Ministerpräsident Weil sagt Niedersachsens Bauern Hilfe zu
Stephan Weil weiß, dass die Landwirte in einer Zwickmühle stecken: Die gesellschaftlichen Ansprüche sind enorm, doch die Kosten sind hoch. Das kritisiert auch das Landvolk, ohne Geld geht kein Umbau.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat der Landwirtschaft finanzielle Unterstützung beim Wandel hin zu mehr Tierwohl, Klima- und Umweltschutz in Aussicht gestellt. Für die Landwirte müssten sich Investitionen in diese Bereiche rechnen, daran gebe es ein öffentliches Interesse, sagte der SPD-Politiker laut dpa-Bericht am Donnerstag in Hannover zum 75-jährigen Bestehen des Landvolks.
"Da wird man auch über Geld reden müssen", sagte Weil. "Wer mehr leistet, der muss auch mehr kriegen." Der Regierungschef betonte, er wünsche sich, dass viele Landwirte der Branche treu bleiben. Das Ziel sei ein "modernes, natur- und umweltverträgliches und wirtschaftlich erfolgreiches Agrarland".
Landvolk: Kosten und Nutzen müssen stimmen
Der Bauernverband seinerseits betonte gegenüber dem Ministerpräsidenten, dass die Landwirte - gerade auch die jüngeren - Veränderungen mittragen wollen. Nur müssten Kosten und Nutzen stimmen. Und die Betroffenen wollten an den Entscheidungen beteiligt werden.
Wir bieten Lösungen an, wollen aber auch gehört werden - Hennies
Die Borchert-Kommission bezifferte die Kosten für einen zukunftsfähigen Umbau der Tierhaltung in Deutschland bekanntlich auf 3 bis 5 Mrd. €. Nur die von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) angekündigte Anschubfinanzierung von 1 Mrd. € biete keine tragfähigen Perspektiven und keine Investitionssicherheit, kritisiert das Landvolk.
Große Sorgen bereiten den Landwirten auch die geplanten Verschärfungen beim Pflanzenschutz. Ziehe die EU dieses Maßnahmenpaket wie geplant durch, würden viele Bauern ihren Betrieb aufgeben, befürchtet Landvolk-Präsident Holger Hennies laut dpa.
Wir müssen die Veränderungen gemeinsam und mit dem Menschen vor Ort angehen - Hennies
Weitere Kritik gibt es an der Wiedervernässung von Mooren, die damit für die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zur Verfügung stehen. Betroffen sind vor allem die küstennahen Regionen mit ihrer Milchviehwirtschaft. Das Landvolk fordert von der Landesregierung eine verlässliche Orientierungshilfe bei dem Thema. Denn die Zeit wird knapp, und die Betriebe müssen jetzt Entscheidungen über ihre Weiterentwicklung treffen.
Weil: Gesellschaftliche Erwartungen heute größer als früher
Ministerpräsident Weil versteht nach eigener Aussage, dass die Landwirtschaft in einer Zwickmühle stecke. Zum einen gebe es national und international einen hohen Wettbewerbsdruck. Zum anderen seien die gesellschaftlichen Erwartungen heute größer als vor 75 Jahren. Obwohl immer noch viele Menschen auf dem Land lebten, sähen sich nicht mehr alle als Teil einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft.
Niedersachsen muss ein modernes, natur- und umweltverträgliches und wirtschaftlich erfolgreiches Agrarland bleiben - Weil
Nach Angaben des Ministerpräsidenten umfasst die Landwirtschaft in Niedersachsen rund 35.000 Betriebe und direkt oder indirekt rund 135.000 Arbeitsplätze, schreibt die dpa.
Anwesend war auch die neue Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne). Sie betonte, der Wandel müsse im Dialog vorangetrieben werden. "Ohne das Mitwirken des Landvolks wird die Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Klimaschutz, mehr Tierschutz und einer nachhaltigeren Bewirtschaftung nicht gelingen können", sagte sie.
Ehrungen
In der Mitgliederversammlung des Landvolks Niedersachsen, die der Feierstunde vorangegangen war, wurden der vorige Präsident Albert Schulte to Brinke und der frühere Ammerländer Landvolk-Vorsitzende Manfred Gerken geehrt.
Schulte to Brinke erinnerte in seinem Dank daran, dass Nachhaltigkeit „nicht nur Ökologie, sondern auch Ökonomie“ bedeute. Zu viele Fragen rund um die Landwirtschaft werden seiner Meinung nach zu einseitig diskutiert. „Das wird uns eines Tages auf die Füße fallen.“
Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen appellierte an die „Gemeinschaft und Gemeinsamkeit“ innerhalb des Landesbauernverbandes und der Kreisverbände in Niedersachsen. „In Zukunft brauchen wir das noch stärker als in der Vergangenheit. Jüngste politische Entwicklungen und Inhalte sozialer Medien zeigen auf: Hier ist jeder Multiplikator gefordert.“
Jahresbericht zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft
Passend zur Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes am Donnerstag in Hannover legte das Landvolk Niedersachsen die jährliche Broschüre mit Beiträgen zu Agrarpolitik und -märkten, Sozial- und Steuerpolitik, Agrarrecht, Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie weiteren Einblicken in die Verbandsarbeit und die Dienstleistungen vor. „Unser Jahresbericht 2022 zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft in Niedersachsen“, sagte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies anlässlich der Herausgabe.
Ergänzt wird der Jahresbericht durch Beiträge der Schwesterverbände Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden Niedersachsen (ZJEN), Stiftung Kulturlandpflege, Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ), der Vereinigung niedersächsischer Realverbände, dem Waldbesitzerverband Niedersachsen, den Landvolkdiensten, der Landesfachgruppe Obstbau, dem Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen (LEE) und der Niedersächsischen Landesjugend (NLJ).
