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topplus Probleme bei der Ernte im Krieg​

Landwirt aus der Ukraine im Interview: Über Erträge von Getreide und hohe Transportkosten

Trotz Krieg erntet die Ukraine große Mengen Getreide und Raps. Das größte Problem bleibt der Transport, berichtet ein ukrainischer Landwirt. An den Häfen herrsche noch Chaos.

Lesezeit: 3 Minuten

Trotz erster Getreideschiffe, die die ukrainischen Häfen verlassen, ist der Zugang zum Weltmarkt für die Ukraine weiterhin stark eingeschränkt. Das bewegt die Preise von Getreide und Raps auch bei uns. top agrar sprach mit dem ukrainischen Landwirt und Agrarhändler Nazar Kovtun* über die aktuelle Situation. Er hat einen großen Agrarbetrieb im Osten der Ukraine unweit der Frontlinie. (*Name geändert)

Herr Kovtun, die Kriegsfront ist nicht weit von Ihrem Betrieb entfernt. Können Sie überhaupt normal ernten und wie läuft die Ernte bisher?

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Kovtun: Solange die Frontlinie nicht weiter nach Westen kommt, können wir relativ normal arbeiten. Die Ernte auf unserem Betrieb ist schon recht weit fortgeschritten. Wir haben gut 75 % des Weizen abgeerntet. Beim Raps sind wir bereits bei 95 %. Die Erträge sind beim Weizen auf durchschnittlichem Niveau bei etwa 4 t pro ha. Enttäuschend sind allerdings die Proteingehalte. Beim Raps sind die Erträge sehr gut. Wir haben bisher im Schnitt 2,2 t pro ha eingefahren.

Was ist die größte Herausforderung während der Ernte?

Kovtun: Unser größtes Problem bleibt die Logistik. Es gibt viel zu wenige Lkw für den Getreidetransport. Damit wir überhaupt exportieren können, füllen wir Raps nun teilweise in Bigbags, um sie auf normale Lkw laden zu können. Das ist sehr aufwendig und kostet viel Geld.

Haben Sie schon Ware aus der neuen Ernte exportieren können und welche Preise erzielen Sie?

Kovtun: Wir verkaufen wann immer es die Logistik zulässt ins Ausland. Aktuell sind zehn Lkw mit Raps auf dem Weg nach Ostdeutschland. Wir kalkulieren mit Transportkosten von rund 200 € je t. Uns bleiben von den 630 bis 650 €, die wir im Ausland erzielen, somit nur rund 450 € je t. Das ist Ok. Schlimmer trifft es die kleineren Betriebe in der Ukraine. Sie haben keinen Zugang zum Export und verkaufen auf dem lokalen Markt für 280 € je t.

Wie sieht es beim Weizen aus? Welche Preise können Sie erzielt?

Kovtun: Die Situation ist ähnlich. Wir verkaufen ab Hof für umgerechnet 180 € je t Weizen Richtung Polen und Rumänien. Auf dem heimischen Markt bekämen wir lediglich 90 € je t.

Die Exporte per Schiff aus einigen ukrainischen Häfen kommen langsam wieder in Gang. Glauben Sie, dass sich die Logistikengpässe dadurch etwas auflösen?

Kovtun: Ich bin skeptisch. Unser Betrieb nutzt die ukrainischen Häfen bisher nicht, weil es dort sehr chaotisch sein soll. Wie an den Außengrenzen gibt auch vor den Häfen kilometerlange Lkw-Staus. Es ist schwer zu planen, wann leere Schiffe eintreffen und Lkw abgeladen werden können. Außerdem ist es auch nicht ungefährlich. Niemand weiß, ob die Häfen nicht doch plötzlich wieder angegriffen werden.

Haben Sie ausreichend Lagermöglichkeiten?

Kovtun: Das muss sich noch zeigen. Aktuell können wir alles unter Dach lagern. Wir hoffen, dass wir bis zur Sonnenblumenernte ausreichend Weizen verkaufen können. Wenn nicht, werden wir Weizen aus dem Lager holen und draußen lagern. Viele andere Betriebe machen das bereits und decken die Haufen einfach mit Folie ab.

Welche Erwartungen haben Sie für die kommenden Monate?

Kovtun: Ich hoffe, dass die Frontlinie stabil ist. Dann können wir zumindest einigermaßen Landwirtschaft betreiben und auch die nächste Saison planen. Dabei müssen wir auch immer den Cash-Flow im Blick haben. Nur wer vernünftige Preise für Getreide und Raps bekommt hat auch Geld für teuere Betriebsmittel. Für kleinere Betriebe wird das bald zum Problem.

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