Im Jagdjahr 2012/13 haben die Jäger in Deutschland 644.233 Wildschweine erlegt. Das ist die zweithöchste, jemals erzielte Strecke. Dies geht aus der aktuellen Jagdstatistik des Deutschen Jagdverbands (DJV) hervor, die der Verband jetzt für Paarhufer veröffentlicht hat.
Verglichen mit dem Mittelwert der vorangegangenen fünf Jahre sind dies 26 % mehr Wildschweine. Im laufenden Jagdjahr sind laut Verband die Jagdergebnisse allerdings regional stark rückläufig. „Die Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht“, sagte Dr. Wolfgang Bethe, Wildschwein-Experte im DJV-Präsidium. Die Schwarzkittel müssten aber weiterhin intensiv bejagt werden, so Bethe. Schließlich könnten die anpassungsfähigen Allesfresser ihren Bestand pro Jahr nahezu verdreifachen. Im Vergleich mit dem 5-Jahres-Mittel ebenfalls positiv sind die Jagdergebnisse 2012/13 für Rehe mit plus 7 Prozent, Rothirsche (plus 16 %) und Damhirsche (plus17 %).
Politische Weichenstellung in der Energiepolitik gefordert
„Wir fordern eine politische Weichenstellung in der Energiepolitik. Es darf nicht sein, dass wir weiterhin auf Kosten der Artenvielfalt vermeintlich saubere Energie auf unseren Feldern produzieren“, sagte Dr. Bethe weiter. Während das Wildschwein sich ausbreite, seien Wiesenbrüter, Feldhamster oder Feldhase auf dem Rückzug.
Der DJV schlägt vor, Raum zu schaffen für intelligente Naturschutzansätze im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und des Greenings. Diese müssen für Landwirte finanziell attraktiv sein und in die Produktion integriert werden können. Dazu müssten bürokratische Hürden abgebaut werden. Im Idealfall kann ein Landwirt künftig ökologische Vorrangflächen bewirtschaften, indem er darauf beispielsweise Wildpflanzen ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für Biogas anbaut.
Keine Jagd ist keine Lösung
Eine klare Absage erteilt der DJV der Forderung von Tierschützern, die Jagd auf Wildschweine ganz einzustellen. „Wo heute 100 Wildschweine leben, sind es im nächsten Jahr 330“, sagte Dr. Bethe. „Ausgehend vom derzeitigen Frühjahrsbestand hätten wir innerhalb von zwei Jahren über drei Millionen Wildschweine.“
Dann setze eine Bestandsregulierung auf natürlichem Wege ein: „Parasiten und Krankheiten befallen die Tiere, Seuchen entstehen“, sagte der Veterinär Dr. Bethe. Besonders gefürchtet ist die Schweinepest, da sie auf Hausschweine übertragen werden kann. Massenkeulungen und ein Export-Verbot für Schweinefleisch wären die verheerenden Folgen. „Das würde es bedeuten, wenn man die Natur sich selbst überlässt“, so Dr. Bethe. „Wollen wir das wirklich?“