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Hofbesuch zur Dürre2018: „Die Hoffnung liegt auf dem Grünland“

Auch im Norden Niedersachsens verdörrt das Grünland und der Mais verkümmert. Die Sorge um Futter und Rohstoffe wächst bei Milchviehhaltern und Biogaserzeugern. top agrar auf Hofbesuch: „Normalerweise steht das Ackergras jetzt so hoch“, sagt Dieter Behrens-Focken und hält seine Hand ca. 40 cm über den Boden.

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Auch im Norden Niedersachsens verdörrt das Grünland und der Mais verkümmert. Die Sorge um Futter und Rohstoffe wächst bei Milchviehhaltern und Biogaserzeugern. top agrar auf Hofbesuch:

 

„Normalerweise steht das Ackergras jetzt so hoch“, sagt Dieter Behrens-Focken und hält seine Hand ca. 40 cm über den Boden. Aktuell erreicht das Welsche Weidelgras in dem Betrieb in Mederns (Landkreis Friesland, Niedersachsen) jedoch nicht einmal die Hälfte. Ähnlich sieht es bei Riesenweizengras aus, das Behrens-Focken als Dauerkultur vor sieben Jahren für die Biogasanlage ausgesät hatte.


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„Eigentlich ist die Kultur trockenresistent und steht hier auf einem eher feuchten Schlag, aber dieses Jahr kümmert sie vor sich hin“, schildert er. Typisches Merkmal der Trockenheit sind auch Reste der Gärrestdüngung, die als trockene Streifen auf dem Gras liegen und gar nicht in den Boden gedrungen sind.

„Die bereits seit vielen Wochen anhaltende Trockenheit, vor allem im gesamten  Norden und Osten Deutschlands, führte in vielen Gebieten zu einer extremen Dürre mit Ertragseinbußen in der Landwirtschaft sowie zu häufigen Wald- und Wiesenbränden“, resümierte der Deutsche Wetterdienst Ende Juli.

 

Dürftige Grassschnitte

 

Die Folgen der Trockenheit hat der Landwirt, der zusammen mit seinem Bruder in einer GbR ca. 65 Kühe hält und eine Biogasanlage mit etwa 250 kW betreibt, schon ab Mai festgestellt. „In diesem Jahr kamen beim ersten und zweiten Grasschnitt ungefähr so viel zusammen wie ein guter erster Schnitt in normalen Jahren“, musste er feststellen.


Der Betrieb liegt etwa 8 km von der Nordseeküste entfernt. Die Marschregion ist überwiegend von schweren, tonhaltigen Kleiböden charakterisiert. Behrens-Focken baut im jährlichen Wechsel Getreide-GPS und Ackergras an. Er hat aber auch mit 50 ha einen relativ hohen Dauergrünlandanteil.


„Ganz große Sorgen bereiten uns die sogenannten Futterbaubetriebe“, berichtet der Niedersächsische Landvolkverband. Auf den Wiesen und Weiden wächst seit Anfang Juni kein Gras nach, schon der zweite Schnitt fiel enttäuschend aus. Die Einbußen betragen bereits mindestens 40 Prozent gegenüber Normaljahren. Wenn keine ergiebigen Niederschläge fallen und damit im August noch einmal eine Grasernte ermöglichen, sind 60 bis 70 Prozent Verlust beim Grünland vorherzusagen. Jede dritte landwirtschaftliche Fläche in Niedersachsen wird als Grünland genutzt. Milchviehhalter, aber auch die Halter von Schafen, Ziegen oder Pferden, müssen laut Landvolk bereits jetzt auf die knappen Vorräte an Winterfutter zurückgreifen.

 

Auch Mais ist betroffen

 

Mittlerweile bangen Biogasanlagenbetreiber und Milchviehhalter auch um den Mais – nicht nur im Norden. „Die anhaltende Dürre führt auch in den mittleren und südlichen Teilen von Niedersachsen zu Minderwuchs, schlechter Befruchtung und einer teilweise Notreife von Maispflanzen“, stellt das Deutsche Maiskomitee (DMK) fest. Während Pflanzen ohne Trockenschäden einen TS-Gehalt von 12 bis 20 % aufweisen, liegen sie in einigen Regionen Niedersachsens bei 25 % und darüber, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ermittelt.


