Interview mit Prof. Dr. Josef Kamphues, Direktor des Instituts für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Wie bewerten Sie den Einsatz von Zuckerrüben in der Rinderfütterung?
Kamphues:Die Zuckerrübe ist besonders wegen ihrer Schmackhaftigkeit ein wertvolles Futtermittel. Mit ihr ist eine vergleichsweise hohe TM-Aufnahme möglich. Sie hat eine hohe Energiedichte, bedingt durch die gute Verdaulichkeit und den hohen Zuckergehalt. Die Trockenmasse der Zuckerrübe besteht zu 70 % aus Zucker, sodass nicht zu viel gefüttert werden kann. Sonst droht die Gefahr einer Pansenazidose. In der Summe sollte der Anteil von Zucker und Stärke an der Ration 30 % der TM nicht überschreiten.
Gibt es weitere Knackpunkte?
Kamphues: Wichtig ist, die Rüben über den Tag verteilt zu füttern. Und die Rüben sollten möglichst gut zerkleinert werden. Ansonsten kann es auch einmal zu einer Schlundverstopfung kommen.
Die Rüben ließen sich ja auch musen und dann flüssig silieren.
Kamphues: Das halte ich für wenig empfehlenswert, dabei kann es leicht zur alkoholischen Gärung kommen.
Wie wirkt sich die Zuckerrübe ernährungsphysiologisch beim Rind aus?
Kamphues: Insgesamt wirkt sich die Zuckerrübe wegen ihrer Zellwandbestandteile positiv auf die Pansenflora aus. Sie ist aber auch gefährlich wegen ihres Zuckergehalts. Das haben wir in früheren Versuchen mit hoch melassierten Pressschnitzel-Silagen festgestellt. Durch ihre Schmackhaftigkeit sorgt sie für eine höhere Futteraufnahme. „Wenn nichts mehr reingeht, Rüben gehen immer noch“, haben wir früher gesagt.
Wo sehen Sie Herausforderungen bei der Lagerung?
Kamphues: Die liegen sicherlich in der Logistik und der Konservierung über die Winterzeit. Am besten geeignet dürften Mischsilagen sein.
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