Kritik an einer zunehmend ideologiegeleiteten Agrardebatte in Deutschland hat der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer, geübt. Er beobachte derzeit einen „Rückfall in ideologische Grabenkämpfe vergangener Zeiten“, sagte der ehemalige langjährige Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik vom Bundeslandwirtschaftsministerium bei einer Veranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin.
Isermeyer verwies auf die neu entflammte Diskussion um Intensivierung oder Extensivierung der Landwirtschaft sowie die Rolle des Agrarhandels und eine Beteiligung der hiesigen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Der Wissenschaftler sprach von „ideologischen Kampfpositionen“ auf beiden Seiten, die weder der Realität gerecht würden noch irgendeinen Beitrag zu Lösung von Problemen leisteten.
Als ein Kernproblem der gegenwärtigen Agrarpolitik sieht Isermeyer den Mangel an Strategien für eine langfristige, gesellschaftlich gewünschte Ausrichtung der Landwirtschaft. Anstatt beispielsweise über Alternativen zu derzeitigen „Gießkannenförderung“ der EU nachzudenken, verzettele man sich in „Nebenkriegsschauplätzen“ wie der Ausweisung von ökologischen Vorrangflächen und deren Ausgestaltung.
Auch der Amtschef im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium, Wolfgang Reimer, beklagte fehlende klare Weichenstellungen bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). (AgE)