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SalzburgMilch setzt bei Bio auf deutschen Markt

Die Milchbauern müssen sich vom deutschen Verband Naturland zertifizieren lassen, was beim Netzwerk Bio Austria nicht besonders gut ankommt.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Salzburger Bauern sind die Biomusterschüler Österreichs. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche ist biologisch und auch die Milch kommt zu 50 % von Biokühen. Das Gros der Biomilchviehhalter liefert an die SalzburgMilch, die exportiert diese vor allem nach Deutschland. Dort waren 2021 gerade mal 4,1 % der Milchanlieferungen biologisch.

Die Salzburger Molkerei setzt schon seit gut zwei Jahrzehnten auf den deutschen Markt. „Nach etwa drei Jahren Verhandlungen haben wir es 2021 geschafft, dass der Bioverband Naturland auch unsere Bauern aufnimmt“, sagt Andreas Gasteiger, Geschäftsführer der SalzburgMilch.

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Biomilch für den Export

Seit 2022 wurden im großen Stil neue Betriebe von Naturland zertifiziert. In Österreich ist SalzburgMilch mit 150 Mio. kg Milchanlieferung in Bioqualität einer der größten Bioverarbeiter. Die Molkerei verarbeitet rund 300 Mio. kg Milch im Jahr. Gut 45 % davon gehen in den Export und 80 % davon nach Deutschland. Bei den Bauern gab es zur Umstellung gemischte Gefühle.

„Als ich den Brief meiner Molkerei geöffnet habe, bin ich ins Grübeln gekommen. Warum schaffen es unsere deutschen Kollegen nicht, Verbandsware in Naturland-Qualität zu produzieren? Meine Molkerei fordert von mir und meinen Berufskollegen auf Naturland umzustellen, oder die Milch wird nur mehr zum konventionellen Preis abgenommen“, erklärt ein Landwirt gegenüber top agrar Österreich. Er macht sich Sorgen um die Vertretung in Österreich, „dass unser Bio Austria-Zertifikat für Naturland nichts wert ist, verstehe ich nicht“, sagt der Landwirt. Andere freuen sich über die neue Absatzmöglichkeit.

1.200 Naturland-Milchbauern

„Wir sind seit dem Vorjahr Naturland-Bauern und haben eine Doppelmitgliedschaft mit Bio Austria“, erklärt ein Milchbauer aus Salzburg. Er ist froh über den Absatzweg und kann dadurch höhere Erlöse erzielen. 2,5 Cent netto mehr zahlt die SalzburgMilch für die Naturland-Zertifizierung pro kg Milch.

Rund 400 Betriebe sind bereits zertifiziert. „In den nächsten Monaten wollen wir alle unsere Biobetriebe für Naturland zertifizieren lassen“, erklärt Gasteiger. Dann werden rund 1.200 Bauern im Einzugsgebiet der Molkerei das Naturland Label tragen. „Es dauert ein wenig, weil jeder einzelne Betrieb vom Verband überprüft werden muss“, sagt Gasteiger. Von großen Widerständen in der Bauernschaft kann er nicht berichten. Einige Betriebe überlegen generell, auf konventionelle Milch um­zustellen, „aber das hat nichts mit dem Naturland-Label zu tun“, meint Gasteiger.

„Naturland hat in Österreich seit Jahrzehnten Mitgliedsbetriebe. Wir werben nicht aktiv, sondern wir reagieren auf Anforderungen von Verarbeitungsunternehmen, die vor allem den deutschen Biomarkt bedienen wollen“, sagt Markus Fadl, Pressesprecher von Naturland. 1 108 Mitglieder zählte der Verband mit 31.12.2022 in Österreich. Neben Milch ist die Hähnchenmast, Ackerbau und ein wenig Obstbau in Österreich zertifiziert. „Mit dem Wachstum geht einher, dass wir unsere Kräfte zur fachlichen Betreuung der Mitgliedsbetriebe ausgebaut haben“, meint Fadl.

Für die Bauern bedeutet die Lieferung für den deutschen Markt höhere Preise. Auch für die Molkerei sieht Gasteiger große Chancen: „Wenn ich nur EU-Biomilch liefere, bleibe ich Standard, mit dem Label Naturland ist man in Deutschland besser aufgestellt, wenn es gewisse Ausschreibungen gibt. Die Verbandsware wird vom deutschen Handel bevorzugt und eröffnet neue Marktmöglichkeiten.“

Schon jetzt sind Produkte der Molkerei in fast allen wichtigen Handelsketten in Deutschland vertreten. „Es ist auf jeden Fall eine Absicherung für unsere Biobauern“, sagt Gasteiger. Derzeit werde die Biomilch unter Handelseigenmarken mit dem Naturlandlabel vermarktet. „Wir planen aber auch eine Markeninitiative mit einer eigenen Bio-Premium-Marke“, so Gasteiger.

Doppelte Mitgliedschaft

Bio Austria als größter Bioverband Österreichs, sieht die Vorgangsweise kritisch. „Naturland bietet zwar interessante Vermarktungsmöglichkeiten, aber es wird auch unsere Verbandsstruktur massiv geschwächt“, sagt Susanne Maier, Bundesgeschäftsführerin von Bio Austria. Bei der Doppelmitgliedschaft verliere der Verband die Hälfte der Mitgliedsbeiträge. „Diese Möglichkeit der Doppelmitgliedschaft wurde vor einigen Jahren geschaffen, da Biobetriebe nahe der Grenze immer schon Waren nach Deutschland geliefert haben“, erklärt Maier. Damals war das Ausmaß noch gering, einzelne österreichische Bauern lieferten Milch an die Molkerei Berchtesgadener Land in Piding. „In Zukunft kann das nicht mehr so funktionieren, hier braucht es Nachschärfungen“, meint Maier.

Dabei gehe es vor allem um die finanziellen Einbußen, obwohl die gesamte Beratungsleistung und Interessenvertretung aufrechterhalten wird. „Den politischen Anspruch stellt Naturland in Österreich nicht. Wir sind uns bewusst, dass der Marktzugang nach Deutschland und die Qualitätssicherung gut ist und auch was kosten darf. Aber wir sollten eine Form finden, wie man hier eine Leistungsabgeltung für alle zusammenbringt“, meint Maier. Bisherige Gespräche führten zu keiner Lösung. „Unser Ziel ist eine gemeinschaftliche Lösung, die gut für die Betriebe ist und die die Interessen beider Verbände angemessen berücksichtigt. Deshalb sind wir bereits im vergangenen Jahr aktiv auf Bio Austria zugegangen, um eine solche Lösung zu suchen. Und das wollen wir auch weiterhin“, sagt Fadl.

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