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Naturschützer reichen Landwirten zur Agrarreform die Hand
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht zur Agrarreform auf die Landwirte zu. Käme die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen durch, gäbe es weder bei den Landwirten noch bei den Naturschützern Gewinner. Die Naturschützer sehen dann die Akzeptanz der Bevölkerung für die Agrarzahlungen und die Landwirtschaft schwinden.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht zu Beginn der heißen Verhandlungsphase um die Agrarreform auf die Landwirte zu. Käme die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen durch, gäbe es weder bei den Landwirten noch bei den Naturschützern Gewinner. Die Naturschützer sehen dann die Akzeptanz der Bevölkerung für die Agrarzahlungen und die Landwirtschaft schwinden.
Die Naturschützer machen seit Tagen keinen Hehl darum, dass sie von den Vorschlägen von EU-Agrarkommissar Phil Hogan enttäuscht sind. Das liegt insbesondere daran, weil die Kommission plant, bei den Mitteln der Zweiten Säule, über die Agrarumweltmaßnahmen, Vertragsnaturschutz und Ökolandbau finanziert werden, überproportional nämlich 15 bis 25 Prozent, zu kürzen. Außerdem befürchten sie mit der Übertragung des Entscheidungsspielraums bei den Umweltanforderungen von der EU-Ebene an die Mitgliedstaaten einen Unterbietungswettbewerb.
Nabu-Präsident Tschimpke will auf DBV-Präsident Rukwied zugehen
„Wir werden nur Verlierer haben. Es gibt keine win-win-Situation in dem Kommissionsvorschlag, weder bei den Landwirten noch bei den Naturschützern“, sagte der Präsident des Nabu, Olaf Tschimpke, in dieser Woche beim Nabu-Talk zur Agrarreform in Berlin. Auf die Landwirte geht Tschimpke offensiv zu. „Wir wollen, dass die Bauern eine Chance haben und haben die Landwirtschaft in unseren Vorschlägen immer mitbedacht“, sagte er. Tschimpke berichtete davon, dass sein Verband und seine Mitstreiter vermehrt Unterstützung aus der Landwirtschaft erhielten. “Immer mehr Landwirte sprechen uns an“, so Tschimpke. Er wolle mit dem Eintritt in die heiße Phase der Verhandlungen um die Agrarreform nun auch auf den Bauernverband zugehen. „Wir wollen mit der Landwirtschaft ins Gespräch kommen und gemeinsam an Lösungen arbeiten“ sagte Tschimpke. Er freue sich darüber bald mit Bauernpräsident Joachim Rukwied zu sprechen, kündigte er an.
Agrarreform beeinflusst die Akzeptanz der Bevölkerung für die Landwirtschaft
Sollte sich an dem jetzigen System der EU-Agrarzahlungen mit der Agrarreform nichts Nennenswertes ändern, fürchten die Naturschützer einen weiteren Verlust an Akzeptanz für die Landwirtschaft in der Bevölkerung und sehen deren Bereitschaft Steuergeld dafür auszugeben, schwinden. „Wenn diese GAP-Reform nicht gelingt, werden die Gräben zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung tiefer“, mutmaßte Konstantin Kreiser, Nabu-Leiter für die EU-Naturschutzpolitik bei der Veranstaltung. Er sehe nach den Hogan-Vorschlägen derzeit nur die Wahl, das System sowie vorgeschlagen weiter zu führen und damit an die Wand zu fahren, oder jetzt etwas daran zu ändern. „Naturschutzleistungen, die die Landwirte erbringen, sollen gut bezahlt werden“, forderte Kreiser. Der Nabu plädiert dafür, bei den Agrarumweltmaßnahmen in der Zweiten Säule finanzielle Anreize für die Landwirte statt der bisherigen alleinigen Kostenerstattung zu etablieren. „Wir sind für eine Anreizkomponente in der Zweiten Säule und sehen da auch kein WTO-Problem drin“, so Kreiser.
Landwirte sollen mit Umweltleistungen Geld verdienen können
Wie sich Landwirte für einen Systemwechsel weg von den Direktzahlungen hin zu einer Honorierung von Umweltleistungen gewinnen lassen, stellte auch Uwe Dierking Deutschen Verband für Landschaftspflege in den Mittelpunkt. „Die Möglichkeit für Landwirte mit Umweltleistungen Geld zu verdienen ist zentral, da müssen wir hinkommen“, sagte Dierking. Er baue auf die Landwirte, die auch in der Erzeugung von Biodiversität und Wasserschutz eine echte Perspektive sähen, so Dierking weiter. Dabei stellte er heraus, dass dies nicht auslaufende Betriebe seien. „Die Betriebe, die wir fokussieren, sind echte Zukunftsbetriebe, die auch in die nächste Generation gehen“, umschrieb Dierking die Zielgruppe.