Ein Kommentar von Reiner Mihr, Chefredakteur der top agrar-Schwesterzeitschrift Lebensmittelpraxis:
„Digital first – Bedenken später“ oder so ähnlich hieß es im vergangenen Bundestagswahlkampf. Ziemlich flach. Aber der Reihe nach. Unbestritten: Die Digitalisierung hat zuerst unsere Kommunikation verändert, und sie verändert nun laufend unser Leben – und damit auch unser Einkaufen.
Zwei Punkte will ich dazu diskutieren. Der erste: nur weil „digitalisieren“ unaufhaltsam und modern scheint, darf es nicht schrankenlos sein. Wer auf der vergangenen Ernährungsmesse Anuga miterleben konnte, wie das Thema wohl künftig Verkauf und Einkauf bestimmen wird, dem konnte schwindelig werden. Die zügellose Nutzung von Big Data eröffnet einigen großen Händlern und Herstellern ungeahnte Möglichkeiten. Dabei begeben sie sich offenbar kritiklos in die Arme der wirklichen Giganten, die da Google, Facebook und Amazon heißen.
Das sei unbenommen, aber dass die deutsche und internationale Politik dem Tun dieser Internet-Riesen keine Regeln gibt, ist gefährlich und wird sich rächen. Denken und ein paar bedenken wären da nicht schlecht.
Und der zweite Punkt: Die Euphorie bei einigen Handels-, Hersteller- und Verbandsfunktionären ob der digitalen Chancen ist nachvollziehbar, vergisst aber die Basis des Geschäfts: den Supermarkt. Wird dieser künftig zum Auslieferungslager? Zum Exoten? Zum Anachronismus? Es braucht mehr Zukunftskonzepte, die dem Supermarkt bei der Differenzierung helfen und Argumente liefern, die die jungen Menschen von heute (Millennials) auch in zehn Jahren noch in die Märkte bringt.
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