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„Meckern über Journalisten bringt gar nichts“

„Keine andere Berufsgruppe hat sich beim Bayerischen Rundfunk so oft über Sendungen beschwert wie die Bauern.“ Das berichtete am Mittwoch Prof. Sigmund Gottlieb, der von 1995 bis 2017 Chefredakteur des BR war, auf dem Bauerntag in Wiesbaden. Dabei bringe meckern über Journalisten seiner Überzeugung nach gar nichts.

Lesezeit: 3 Minuten

„Keine andere Berufsgruppe hat sich beim Bayerischen Rundfunk so oft über Sendungen beschwert wie die Bauern.“ Das berichtete am Mittwoch Prof. Sigmund Gottlieb, der von 1995 bis 2017 Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks war, auf dem Bauerntag in Wiesbaden.


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Dabei bringe meckern über Journalisten seiner Überzeugung nach gar nichts. Stattdessen müssten die Bauern die Presse verstehen lernen, wie die Journalisten ticken und was sie wollen. So würden einige Bauern immer noch meinen, Journalisten seien ihre Pressesprecher.


Gottlieb schilderte ehrlich und offen, wo es hakt. „Die Lebenswirklichkeiten von Journalisten und Landwirten unterscheiden sich stark. Es gibt keine Agrarfachleute bei den Medien, die Redakteure sind Generalisten und berichten über diverse Themen“, schilderte der heutige Medienberater. Hinzu komme der Sparzwang in den Redaktionen. Auch die Digitalisierung habe die Medien massiv erfasst, weshalb eine detaillierte Recherche nicht immer möglich sei. Diese Aussage erzürnte jedoch einen Zuhörer im Saal. Er forderte von Journalisten, dass sie ihre Arbeit gut machen, so wie die Bauern auch. DBV-Vizepräsident Werner Schwarz schlichtete, dass Journalisten in seinem Bundesland Schleswig-Holstein alle seine Handynummer hätten, damit sie vor Druck unkompliziert und schnell eine Gegenmeinung erfragen könnten.


Prof. Gottlieb berichtete weiter, dass in seiner BR-Rundschau die Themen Tiere und Essen immer am beliebtesten bei den Zuschauern gewesen seien und letztlich seien sie damit auch gewinnbringend. Auch er wisse aber, dass die Skandalisierung gerade in Zeiten der Sozialen Medien am besten funktioniere.


Selbstkritisch für seine Branche gab Gottlieb zu, dass einige Journalisten zu nah an Tierschutzorganisationen seien oder zumindest zu leichtfertig deren Negativmeldungen übernehmen würden. „Das ist halt das Spiegelbild der Gesellschaft.“ Gottlieb zitierte hierzu den früheren Journalisten Hanns Joachim Friedrichs: „Mache dich als Journalist nie einer Sache gemein, auch nicht einer guten.“ Das würden heute nicht mehr alle Kollegen beherzigen. Zudem seien Medien natürlich Zuspitzer, da sei die Versuchung groß, negativ zu berichten.


Trotzdem ist Gottlieb überzeugt, dass die Bauern auch selbst schuld an dem „gestörten Verhältnis zu den Medien“ seien. „Viele haben sich zu lange versteckt oder verstecken sich noch heute. Da ist eine Urangst vor den Medien, die durch Negativerfahrungen noch bestärkt wird. Einige meinen auch, Kommunikation ist nicht wichtig“, erklärte der Fachmann weiter.


Dabei sei die Landwirtschaft immer noch in der Mitte der Gesellschaft. Man dürfe kritische Themen nicht unter den Teppich kehren, soll transparent arbeiten und über die Arbeit sprechen, so sein Rat. „Suchen Sie sich in guten Zeiten Gesprächspartner unter den Journalisten, gehen Sie mit denen Essen, machen eine schöne Geschichte. Dann können Sie in schlechten Zeiten schnell Kontakt aufnehmen und haben einen Fürsprecher, der das sachlich einordnet“, so Gottlieb. Gute Vorbereitung schützt seiner Meinung nach vor bösen Überraschungen. „Machen Sie sich frei von der Vorstellung, Journalisten wollen Sie in den Dreck ziehen. Nutzen Sie die Chance statt zu klagen. Sie als Bauern haben eine Bringschuld.“


Der Berater riet dem DBV, intensiv an der Aufklärung der Leitmedien mitzuarbeiten. Man könne negative Ausrichtungen und Begriffe umdrehen, das erfordere jedoch einen langen Atem und großes Durchhaltevermögen. Andere Gruppen würden genau das aber seit langem tun: Sie besuchen wiederholt Redaktionen und betreiben Fundamentalarbeit, die sich am Ende für sie auszahlt, so Gottlieb.

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