Der NABU sieht sich angesichts des anhaltenden Abwärtstrends bei Feld- und Wiesenvögeln in seinen Forderungen nach einer umweltverträglicheren EU-Agrarpolitik bestätigt. Besonders bodenbrütende Vogelarten und Insektenfresser würden in ihren Beständen abnehmen, wie aus einem Bericht der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) hervorgeht.
So soll die Zahl der abnehmenden und stark abnehmenden Arten von 55 % auf 68 % gestiegen sein. Dies lasse eine weitere Verschlechterung der Bestandssituation der Agrarvogelarten erkennen.
„Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn leiden massiv unter der EU-Agrarpolitik. Es sind nicht die einzelnen Landwirte, sondern die aktuelle Agrarpolitik und das Festhalten der Agrarlobby an überholten Strukturen, was unsere Feldvögel an existenzielle Grenzen bringt“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Darum seien entsprechende Maßnahmen und eine ausreichende Finanzierung notwendig, damit Natur und Landwirtschaft profitieren.
Und Bundesumweltministerin Svenja Schulze ergänzte: „Leider konnte der dramatische Abwärtstrend bei den Feldvögeln bislang nicht gestoppt werden. Es werden deutlich mehr Anstrengungen als bisher nötig sein, um gefährdete Vögel unserer Agrarlandschaften wirksam zu schützen. Dies wird nur dann gelingen, wenn wir die erheblichen finanziellen Mittel der EU-Agrarförderung endlich im Sinne eines Richtungswechsels für mehr Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in unseren Agrarlandschaften nutzen.“
Forderungen des NABU
Der NABU fordert eine Zweckbindung der EU-Agrargelder. Davon sollten mindestens 15 Mrd. Euro EU-weit jährlich für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft fließen. Gleichzeitig sollten biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf 10 % der Fläche in jedem Betrieb stattfinden.
Die Ornithologen sprechen sich für eine Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2021 aus, mit deutlich weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern, einer Förderung des Ökolandbaus sowie strukturreichen Landschaften mit Hecken, Feldwegen, Brachen und mehr Dauergrünland.
Ursachen für den Rückgang
Als wesentliche Ursache für die Bestandsrückgänge sehen die Fachleute die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere durch chemischen Pflanzenschutz, starke Düngung, den Verlust von Landschaftselementen wie Ackerbrachen, die Einengung der Fruchtfolgen, z.B. durch den vermehrten Maisanbau für Biogasanlagen, Eutrophierung und Verlust von ökologisch wertvollem Dauergrünland. Auch das mit der aktuellen EU-Agrarförderperiode eingeführte so genannte „Greening“ habe wegen des zu geringen Flächenansatzes und der Anrechenbarkeit von wenig wirksamen Maßnahmentypen nicht zur Verbesserung der Bestandssituation der Agrarvögel beigetragen.
Auch mit Blick auf die aktuellen landwirtschaftlichen Proteste gegen mehr Auflagen für Natur-, Wasser- und Klimaschutz in der Landwirtschaft fordert der NABU Politik und Bauernverband auf, Vorschläge zur Lösung der Krise zu machen und sich mit den seit langem vorliegenden Vorschlägen von Umweltverbänden und alternativen Landwirtschaftsverbänden konstruktiv auseinanderzusetzen statt sie pauschal von der Hand zu weisen.