Nach einer Meldung des Norddeutschen Rundfunks haben Wölfe in Niedersachsen 2017 über doppelt so viel Nutzvieh gerissen, als ein Jahr zuvor. Konkret waren das 403 Tiere, 2016 waren es noch 178. Das Wolfsmonitoring listet auch für die ersten vier Monate dieses Jahres 49 Ereignisse mit 110 verendeten Tieren.
Mehr Wölfe – mehr Angriffe
Der Hauptgrund für den deutlichen Anstieg ist laut Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft, Raoul Reding, die zunehmende Zahl der Wölfe. Im untersuchten Zeitraum sei die Population in Niedersachsen von rund 100 auf mehr als 150 Tiere gewachsen, die in 15 Rudeln lebten. Ein wichtiger Aspekt sei auch, dass die Wölfe ihr Verhalten an die Gegebenheiten anpassen. „Wölfe sind sehr intelligente Tiere, die schnell dazulernen und ihr Wissen auch an die Welpen weitergeben“, sagte Reding. Dem Nachwuchs würde früh vermittelt, wie Schwachstellen beim Schutz von Nutztieren genutzt werden könnten.
Ministerium will Wolfsmanagement verbessern
Das niedersächsische Umweltministerium ist aufgrund der Entwicklung alarmiert und plant eine Verbesserung des Wolfsmanagements. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Nutztierrisse zurückgehen wird, wenn die Herdenschutzmaßnahmen konsequent durchgeführt werden, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.
Erfahrungen aus anderen Bundesländern belegten das. Ziel sei, den Betroffenen zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen und auch das Aufstellen von Zäunen finanziell zu fördern. Zudem sollen die rechtlichen Möglichkeiten überprüft werden, um auffällige Tiere schneller vergrämen und als letzte Möglichkeit sogar entnehmen zu können, betonte die Sprecherin.
Landvolk fordert Entnahme auffälliger Wölfe
Der Wolfsbeauftragte Reding schätzte die Wirksamkeit der Verbesserungen nur mäßig ein. „Wölfe können die ganze Nacht um eine Weide herumschleichen, bis sie eine Schwachstelle entdeckt haben“. Daher seien Nutztierrisse vermutlich auch in Zukunft kaum zu vermeiden. Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass sich diese Entwicklungen durch stärkeren Schutz allein nicht stoppen ließe. „Unsere Forderung zielt neben einer unbürokratischen Schadensregulierung ganz eindeutig auch auf die Entnahme auffälliger Wölfe ab“, sagte er.
CDU-Agrarsprecher verabschieden „Stader Resolution
Unterdessen haben sich am Dienstag die agrarpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktionen
im Rahmen ihrer Klausur in Stade auf eine gemeinsame Linie im Umgang mit dem Wolf verständigt. In der „Stader Resolution“ fordern sie den Bund auf, ein aktives Wolfsmanagement zu etablieren, um so die Weidetierhaltung und Deichschäferei erhalten zu können.
„Die Bundesregierung muss unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen einleiten, um den Fortbestand der Weidetierhaltung und der Schäferei sicherzustellen“, so der agrarpolitische Sprecher der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion, Helmut Dammann-Tamke. „In Abstimmung mit der Europäischen Kommission müssen endlich rechtliche Grundlagen für die Ausweisung wolfsfreier Zonen geschaffen werden.“ Das sei vor allem an den Küsten- und Flussdeichlinien entscheidend, wo herkömmliche Schutzmaßnahmen nicht greifen. „Außerdem brauchen wir Regelungen und Maßnahmen, die Weidetierhalter schnell und unbürokratisch für bisher entstandene und künftige Verluste entschädigen, die ihnen durch die Ausbreitung des Wolfes entstanden sind“, fordert Dammann-Tamke und rät, die bereits in Sachsen praktizierte Beweislastumkehr bei Nutztierrissen bundesweit einzuführen. Darüber seien sich die agrarpolitischen Sprecher in Stade einig gewesen.
„Im letzten Jahr wurden 214 Wolfswelpen und gut 600 erwachsene Tiere bundesweit nachgewiesen“, so Dammann-Tamke. „Die Populationsentwicklung ist mit einer jährlichen Zuwachsrate von 30 Prozent besonders hoch.“ Vor diesem Hintergrund müsse auch die Bestandsregulierung der Wolfspopulation endlich vorangetrieben werden. „Sobald ein günstiger Erhaltungszustand der Wolfspopulation gewährleistet ist, muss geprüft werden, ob der Wolf dem Jagdrecht unterzogen werden kann.“