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topplus Bioland-Geflügeltagung

Kann Biofutter bio bleiben?

Seit Januar müssen Biotiere mit 100 % Biofutter gefüttert werden – eigentlich. Der Ukraine-Krieg hat jedoch Auswirkungen auf die Rohstoffversorgung. Konventionelle Substanzen kommen wiedern ins Spiel.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Rahmen der online durchgeführten Bioland-Geflügeltagung erläuterte Rudolf Joost-Meyer zu Bakum, dass die Umstellung auf 100 % Biofutter (bislang waren noch 5 % konventionelle Komponenten erlaubt) in der Legehennenhaltung relativ unproblematisch verlaufen sei. Nur bei bestimmten Stallbauten und wenn, dann eher bei braunen Hennen, sei es zu Leistungseinbußen gekommen. Erschwert sei vielmehr die Versorgung mit Rohstoffen, sie steht auf wackeligen Füßen.

Deutsche Sonnenblumen?

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Wie der Futtermittelhersteller aus Melle erläuterte, fehlt durch Corona Sojakuchen aus China, was die Kosten für Verbands-Soja von 90 auf 140 €/dt steigen ließ. Der Kriegsbeginn in der Ukraine habe insbesondere die konventionellen, damit aber letztendlich auch die Biopreise weiter in die Höhe getrieben. „Schon jetzt haben wir eine Kostenerhöhung von insgesamt 3 Cent/Ei seit Jahresbeginn“, so Joost-Meyer zu Bakum.

Die Preise für Ölkuchen seien seit Kriegsbeginn im März um 100 bis 300 €/t angestiegen. EU-weit fehlen 50% des Sonnenblumenkuchens und 30% des Rapskuchens aus der Ukraine und Russland. Weil Soja noch aus Deutschland (10%), Südosteuropa (50%), Südbrasilien und Uruguay (10%) verfügbar ist, rechnet Joost-Meyer zu Bakum vor allem in der nächsten Saison mit deutlich knapperem Angebot. Immerhin kommen bislang 30% des Sojas und 40% des Raps- und Sonnenblumenkuchens aus der Ukraine.

Die in Deutschland angebauten Sonnenblumen können laut des Futterexperten qualitativ bei Geflügel nicht punkten: Sie enthalten mit über 30% sehr viel Rohfaser, nur einen kleinen Kern und damit wenig Protein sowie lediglich mittlere Ölgehalte. „Der Ölkuchen ist dann Bullenfutter“, urteilte Joost-Meyer zu Bakum. Aber: teilentschält werde ein gutes Futter daraus. Diese Technik muss in Deutschland jedoch erst noch kommen.

Erbsen und Ackerbohnen als Alternative?

Auch Erbsen und Ackerbohnen lösen laut Joost-Meyer zu Bakum das Proteinproblem nicht. Bei einem Vergleich des für Geflügel wichtigen Methioningehaltes liegen Erbsen mit HP-Weizen beinahe gleichauf. Potenzial räumt Joost-Meyer zu Bakum der weißen Lupine ein, wobei jedoch die Konkurrenz durch das Einmischen in Rinderfutter gegeben ist.

Tiermehle seien wegen der nötigen Erhitzung schlecht verdaulich (unter 50%), insbesondere sind davon die Aminosäuren Lysin und Methionin betroffen. Tiermehle sind damit nur in Kombination mit synthetischen Aminosäuren einsetzbar, dies ist im Biobereich verboten. Darüber hinaus ist für den E insatz im Werk eine getrennte Futterlinie erforderlich, was nicht überall Standard ist.

Chance für Insektenprotein?

Nach derzeitiger Rechtslage müssen für die Verfütterung vorgesehene Insekten auf zugelassenen Futtermitteln heranwachsen. Die für Geflügel wichtigen schwefelhaltigen Aminosäuren sind bei den Insekten jedoch vor allem in ihrem Chitinpanzer enthalten. Dieser ist für Geflügel unverdaulich. Laut Rudolf Joost-Meyer zu Bakum gehen damit etwa zwei Drittel der durch die Futtermittel zugeführten Nährstoffe verloren. Mit dieser geringen Transformationsrate wird das Insektenprotein letztendlich zu teuer erzeugt. Dies könnte sich ändern, wenn für die „Fütterung“ der Insekten Abfälle genutzt werden dürfen.

bw

Futterpreis steigt weiter an

Der wichtigste Rohstoff bleibt demnach das Biogetreide. Die Eigenproduktion von Sojabohnen und Sonnenblumenschrot helfe ein wenig. Biogeflügel sei jedoch weiterhin auf Importe aus dem Süden angewiesen.

Joost-Meyer zu Bakum erwartet weitere Preissteigerungen bis mindestens September von etwa 2 €/dt jeden Monat. Weiter in die Zukunft blicken wollte der Experte nicht. Der Preisabstand zwischen konventionellem Futter und Verbandsware habe sich aktuell von 20 auf 12 €/dt verringert. Sollte jedoch nach der Ernte der konventionelle Preis fallen, geht Joost-Meyer zu Bakum davon aus, dass der Abstand sich wieder auf den vormaligen Wert einpendelt.

Wer auf 5-%-Regelung setzt

Bis zum Ende der Woche erwartet Joost-Meyer zu Bakum eine Entscheidung der EU-Kommission sowie der deutschen Behörden, ob die 5-%-Regelung aufgrund des Rohstoffmangels wieder erlaubt wird. Bioland und Demeter wollen Joost-Meyer zu Bakum zufolge vorerst bei 100 % Biofütterung bleiben, für Naturland und EU-Biobetriebe sollen seinen Informationen nach 5 % konventionelle Anteile erlaubt werden. Die Mitglieder des Biokreises seien noch in der Diskussion. Im EU-Biobereich soll zudem Fischmehl zum Einsatz kommen dürfen. Diese unterschiedliche Herangehensweise führt zu einer Verzerrung innerhalb der Bioszene. „Futter wird wieder das Markt-Argument“, meint daher Joost-Meyer zu Bakum.

Auf die Futterpreise werden sich die 5% konventionelle Anteile laut Joost-Meyer zu Bakum kaum auswirken, weil sie inzwischen genauso teuer seien wie Bioware. Jedoch bieten sie eine gewisse Versorgungssicherheit für die Tiere. Insgesamt müssten die Bio-Eierpreise wegen der Verteuerung des Futters um 5 Cent/Ei ansteigen.

Im Vergleich sieht Joost-Meyer zu Bakum die Versorgung im Biobereich noch mehr gesichert als im konventionellen Bereich. Hier komme zunehmend Tiermehl und auch GVO-Soja zum Einsatz.

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