Davon ist Behrens-Focken zwar nicht betroffen, da Mais auf den schweren Böden nur schlecht gedeiht. Engpässe gibt es aber im Getreide: Aufgrund des Dauerregens im Herbst 2017 waren 12 von 42 ha Wintergetreide nicht aufgelaufen. „Dafür haben wir im Frühjahr wegen der nassen Böden erst sehr spät Sommer-Triticale säen können. Die ist dann aber schlicht vertrocknet“, schildert er die dramatische Situation. Ihm fehlt in diesem Jahr knapp ein Drittel der GPS-Menge, die er für die Biogasproduktion benötigt.

Jetzt versucht er, zumindest die Milchproduktion aufrecht zu erhalten. Dagegen erwartet er Einbußen bei der Biogasproduktion. „Unser Substratmix besteht zum Glück aus 60 % Gülle sowie 40 % Gras und Getreide-GPS. Der Gülle-Input ist uns sicher“, sagt er. Aber ein Teil des Grases wird er jetzt den Kühen füttern, auch wenn die Biogasproduktion sinkt.


Doch auf dem Dauergrünland zeigte sich auf einigen Flächen im Juli Rostbefall als Folge des Trockenstresses. „Das können wir den Kühen nicht mehr füttern, sondern nur noch in der Biogasanlage vergären“, sagt er.

 

Nachfrage nach Alternativen rasant gestiegen

 

Engpässe beim Futter gibt es im Norden Niedersachsens fast flächendeckend.  „Wir haben rund 50 % weniger Getreide erfasst als in normalen Jahren“, erklärt Torsten Stehr, Vertriebsleiter Futtermittel bei der Raisa eG aus Stade. Dagegen hat der Futtermittelzukauf über die Rohstoffbörse der Raisa extrem zugenommen: Die Nachfrage nach Körnermais ist um 20 %, die nach Trockenschnitzeln um 50 % gestiegen. „Wir verzeichnen die dreifache Nachfrage nach Feuchtfuttermitteln wie Pülpe, Pressschnitzel und Schlempe, der Markt ist extrem leergefegt“, hat er festgestellt. Gestiegen ist auch die Nachfrage nach Luzerneheu, das Milchhalter als Grundfutterersatz verwenden. „Normalerweise vermitteln wir 300 bis 400 t im Jahr, Ende Juli waren es schon 5000 t“, so Stehr.


Dagegen ist trotz der deutlich geringeren Getreideerträge das Strohangebot noch ausreichend. Denn viele Ackerbauern können das Material wegen der Trockenheit nicht einarbeiten und haben es gepresst. „Auch wenn die Stroherträge pro Hektar eher gering sind, ist die Menge wegen der deutlich mehr gepressten Ballen und aufgrund von Importen hoch und die Qualität wegen der Witterung sehr gut“, sagt Stehr, der damit rechnet, dass Stroh jetzt vermehrt auch zur Rinderfütterung eingesetzt wird.

 

Kammer empfiehlt Allianzen unter Berufskollegen

 

Weil ansonsten viele Alternativen bereits ausverkauft sind, sieht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen einen Ausweg in der Allianz mit Marktfruchtbetrieben, wenn dort nach der Getreideernte Zwischenfrüchte für die Futternutzung angebaut würden. „Sollte das alles nicht weiterhelfen, bleibt für einige Betriebe als Ausweg nur die Reduzierung der Tierzahlen, also eine Verkleinerung der Rinderherde“, befürchtet Kammerpräsident Gerhard Schwetje.


Auch Schweine- und Hähnchenhalter würden wahrscheinlich die Folgen der Trockenheit zu spüren bekommen. „Wenn sich nachhaltig steigende Getreidepreise einstellen, werden die Forderungen für Mischfuttermittel ebenfalls anziehen“, prognostiziert der Kammerpräsident.


Landwirt Behrens-Focken hat die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben: „Wenn wir jetzt doch noch Regen bekommen, könnte das Gras auf dem Acker und den Grünlandflächen wieder wachsen. Das würde die Lage etwas entspannen.“

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