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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat der Landwirtschaft finanzielle Unterstützung beim Wandel hin zu mehr Tierwohl, Klima- und Umweltschutz in Aussicht gestellt. Für die Landwirte müssten sich Investitionen in diese Bereiche rechnen, daran gebe es ein öffentliches Interesse, sagte der SPD-Politiker laut dpa-Bericht am Donnerstag in Hannover zum 75-jährigen Bestehen des Landvolks.
"Da wird man auch über Geld reden müssen", sagte Weil. "Wer mehr leistet, der muss auch mehr kriegen." Der Regierungschef betonte, er wünsche sich, dass viele Landwirte der Branche treu bleiben. Das Ziel sei ein "modernes, natur- und umweltverträgliches und wirtschaftlich erfolgreiches Agrarland".
Landvolk: Kosten und Nutzen müssen stimmen
Der Bauernverband seinerseits betonte gegenüber dem Ministerpräsidenten, dass die Landwirte - gerade auch die jüngeren - Veränderungen mittragen wollen. Nur müssten Kosten und Nutzen stimmen. Und die Betroffenen wollten an den Entscheidungen beteiligt werden.
Wir bieten Lösungen an, wollen aber auch gehört werden - Hennies
Die Borchert-Kommission bezifferte die Kosten für einen zukunftsfähigen Umbau der Tierhaltung in Deutschland bekanntlich auf 3 bis 5 Mrd. €. Nur die von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) angekündigte Anschubfinanzierung von 1 Mrd. € biete keine tragfähigen Perspektiven und keine Investitionssicherheit, kritisiert das Landvolk.
Große Sorgen bereiten den Landwirten auch die geplanten Verschärfungen beim Pflanzenschutz. Ziehe die EU dieses Maßnahmenpaket wie geplant durch, würden viele Bauern ihren Betrieb aufgeben, befürchtet Landvolk-Präsident Holger Hennies laut dpa.
Wir müssen die Veränderungen gemeinsam und mit dem Menschen vor Ort angehen - Hennies
Weitere Kritik gibt es an der Wiedervernässung von Mooren, die damit für die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zur Verfügung stehen. Betroffen sind vor allem die küstennahen Regionen mit ihrer Milchviehwirtschaft. Das Landvolk fordert von der Landesregierung eine verlässliche Orientierungshilfe bei dem Thema. Denn die Zeit wird knapp, und die Betriebe müssen jetzt Entscheidungen über ihre Weiterentwicklung treffen.
Weil: Gesellschaftliche Erwartungen heute größer als früher
Ministerpräsident Weil versteht nach eigener Aussage, dass die Landwirtschaft in einer Zwickmühle stecke. Zum einen gebe es national und international einen hohen Wettbewerbsdruck. Zum anderen seien die gesellschaftlichen Erwartungen heute größer als vor 75 Jahren. Obwohl immer noch viele Menschen auf dem Land lebten, sähen sich nicht mehr alle als Teil einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft.
Niedersachsen muss ein modernes, natur- und umweltverträgliches und wirtschaftlich erfolgreiches Agrarland bleiben - Weil
Nach Angaben des Ministerpräsidenten umfasst die Landwirtschaft in Niedersachsen rund 35.000 Betriebe und direkt oder indirekt rund 135.000 Arbeitsplätze, schreibt die dpa.
Anwesend war auch die neue Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne). Sie betonte, der Wandel müsse im Dialog vorangetrieben werden. "Ohne das Mitwirken des Landvolks wird die Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Klimaschutz, mehr Tierschutz und einer nachhaltigeren Bewirtschaftung nicht gelingen können", sagte sie.
Ehrungen
In der Mitgliederversammlung des Landvolks Niedersachsen, die der Feierstunde vorangegangen war, wurden der vorige Präsident Albert Schulte to Brinke und der frühere Ammerländer Landvolk-Vorsitzende Manfred Gerken geehrt.
Schulte to Brinke erinnerte in seinem Dank daran, dass Nachhaltigkeit „nicht nur Ökologie, sondern auch Ökonomie“ bedeute. Zu viele Fragen rund um die Landwirtschaft werden seiner Meinung nach zu einseitig diskutiert. „Das wird uns eines Tages auf die Füße fallen.“
Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen appellierte an die „Gemeinschaft und Gemeinsamkeit“ innerhalb des Landesbauernverbandes und der Kreisverbände in Niedersachsen. „In Zukunft brauchen wir das noch stärker als in der Vergangenheit. Jüngste politische Entwicklungen und Inhalte sozialer Medien zeigen auf: Hier ist jeder Multiplikator gefordert.“
Jahresbericht zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft
Passend zur Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes am Donnerstag in Hannover legte das Landvolk Niedersachsen die jährliche Broschüre mit Beiträgen zu Agrarpolitik und -märkten, Sozial- und Steuerpolitik, Agrarrecht, Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie weiteren Einblicken in die Verbandsarbeit und die Dienstleistungen vor. „Unser Jahresbericht 2022 zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft in Niedersachsen“, sagte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies anlässlich der Herausgabe.
Ergänzt wird der Jahresbericht durch Beiträge der Schwesterverbände Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden Niedersachsen (ZJEN), Stiftung Kulturlandpflege, Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ), der Vereinigung niedersächsischer Realverbände, dem Waldbesitzerverband Niedersachsen, den Landvolkdiensten, der Landesfachgruppe Obstbau, dem Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen (LEE) und der Niedersächsischen Landesjugend (NLJ).