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bioland-Fachmagazin

Defizite ausgleichen: Biogutkomposte im Ökolandbau

In Langzeittests steigern Biogutkomposte die Nährstoffversorgung der Böden, die Erträge und die Bodenfruchtbarkeit. Ein entscheidendes Hindernis für ihren Einsatz im Biolandbau können Fremdstoffe sein

Lesezeit: 7 Minuten

Der Fachbeitrag von Dr. Christian Bruns, Universität Kassel, Ralf Gottschall, Firma ISA-Gottschall und Dr. Felix Richter, Witzenhausen-Institut, ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin 3/2020:

Der Anteil viehschwacher und viehloser Bio-Betriebe hat in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Wirtschaftete Anfang 2000 rund ein Fünftel der Betriebe viehlos, ist es inzwischen mehr als ein Drittel. In der Regel handelt es sich dabei um intensive Marktfruchtbetriebe mit oft erheblichen Fruchtfolgeanteilen an Hackfrüchten oder Feldgemüse, die durch hohe Nährstoffentzüge gekennzeichnet sind.

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Über kurz oder lang muss dort ein Ausgleich der aus dem Betrieb exportierten Nährstoffe erfolgen. Tendenziell sinkt auf vielen solcher Bio-Flächen bei langjähriger Bewirtschaftung der Anteil verfügbarer Nährstoffe in den oberen Bodenhorizonten, wie diverse Studien zeigen. Diese Betriebe sind auf externe Düngungsquellen und Dünger angewiesen.

Seit einigen Jahren diskutieren Bioland und Naturland intensiv über den Einsatz von Biogutkomposten, die aus getrennter Sammlung organischer Reststoffe aus Haushaltungen hergestellt werden. Ende 2014 nahmen beide Verbände Biogutkompost im Rahmen einer strengen Qualitätsüberwachung wieder in ihre Betriebsmittelliste auf.

Höhere Erträge und bessere Bodenfruchtbarkeit

Langzeitversuche zeigen, dass Komposte Erträge steigern und die Bodenfruchtbarkeit und -qualität positiv beeinflussen. In den Jahren 1995 bis 2007 führte das LTZ Augustenberg Versuche durch. Die Erträge konnten durch Kompostgaben um zwischen 5 und 10 t TM/Jahr im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle gesteigert werden.

Die CAL-löslichen Phosphor- und Kaliumgehalte im Boden stabilisierten sich oder nahmen leicht zu. Somit kann mittelfristig eine Grunddüngung entfallen und die Nährstoffe aus den Komposten sind in der Bilanzierung voll anrechenbar. Schließlich entwickelte sich der pH-Wert positiv und blieb stabil; die basisch wirksamen Stoffe im Kompost ersetzen eine Erhaltungskalkung.

Der positive Effekt des Komposteinsatzes trifft auch für den Kohlenstoff- und den N gesamt-Gehalt zu. In einer weiteren Studie in Hessen untersuchten Wissenschaftler den Einsatz von Komposten zu Körnerleguminosen. In der Leguminosen-Getreide-Fruchtfolge steigerten Kompostgaben die Leguminosenerträge signifikant und verbesserten die N-Fixierungsleistung. Damit erbrachte das nachfolgende Getreide höhere Erträge. Zudem wurde das Bodenleben aktiviert, vor allem die Phosphataseaktivität verbessert, und mikrobiell gebundener Phosphor wurde besser verfügbar. Damit zeigte sich sehr deutlich, welchen positiven Beitrag Komposte zur Verbesserung des Phosphorumsatzes leisten können.

Biogutkomposte könnten Nährstofflücken schließen

Eine Konsolidierung der Nährstoffversorgung im ökologischen Landbau ist nötig. Das hat jüngst auch eine Studie in Hessen ermittelt. Hierfür haben Wissenschaftler landesweit die Nährstofffrachten im Ökolandbau bilanziert. Über alle Betriebsarten in Hessen ergab sich ein Defizit für die beiden wichtigen Nährstoffe Phosphor und Kalium von -10 kg P/ha und Jahr und -50 kg K/ha und Jahr.

Mit den schon derzeit existierenden biolandbautauglichen Komposten könnten Landwirte 31 Prozent des Bedarfs von externem Phosphor und 23 Prozent des Bedarfs von externem Kalium des hessischen Biolandbaus decken. Allerdings funktioniert die Kompostlieferung an Bio-Betriebe nur unter zwei wesentlichen Voraussetzungen:

  • Für den Einsatz und deren Akzeptanz im Bio-Betrieb muss die Qualität des Kompostes sehr hoch sein. Dabei nennen Landwirte die Fremdstoffgehalte, insbesondere die Verunreinigung mit kleinen Plastikresten aus Folien, als wichtigsten Vorbehalt beim Einsatz von Komposten. Die Fremdstoffanteile müssen also am untersten Bereich der Werteskala liegen. Wo das zutrifft, berichten verschiedene Kompostanlagenbetreiber von Nachfragen und Auslieferungsmengen pro Jahr im fünfstelligen Tonnagebereich.



  • Bio-Branche und Betreiber von Kompostanlagen müssen sich intensiv austauschen. Nur so entsteht Vertrauen und beide Seiten lernen die Anforderungen und Rahmenbedingungen des Gegenübers kennen, es können Logistikketten eingerichtet und Chargen mit höchster Qualität ausgeliefert werden. Ein solches „Vernetzungsprojekt“ zwischen Ökolandbau und Kompostwirtschaft wird derzeit aus einer hessischen Initiative heraus unter anderem mit Beteiligung der Vereinigung ökologischer Landbau Hessen (VÖL) und der Gütegemeinschaft Kompost Region Südwest entwickelt.

