Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Berufsbildung Ökolandbau

Mehr Bio in Berufs- und Fachschulen

Immer mehr Betriebe stellen auf Bio um oder planen den Schritt. Die Berufs- und Fachschulen haben hier allerdings Nachholbedarf.

Lesezeit: 7 Minuten

Über 35.000, also 13,5 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland wirtschaften laut BLE Statistik ökologisch. In der alljährlichen Umfrage des Deutschen Bauernverbandes gaben rund 20 Prozent der befragten Betriebe an, eine Betriebsumstellung zu planen. Damit ist in der Summe für etwa jeden dritten Betrieb Ökolandbau eine Alternative.

Dr. Karl Kempkens, Ökoteam der Landwirtschaftskammer analysiert, was das für die berufliche Bildung bedeutet. Sein Fazit: Inhalte des Ökolandbaus sollten in jedem Fall fester Bestandteil von Aus-, Fort- und Weiterbildung sein. Allerdings fehlt dazu ein aktueller Rahmenplan noch haben die Lehrer genügend Know-How zum Ökolandbau, weil es zu wenig Fortbildungsangebote gibt und der Alltag der Lehrer oft sehr dicht ist. Zeit für Weiterbildungen fehlt. Lösungen sind vor allem die Vernetzung der Bundesländer untereinander, mehr Weiterbildungsangebote für Lehrer, mehr Prüfungsfragen zum Ökolandbau sowie mehr Exkursionen zu Ökobetrieben.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Verbände erfassen Status quo zur ökologischen Bildung

Ein bundesweites Projekt erfasst in den letzten fünf Jahren den aktuellen Stand zum Thema Ökolandbau in den Berufs- und Fachschulen. Verantwortlich ist das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN), Kooperationspartner sind der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK). Es soll Hilfestellung leisten, damit bei der Ökolandbau stärker in Aus- und Fortbildung integriert wird. Dazu haben die Projektmitarbeiter Akteure in Aus- und Weiterbildung (u.a. Ausbilder/innen, Ausbildungsberater/innen, Lehrer/innen, zuständige Stellen uvam) zu dem Thema interviewt. Im Rahmen von ein bzw. zwei Dialogforen haben sie anschließend mit den Beteiligten Handlungsoptionen zur Verbesserung erarbeitet.

Der Rahmenlehrplan sieht Ökolandbau theoretisch vor

Grundlage für den Berufs- und Fachschulunterricht ist immer noch der bundesweit geltende KMK-Rahmenlehrplan (KMK=Kultusministerkonferenz) für den Ausbildungsberuf Landwirt/-in aus dem Jahr 1994. Das Lerngebiet „Alternative Landwirtschaft“ ist hierin mit 80 Unterrichtsstunden vorgesehen. Die Status Quo Analyse zeigt, dass die Hälfte der Bundesländer den Rahmenlehrplan direkt übernommen hat, Die andere Hälfte setzt ihn in einem Landeslehrplan um, denn die Länder können laut KMK-Rahmenlehrplan Lehrplaninhalte an regionale Bedingungen anpassen und die zeitliche Zuordnung der einschlägigen Schwerpunkte flexibel wählen.

Kaum Ökolandbau in der Schulpraxis

Die dort beschriebenen Inhalte könnten durchaus eine gute Grundlage für mehr Ökolandbau im Unterricht sein. Die Befragung zeigt, dass formal in keinem der untersuchten Bundesländer die vorgegeben 80 Unterrichtsstunden in allen Schulen erreicht wurden. Zwar erreichen einige ambitionierte Schulen diese Zielmarke, aber damit sind sie eher die Ausnahme.

Die Gründe für diese Situation sind vielfältig, meist liegt es aber an diesen Punkten:

  • Zum einen fehlt vielen Lehrkräften das know how zum Ökolandbau und es fehlt häufig an Angeboten und Möglichkeiten (Unterrichtsausfall, weil Kollegen/innen fehlen, die die Vertretung übernehmen können) sich entsprechend fortzubilden.
  • Zum anderen halten die (bislang meist konventionellen) Schüler Ökolandbau für nicht wirklich wichtig und oft gibt es kaum Schüler von Ökobetrieben in den Schulklassen.

Diese Möglichkeiten haben die Schulen

Über die mangelnde Vermittlung in den Berufsschulen hinaus hat das Projekt weitere Defizite in den Bereichen überbetriebliche Ausbildung und Fachschulen aufgezeigt.

Im Rahmen der Dialogforen haben die Verantwortlichen zahlreiche Lösungsansätze erarbeitet. Das sind die wichtigsten:

  • Vernetzung der Bildungsakteure: Die Dialogforen in den Bundesländern waren durchweg erfolgreich und haben die Vernetzung der Akteure angestoßen. Für die weitere Entwicklung ist es wichtig, dass die einzelnen Bundesländer diese Vernetzung eigenverantwortlich fortsetzen und dafür auch Ressourcen schaffen. Darüber hinaus ist aber auch eine bundesweite Vernetzung auf verschiedenen Ebenen hilfreich, damit die Akteure voneinander lernen können. Hierfür wird derzeit ein Konzept erarbeitet.
  • Weiterbildungsangebote für Lehrer/innen: Die bisherigen Projektergebnisse zeigen, dass es großen Bedarf nach Weiterbildungsangeboten für Lehrer/innen an Berufs- und Fachschulen und an den Einrichtungen für die überbetriebliche Ausbildung gibt. Im Projekt wird eine Übersicht mit den Angeboten erstellt, die Lehrer/innen im Projekt genannt haben. Die Übersicht zeigt, wie klein das Angebot speziell für die Zielgruppe der Lehrer/innen bislang ist. Welche Fortbildungen es bisher gibt, zeigen wir weiter unten.
  • Zusammenstellen und Veröffentlichung von Best-Practice-Beispielen: Den Lehrenden fehlt es oft an guten Unterrichtsmaterialien und an guten Ansätzen, wie Inhalte des Ökolandbaus vermittelt werden können. Gleichzeitig gibt es bereits gute Best-practice-Beispiele und Materialien in den Bundesländern. Damit diese Unterlagen für alle zugänglich werden, die Beispiele Schule machen und Lehrer von der Erfahrung ihrer Kolleginnen und Kollegen im gesamten Bundesgebiet profitieren können, werden Best-Practice-Beispiele zusammengetragen und veröffentlicht. Zur Veröffentlichung sollen u.a. zentrale Internet-Plattformen wie oekolandbau.de, berufsschule-agrar.bio.de, bildungsserveragrar.de und hortigate.de genutzt werden. Nicht Bestandteil des Projektes aber dennoch wichtig ist darüber hinaus die Zusammenstellung guter Unterrichtsmaterialien zum Ökolandbau.
  • Prüfungsfragen zusammenstellen: Prüfungen sind der heimliche Lehrplan, heißt es immer wieder in der Branche. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich wichtig, dass Inhalte des Ökolandbaus auch in den Prüfungen auftauchen. In diesem Punkt unterscheiden sich die einzelnen Bundesländer z. T. sehr deutlich. Es werden daher alle öffentlich verfügbaren Prüfungsfragen zum Ökolandbau zusammengetragen und den zuständigen Stellen und Prüfungsausschüssen in den Ländern zugänglich gemacht.
  • Deutschlandkarte mit Öko-Betrieben im Umkreis der Schulen: Ökologische Landwirtschaft wird auf Exkursionen zu Ökobetrieben erlebbar und erfahrbar. Um die Organisation für Berufs- und Fachschulen zu erleichtern, gibt es mittlerweile eine Deutschlandkarte, auf der Öko-Betriebe im Umkreis der Berufsschulen sichtbar sind. Sie finden sich auf der Seite des KÖN und auf der Ökolandbauseite.

Bis die bundesweiten Vernetzungsstrukturen aufgebaut sind, stehen die Projektverantwortlichen beim KÖN und der Autor dieses Beitrages, Dr. Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer NRW für Rückfragen zur Verfügung(karl.kempkens@lwk.nrw.de, 0251/2376-625). Im September 2021 können Sie sich über das Thema und das Projekt auf einer Fachtagung vom KÖN am 16. und 17. September in Hofgeismar (und online) informieren. Weitere Infos dazu finden Sie hier.

Ökologische Weiterbildung: Weitere Möglichkeiten zur Weiterbildung im Ökolandbau gibt es von der Bio-Offensive, ein Projekt vom Verband der Landwirtschaftskammern und der Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL). Diese bietet bundesweit kostenlose Fortbildungen für Berufs- und Fachschullehrer/-innen und in der beruflichen Bildung in Landwirtschaft und Gartenbau Tätige an. Weitere Infos gibt es hier. Ansprechpartner ist ebenfalls Dr. Karl Kempkens, karl.kempkens@lwk.nrw.de, 0251/2376-625

Öko-Schulen

Für landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschüler die heute schon wissen, dass sie sich später auf den Ökolandbau spezialisieren wollen, gibt es Schulen mit einem Schwerpunkt auf ökologischer Landwirtschaft.

Für Berufsschüler

Ansprechpartnerin ökol. Landbau: Marion Kiene, marion.kiene@jvl-ahlem.de

Für Fachschüler

Baden-Württemberg

Ansprechpartner: Philipp Kühner, Tel.: 07641 451-9171

Bayern

Staatliche Fachschule für Agrarwirtschaft, Fachrichtung Ökologischer Landbau Landshut

Ansprechpartner: Michael Lobinger, Tel.: 0871 9521-140, michael.lobinger@foel-sc.bayern.de

Staatliche Fachschule für Ökologischen Landbau Weilheim

Schulleiter: Dr. Stefan Gabler, Tel.: 0881 994-1000, stefan.gabler@aelf-wm.bayern.de

Nordrhein-Westfalen

Ansprechpartner: Christian Wucherpfennig, Tel.: 02821 996-177, Christian.wucherpfennig@lwk.nrw.de

Stephan Ahrberg, Tel.: 02821 996-207, Stephan.ahrberg@lwk.nrw.de

Sachsen-Anhalt

Berufsbildende Schulen des Altmarkkreises Salzwedel

Verantwortliche Schule:

Fachschule für Landwirtschaft Haldensleben



Ansprechpartnerin: Frau Fritzsche

Schleswig-Holstein

Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal

Verantwortliche Schule:

Landwirtschaftsschule Rendsburg

Ansprechpartner Ökolandbau: Dr. Hauke Harder, h.harder@bbz-nok.de

Thüringen

Thüringer Ökoherz e.V.

Ansprechpartnerin: Mia Schoeber, Tel.: 03643 8819140, m.schoeber@oekoherz.de

Hessen

Landbauschule Dottenfelderhof e.V. für biol.-dyn. Landbau

Ansprechpartnerin: Lilja Sidora, Tel.: 0176-80703156, lilja.sidora@dottenfelderhof.de

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.