Der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt konnte laut Bundesregierung noch nicht gestoppt werden. Es bedürfe zusätzlicher Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen, um "die Trendwende für die biologische Vielfalt zu erreichen".
Zusätzlich sei eine verbesserte Politikintegration in den für die Biodiversität zentralen Politikfeldern notwendig, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
In der Antwort führt die Bundesregierung zudem aus, wie es um einzelne Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt steht. In der Gesamtheit zeichne sich ein heterogenes Bild der Zielerreichung ab, schreibt die Bundesregierung.
Hintergrund
Seit zehn Jahren hat sich Deutschland der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) verpflichtet und setzte damit internationale Verträge um. In der NBS wird das Ziel beschrieben, den Rückgang der Biodiversität zu stoppen. Ein erstes Zieldatum von 2010 wurde nicht eingehalten und dann auf das Jahr 2020 verschoben.
Im Jahr 2020 soll nun gelten: „In Deutschland gibt es eine für unser Land typische Vielfalt von natürlichen sowie durch menschliches Handeln geprägte Landschaften, Lebensräumen und Lebensgemeinschaften, die in der Bevölkerung eine hohe Wertschätzung genießen. Die diesen Lebensräumen zugehörigen Arten existieren in überlebens- und langfristig anpassungsfähigen Populationen“ (NBS, S. 26).
Um diese Ziele zu erreichen, bleiben nun noch zwei Jahre Zeit – doch die Meldungen aus Wissenschaft und Praxis seien düster, kritisieren die Grünen. Wissenschaftliche Studien belegten die dramatische Situation im Bereich Artenvielfalt: Insektenbestände würden einbrechen. Auch die Situation der Bienen werde vermehrt diskutiert, viele Wildbienenarten seien bereits ausgestorben oder stark dezimiert.
Und weiter prangern die Grünen an: „Die Biodiversität in der Agrarlandschaft steht stark unter Druck: Demnach ist in der EU die Zahl der Brutpaare in landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen Tiere zurückgegangen. Wertvolle Biotope sind von Zerstörung betroffen – besonders Wiesen und Weiden sind im Verschwinden begriffen.“
Bundesregierung: „Alles sehr anspruchsvoll und komplex“
Die Bundesregierung erklärte hierzu, die NBS sei ein anspruchsvolles gesamtgesellschaftliches Programm mit zukunftsorientierten Visionen, ehrgeizigen Zielen und Maßnahmen. Zur Erreichung der Ziele sei ein ambitioniertes Vorgehen in allen Politikbereichen und auf allen Ebenen notwendig.
Die Rahmenbedingungen, um Fortschritte für die biologische Vielfalt zu erreichen, sind laut der Regierung komplex. Und weiter heißt es: „Die unterschiedlichen Interessen in den verschiedenen Politikfeldern sind eine Herausforderung für die biologische Vielfalt. Zur Umsetzung der Strategie sind Anstrengungen von Bund, Ländern und Gemeinden in möglichst allen betroffenen Politikfeldern notwendig, um eine Trendwende beim Verlust der biologischen Vielfalt in Deutschland zu erreichen. Hierzu wurde von der Bundesregierung ein umfassender und dialogorientierter Umsetzungsprozess etabliert, der alle betroffenen staatlichen und nicht-staatlichen Akteure einbezieht.
Hinzu kommt, dass Naturprozesse Zeit brauchen, um auf verbesserte Bedingungen zu reagieren und Erfolge auch sichtbar zu machen. Da sind zehn Jahre ein verhältnismäßig kurzer Zeitraum. Dementsprechend ist das Bild zur Zielerreichung der NBS heterogen.“
Trotz zahlreicher einzelner Erfolge habe man eine Trendwende bisher nicht in allen Bereichen erreichen können. Die Bundesregierung hat nach eigener Aussage die wesentlichen Defizite bei der Umsetzung der NBS erkannt und im Rechenschaftsbericht die zehn zentralen Handlungsfelder benannt, in denen sich Verbesserungen einstellen müssen, um die Trendwende zu erzielen.