Im Kampf der Grünen gegen den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung kommt den Abgeordneten offenbar jede neue Meldung recht, die grob etwas mit der Tierhaltung zu tun hat.
So nehmen Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff und Gesundheitssprecherin Kordula Schulz-Asche die aktuelle Studie des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Hygiene auf den Schlachthöfen zum Anlass, letztlich den Antibiotikaeinsatz der Bauern dafür verantwortlich zu machen.
Zur Erinnerung: Laut der Studie soll frisches Hähnchenfleisch zu 66 % mit ESBL-bildenden E.coli belastet sein. Geflügel und Geflügelfleisch würden zudem zu hohe Werte an Campylobacter aufzeigen. Das Bundesamt sieht daher Handlungsbedarf in Sachen Hygiene bei den Schlachtunternehmen.
"Wir beobachten mit Sorge, dass sich in der gesamten Lebensmittelkette gesundheitsgefährdende Keime finden lassen, die zudem häufig gegen gängige Antibiotika resistent sind", erklären Ostendorff und Schulz-Asche dazu in einer Mitteilung. "Der breite Einsatz von Antibiotika sowohl in der landwirtschaftlichen Tierhaltung als auch in der Humanmedizin führt dazu, dass sich vermehrt resistente Keime bilden und es immer schwerer wird, Infektionen zu behandeln. Wir fordern daher eine Bekämpfungsstrategie, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt", so die Politiker.
Die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen werde von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Veterinär- und Humanmedizin müssten interdisziplinär handeln. "Um den Antibiotikaeinsatz im Stall zu senken, muss die Haltung der Tiere tiefgreifend verbessert werden. In der Humanmedizin müssen Ärzte jeden Einsatz antibiotischer Medikamente sorgfältig abwägen“, so Ostendorff und Schulz-Asche weiter.
Bestimmte Antibiotika müssen ihrer Meinung nach den Bürgern vorbehalten bleiben, weshalb sich die Grünen für ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tierhaltung einsetzen würden. Dies entspreche auch dem Beschluss der Agrarministerkonferenz der Länder vom 20. März dieses Jahres, worin der Bund aufgefordert wird, in diesem Bereich schnellstmöglich tätig zu werden. „Ebenso wichtig ist es, die Öffentlichkeit über geeignete Hygienemaßnahmen und sachgerechte Anwendung von verschriebenen Antibiotika aufzuklären.“
Hintergrund:
Mehr Erkrankungen durch Campylobacter als durch Salmonellen (8.4.2015)