Fremdstoffe im Kompostierungsprozess reduzieren

Die Bundesgütegemeinschaft Kompost und die Regionalgütegemeinschaften sowie Kompostanlagen bemühen sich bereits heute intensiv darum, Fremdstoffanteile in den Komposten zu reduzieren. Dabei geht es zum einen um verbesserte Abschöpfungsleistungen für die Fremdstoffe im Kompostierungsprozess. Zum anderen ist aber die Reduktion der Fehlwürfe beim Verbraucher entscheidend.

In verschiedenen Projekten und Initiativen sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene bemühen sich Projektpartner intensiv um eine verbesserte Sortierdisziplin der Bürger. Es ist zu wünschen, dass es gelingt, die Kompostqualität weiter zu verbessern und damit dazu beizutragen, Nährstofflücken im Ökolandbau und regionale Stoffkreisläufe zu schließen.

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Chargengenaue Angaben Kriterien für Biogutkomposte im Bio- Betrieb

Die Bioabfallverordnung regelt bundesweit die Verwertung von Biogutkompost aus der getrennten Sammlung organischer Reststoffe aus Haushaltungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Einsatz von Biogutkompost im ökologischen Landbau unterliegt zudem der EU-Ökoverordnung (889/2008, Anhang 1).

Mit der Wiederzulassung des Einsatzes von Biogutkompost für Bioland- und Naturlandbetriebe gelten zusätzliche verbandsinterne Kriterien, die auch die meisten anderen Bio-Anbauverbände übernommen haben. Dazu zählen:

  • die Definition eines Getrenntsammelsystems und des Inputmaterials



  • eine Verpflichtung, den Kompost von unabhängigen Laboren untersuchen zu lassen (rAL-Gütesicherung)



  • Grenzwerte für Schwermetalle nach EU-Ökoverordnung



  • verschärfte Grenzwerte für den Anteil von Fremdstoffen, die bei Bioland im Vergleich zur gesetzlichen Basisregelung durch die Bioabfallverordnung sehr viel schärfer reglementiert sind.



  • Organische Schadstoffe, Fluorkohlenwasserstoffe, Dioxine, Arsen und Thallium sind zusätzlich zu untersuchen. Eine Frachtenregelung ergänzt diese Vorsorgeprinzipien (20 t TM/ha alle drei Jahre).

Möchte eine Kompostanlage Biogutkomposte an Bio-Betriebe ausliefern, so muss sie

  • zunächst sowohl bei der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) als auch in der FiBL-Betriebsmittelliste gelistet sein (per Antrag)



  • eine Anerkennung durch Bioland erhalten haben und schließlich



  • die Kompostpartien, die an die Betriebe ausgeliefert werden sollen, chargengenau untersuchen lassen.

Dieses Qualitätssicherungssystem wird seitens der BGK auf Grundlage einer Vereinbarung mit Bioland und Naturland vollzogen. Einen bundesweiten Überblick zur Qualität von Grüngut- und Biogutkompost für das Jahr 2018 gibt die Tabelle. Die Grenzwerte für den Ökolandbau wurden durch die Komposte im Mittel überwiegend deutlich unterschritten. Nach einer Auswertung auf Grundlage von mehreren Tausend Analysen der BGK waren im Jahr 2018 zum Beispiel in Hessen und Schleswig-Holstein rund 70 bis 92 % der Grüngutkomposte und 55 bis 73 % der Biogutkomposte für den Einsatz in Bioland- oder Naturlandbetrieben geeignet.

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Bioland teilt ergänzend in seinem Fachmagazin mit:

Düngestrategien Bioland-Arbeitsgruppe: Kriterien erarbeitet

Das Nährstoffmanagement auf Bioland-Betrieben soll weiterentwickelt werden. Damit beauftragte das Bioland-Präsidium eine spartenübergreifende Arbeitsgruppe Ende 2018. Sie hat bereits ein Strategiepapier für die Bewertung von Düngemitteln erarbeitet und Expertendossiers zu mehreren, zulässigen Düngemitteln im Biolandbau erstellt, unter anderem für den Einsatz von Haarmehlpellets.

Thema bei Bioland sind auch 2020 die Einsatzbereiche von Haarmehlpellets. Jede Sparte hat eigene Ansprüche an Düngemittel und Nährstoffmanagement. Dennoch gibt es gemeinsame Kriterien zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit und Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verändert: Erkenntnisse aus der Forschung, gesetzliche Vorgaben oder neue Produkte und Verfahren.

Die Betriebe stehen zunehmend vor der Frage, wie richtlinienkonform bestimmte Produkte oder Verfahren sind. Daher wurde ein Strategiepapier für ein Nährstoffmanagement in Bioland-Betrieben erarbeitet. Die Arbeitsgruppe hat ebenso ein Bewertungsverfahren für den Einsatz verschiedener Düngemittel entwickelt und auf erste Düngemittel angewendet.

Die Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus pflanzenbaulichen Bundesfachausschüssen und Verbandsvertretern hat strategische Leitplanken und Handlungsfelder zur Weiterentwicklung des Nährstoffmanagements definiert. Dazu wurden die Bioland-Prinzipien herangezogen und Mitglieder der Bundesfachausschüsse ausführlich befragt.

Das Bewertungsverfahren, ob ein Düngemittel bei Bioland akzeptiert werden kann, passiert in drei Schritten: 1. Faktencheck zum Düngemittel anhand eines Expertendossiers durch ein oder zwei Experten 2. weitergehende Beurteilung anhand der Leitfragencheckliste durch die spartenübergreifende Arbeitsgruppe 3. Erstellung einer Empfehlung an das Bioland-Präsidium durch die Spartenübergreifende Arbeitsgruppe Das Strategiepapier benennt auch Handlungsfelder und wird fortgeschrieben, um aktuell zu bleiben.

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