Eine wirksame politische Strategie für bessere Tierhaltung in der Landwirtschaft forderten Greenpeace-Aktivisten am Donnerstag mit einem zwei Meter hohen "Mahnmal der armen Sau" von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).
Auf einem Banner warfen sie Schmidt vor, ein "Bundesminister für Tierleid" zu sein. Auf die anhaltende Kritik an den Haltungsbedingungen in der Schweinemast hatte der Minister angekündigt, in diesen Tagen eine Nutztierstrategie vorzulegen.
Die aktuelle Schweinemast verstößt nach Ansicht von Greenpeace gegen Tierschutzgesetz und Verfassung. "Minister Schmidt ignoriert die schweren Missstände bisher im Interesse der Fleischindustrie. Damit ist er für millionenfaches Tierleid verantwortlich", sagt Martin Hofstetter von Greenpeace. "Der Minister muss konkret sagen, wie er die Tierhaltung verbessern will, wie lange es dauern wird und wie es finanziert werden soll."
Die Vorwürfe der Tierschützer
Um die Kosten niedrig zu halten, würden über 90 Prozent der jährlich in Deutschland geschlachteten 59 Mio. Schweine ihr Leben in engen Ställen ohne Auslauf oder Einstreu fristen, begründet Greenpeace seine Aktion. Und damit sie sich unter den schlechten Haltungsbedingungen nicht gegenseitig verletzten, werde ihnen der Ringelschwanz abgeschnitten. Neben mangelndem Tierschutz sei die Haltung auch für massive Umweltprobleme verantwortlich. Die riesigen Güllemengen aus der Massentierhaltung würden das Grundwasser mit Nitrat belasten. Gewässer würden überdüngt und die Atemluft mit Ammoniakemissionen beeinträchtigt. In Schweinegülle habe man kürzlich vielfach multiresistente Bakterien sowie Antibiotika nachgewiesen, so Greenpeace.
Schlachthöfe und Discounter profitieren vom Billigfleisch
Die deutsche Nutztierhaltungsverordnung sollte aus Sicht der Organisation regelmäßig neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Wohl der Tiere angepasst werden, um das Staatsziel Tierschutz zu gewährleisten. Dieses habe das zuständige Landwirtschaftsministerium bisher versäumt, um den Landwirten Kosten zu ersparen. "Die Haltung muss den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden - nicht die Tiere den Haltungsbedingungen", sagt Martin Hofstetter.
Von der Billigfleischpolitik profitierten vor allem Großschlachthöfe und Discounter wie Lidl und Aldi, die ihre Kunden mit billigen Angeboten in die Supermärkte locken. In den letzten 20 Jahren sei in Deutschland die Produktion von Schweinefleisch um 50 Prozent gestiegen während die Zahl der Erzeugerbetriebe um fast 90 Prozent zurückging. Auch Discounter wie Lidl seien daher in der Verantwortung, Billigfleisch aus schlechter Tierhaltung aus dem Sortiment zu nehmen und mehr für den Tierschutz zu zahlen, sagt Hofstetter.