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topplus Getreideernte im Krieg

Ukrainischer Landwirt berichtet: „Werden Weizen draußen lagern müssen“

Der Krieg in der Ukraine hält den Getreide- und Rapsmarkt in Atem. Logistik und Lagerung sind die größten Herausforderungen. top agrar hat mit einem ukrainischen Agrarhändler gesprochen.

Lesezeit: 3 Minuten

Russland hat die Ukraine mit seinem militärischen Angriff gezielt vom Weltmarkt abgeschnitten. Das hat gravierende Folgen für die globale Versorgung und die Preise von Getreide und Raps. top agrar sprach mit dem ukrainischen Agrarhändler Nazar Kovtun* über die aktuelle Lage. (*Name geändert)

Herr Kovtun, Sie handeln für größere Agrarbetriebe in der Ukraine. Wie viele Ware der alten Ernte befindet sich noch auf den Betrieben?

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Kovtun: Das ist sehr unterschiedlich. Einige Betriebe hatten schon vor dem Krieg das Meiste verkauft. Ich kenne Betriebe, die haben aktuell nur noch 2 bis 3 % der Ernte im Lager. Das ist aber eher die Ausnahme. Die meisten Betriebe haben noch recht volle Läger. Ich schätze, in der Ukraine lagern noch etwa 20 bis 22 Mio. t an Getreide und Ölsaaten, die eigentlich für den Export bestimmt sind.

Können Sie aktuell Getreide, Rapsoder Sonnenblumen aus dem Lager heraus verkaufen?

Kovtun: Ja, das ist möglich, aber sehr aufwändig. Über den Landweg exportieren wir einiges an die polnische und rumänische Grenze. An den Grenzen gibt es allerdings einen erheblichen Stau, vor allem bei der Eisenbahn. Auch die Lkw stauen sich. Insgesamt denke ich, werden aktuell nur etwa 15 bis 20 % der normalen Mengen ausgeführt.

Gibt es über den Seeweg eine Möglichkeit, Weizen zu exportieren?

Kovtun: Nein. Der Hafen in Odessa nimmt keine Ware mehr an. Die Silos sind voll, und es können keine Schiffe beladen werden. Einige beladene Schiffe liegen hier sogar seit Monaten fest und warten auf eine Freigabe.

Welche Preise erzielen Sie dafür?

Kovtun: Die Ab-Hof-Preise sind im Vergleich zum Weltmarkt niedrig. Für Weizen bekommen wir aktuell nur umgerechnet 170 $ pro t inklusive Mehrwertsteuer. Wenn wir den gleichen Weizen an der Grenze zu Polen anliefern, erhalten wir 350 $ pro t. Bei Sonnenblumen ist es ähnlich: Ab-Hof 400 $/t und an der Grenze 650 $/t.

Was ist, wenn die Lager nicht bis zur neuen Ernte geräumt sind?

Kovtun: Viele Betriebe werden ihre Läger nicht rechtzeitig räumen können. Sie müssen die neue Ernte dann draußen lagern. Entweder sie machen Haufen und decken diese mit Folien ab oder sie lagern Getreide in Folienschläuchen. Das ist nicht ideal, aber es funktioniert.

Wie sehen aktuell die Getreide- und Rapsbestände aus? Welche Erntemengen erwarten Sie im Vergleich zu den Vorjahren?

Kovtun: Die Wetterbedingungen waren bisher recht gut. Die Bestände sehen gut aus. Ich kenne Betriebe, die trotz aller Probleme nur mit etwa 10 % weniger Erntemenge rechnen. Landesweit erwarte ich bei Weizen, Mais und Sonnenblumen etwa 20 % weniger als im Vorjahr. Wir hatten 2021 allerdings eine Rekordernte.

Was ist aktuell Ihre größte Herausforderung auf der Farm?

Kovtun: Das größte Problem ist definitiv die Logistik. Viele Betriebe kaufen sich mittlerweile eigene Trucks, um die Ernte an die Grenze zu bringen. Auch die Versorgung mit Diesel ist noch eingeschränkt. Für die wichtigsten Erntearbeiten wird der Diesel aber ausreichen.

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