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Wichtige EU-Zuckerrübenanbauer wollen Produktion drosseln

Der Franzose Eric Andrieu warf der EU-Kommission vor, die gegenwärtige Krise des Zuckersektors „durch eine ausreichende Zahl an Pleiten der Landwirte“ zu managen. In ähnlicher Weise sei die Brüsseler Behörde bereits bei der Milchkrise vorgegangen.

Lesezeit: 4 Minuten

Aufgrund der gegenwärtig angespannten Marktlage wollen Zuckerrübenproduzenten in wichtigen Anbauländern der Europäischen Union ihre Erzeugung drosseln. Darauf hat ein Vertreter der Generaldirektion Landwirtschaft bei einer Anhörung im EU-Landwirtschaftsausschuss in Straßburg hingewiesen.

Nach seinen Angaben wollen Anbauer in den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Belgien im Wirtschaftsjahr 2019/20 ihre Zuckerrübenflächen zwischen 5 % und 15 % verkleinern. Dies wird von der Brüsseler Behörde unter anderem als Argument gegen eine Zuckerintervention zur Marktentlastung angeführt.

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In Deutschland, wo nach Frankreich der meiste Zucker in der Gemeinschaft erzeugt wird, wird es allerdings trotz der insgesamt schwierigen Marktlage offenbar keine Empfehlung für eine Verkleinerung der Zuckerrübenflächen geben. Der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ), Günter Tissen, erklärte gegenüber AGRA-EUROPE, dass man als Branchenverband nicht ohne weiteres in den Wettbewerb eingreifen und unternehmerische Empfehlungen geben könne. Entscheidungen über Anbauflächen sehe man nach eigener Rechtsauffassung als einen solchen Sachverhalt an.

Tissen hob hervor, dass die WVZ aus deutscher Sicht in erster Linie die Politik unter „großem Handlungsdruck“ für den Zuckersektor sehe. Gerade die durch politische Entscheidungen verursachten Wettbewerbsverzerrungen würden sich zu einer zunehmenden Bedrohung für die deutsche Zuckerwirtschaft auswachsen. Ganz besonders kritisierte der Hauptgeschäftsführer die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in anderen Mitgliedstaaten, ungleiche Zulassungen im Pflanzenschutz, eine weitere Marktöffnung für Importe sowie eine mangelnde Durchschlagskraft gegen das Preisdumping durch Drittländer.

Kommission wartet ab

In der Verantwortung sieht Tissen jetzt vor allem die Vertreter der politischen Parteien, die den Ausstieg aus der Quote beschlossen hätten. Jetzt müssten die Rahmenbedingungen so fair gestaltet werden, dass die eigentlich starken und wettbewerbsfähigen Standorte in Deutschland auch weiterhin Zuckerrüben anbauen und Zucker erzeugen könnten.

EU-Agrarkommissar Phil Hogan hatte bereits beim letzten Agrarrat Mitte Oktober in Luxemburg deutlich gemacht, dass sein Haus weitere Signale einer sich abzeichnenden Stabilisierung am Zuckermarkt sehe. So sorge einerseits der für das Wirtschaftsjahr 2018/19 vorausgesagte Rückgang der EU-Zuckerproduktion um 11 % für Entspannung. Andererseits sei derzeit auch das Zuckeraufkommen am Weltmarkt rückläufig.

Derweil kritisierte der französische EU-Parlamentarier Michel Dantin bei der Ausschusssitzung, dass wichtige Erzeugerländer außerhalb Europas, darunter Indien, ihre Zuckerexporte massiv subventionierten. Der Abgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP) forderte die Kommission auf, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dem schloss sich der stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, Prof. Paolo De Castro, an.

Scharfe Kritik übte der ehemalige italienische Landwirtschaftsminister an den von der Kommission in der Vergangenheit aufgestellten Preisprognosen für die Zeit nach dem Quotenende im Oktober letzten Jahres. Diese hätten sich im Licht der „aktuell katastrophalen Lage“ als viel zu optimistisch herausgestellt, so das Fraktionsmitglied der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D).

Krise durch ausreichend Pleiten managen

Der Franzose Eric Andrieu warf der EU-Kommission vor, die gegenwärtige Krise des Zuckersektors „durch eine ausreichende Zahl an Pleiten der Landwirte“ zu managen. In ähnlicher Weise sei die Brüsseler Behörde bereits bei der Milchkrise vorgegangen. Dringend notwendig seien stattdessen Gegenmaßnahmen wie die Förderung der privaten Lagerhaltung, schlug der Sozialist vor.

Eine drastische Benachteiligung der kroatischen Rübenbauern beklagte die EVP-Abgeordnete Marijana Petir. Die Zuckerwirtschaft habe - mit Ausnahme ihres Landes - in allen Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2013 über die EU-Strukturfonds mehr als 1,4 Mrd Euro Beihilfen für ihren Sektor erhalten, monierte die Kroatin. Auch Petir forderte die Kommission auf, über eine Einlagerung von Zucker nachzudenken.

Derweil bekundete der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Martin Häusling, mit Blick auf Preisprognosen der Kommission - ähnlich wie De Castro - sein großes Misstrauen. Zudem bekräftigte Häusling seine Kritik an der Abschaffung der Rübenquote im Herbst vergangenen Jahres. Es zeige sich immer wieder, dass die von der Brüsseler Behörde forcierten Marktliberalisierungen „nicht gerade zum Vorteil der Landwirte“ seien.

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