auf jetzt 23 Ct/kWh. Tatsächlich würde das Geld wie folgt eingesetzt:
- 4,4 Mrd. Euro in den Betrieb der Netze
- 3,2 Mrd. Euro in die Erhaltung und nur
- 325 Mio. Euro in den Ausbau.
Den Film können Sie sich hier ansehen:
ZDF - Energiewende rückwärts