Beruf, Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen: Aufgaben, die häufig von den Frauen übernommen werden und schwer in einen 24-Stunden-Tag passen. Am Hof kommen dann oft noch Stallarbeit, Buchführung, eigene Betriebszweige wie Ferienwohnungen oder Direktvermarktung und ehrenamtliches Engagement dazu.
Empfinden die Frauen das als Belastung oder schätzen sie vielmehr die Freiheit, sich beispielsweise Zeiten flexibel einteilen zu können? Wir haben mit drei Frauen über die Vorzüge des „Bäuerinnen-Seins“ gesprochen. Petra Putz und Marianne Pitschnau haben wir Ihnen gestern vorgestellt, heute folgt Martina Gerber aus dem Lechtal.
Martina Gerber: Immer für die Kinder da
„Ich wollte mir einen Arbeitsplatz am Hof schaffen“, erzählt Martina Gerber. Die gelernte Zahnarzthelferin ist in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Tannheimer Tal (Tirol) aufgewachsen und hat dort in ihrem Beruf gearbeitet. 2011 lernte sie ihren Mann kennen und zog zu ihm ins ca. 50 km entfernte Elbigenalp. Einige Zeit pendelte sie noch zu ihrem Arbeitsplatz – über die Landstraße immerhin 1,5 Stunden pro Tag.
Arbeitsplatz am Hof
2013 baute die Familie ein Haus an der Hofstelle, wo bisher nur der Stall stand, um näher bei den Tieren sein zu können. Martina Gerber bekam zwei Kinder, die heute 6 und 9 Jahre sind. Mit zwei Ferienwohnungen hat sich Martina Gerber ihren Arbeitsplatz direkt am Hof geschaffen. „Inzwischen würde ich mich als klassische Bäuerin bezeichnen. Ich habe meine Aufgaben im Haus und in der Kinderbetreuung, gehe abends immer mit in den Stall und betreue die Ferienwohnungen“, sagt sie. „Damit bin ich gut ausgelastet und zufrieden. Ich wollte es nicht anders. Für uns war immer klar, dass mein Mann oder ich für die Kinder da sind.“ Ihr Mann Markus ist Bürgermeister der Gemeinde Elbigenalp und ist so flexibel, dass er bei der Kinderbetreuung auch mal einspringen kann, wenn es notwendig ist.
Alle helfen zusammen
Bei den Arbeiten in der Landwirtschaft hilft Markus‘ Bruder regelmäßig mit und auch der Vater ist bei der Heuernte dabei. Beide wohnen aber nicht mit am Hof, sondern im Ort. Die Schwiegermutter von Martina Gerber ist bereits 2011 verstorben. „Ich bedauere manchmal sehr, dass meine Eltern so weit weg wohnen und nicht mal schnell zur Stelle sein können, wenn ich jemand für die Kinder brauche. Allerdings ist meine Mutter immer da, wenn ich Hilfe benötige“, sagt die Bäuerin. „Auszeiten für mich selbst habe ich kaum.“ Auf der anderen Seite gefällt es ihr, wie im Betrieb die Familie zusammen hilft. „Man kann immer auf die gegenseitige Unterstützung setzen. Das ist unglaublich viel wert.“