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topplus Pflege von Weihnachtsbaumkulturen

Schafe mähen Forstflächen

In den Weihnachtsbaumkulturen von Matthias Bäumner-Spies mähen sich besondere Tiere durchs Gestrüpp. Shropshire-Schafe haben einen erlesenen – und vor allem nützlichen Geschmack.

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Ein vielstimmiges „mäh“ schallt über die Fläche he­ranwachsender Douglasien. Als Matthias Bäumner-Spies den angrenzenden Zaun hinter sich schließt, traben die Verursacher des Lärms heran. „Meine Schafe kommen meist schon, sobald sie mein Auto sehen“, erzählt der gelernte Forstwirt aus Bad Berleburg, Kreis Siegen Wittgenstein.

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Bei dem weiß bewollten Dutzend handelt es sich um Shropshire-Schafe. Sie fressen überflüssige Sträucher und Unkräuter von Bäumner-Spies’ Forstflächen und tragen so ihren Teil dazu bei, dass die Douglasien erfolgreich heranwachsen – ohne sie zu verbeißen. Und das klappt?

Schafe vertreiben Mäuse

Vor neun Jahren bepflanzte der 47-Jährige eine seiner Flächen mit Douglasien und Buchen. Die ­Bäume wuchsen zwei Jahre lang prächtig – bis Mäuse sich über die Wurzeln hermachten: Ein Viertel der Bäume war verloren.

Als Bäumner-Spies einem Kollegen davon erzählte, der selbst Shrop­shire-Schafe züchtete, lieh ihm dieser vier Mutterschafe. „Sie sollten die Mäuse vertreiben. Ihre Aufgabe war es, das Unkraut um die Bäume herum aufzufressen und den Nagern so ihre Verstecke zu nehmen“, erklärt Bäumner-Spies. Ob das funktioniert hat? „Ich habe die vier Schafe nie wieder hergegeben“, sagt der Bad Berleburger.

Mittlerweile hält er selbst 40 Shropshire-Mutterschafe und ist dem NRW-Zuchtverband bei­getreten. Jedes seiner Schafe ist ein Herdbuchtier. „Nur wenn die Schafe wirklich reinrassig sind, ist nahezu sichergestellt, dass es keinen Verbiss gibt“, sagt Bäumner-Spies. Ein befreundeter Forstwirt habe schlechte Erfahrungen mit Kreuzungstieren gemacht, erzählt er. Dessen Weihnachtsbaumkultur sei verbissen gewesen.

Bei dem Schafhalter gibt es lediglich geringe Verluste. Ein Bock sei zur Brunftzeit etwas wild geworden und habe sich an den Bäumen geschrubbt. Dadurch sind Bäumner-Spies im letzten Jahr drei Bäume auf 1 ha kaputtgegangen. „Beim Freischneiden mit der Motorsense sind mir früher wesentlich mehr Bäume verloren gegangen“, sagt er.

Dienstleister-Schafe

Damit die Schafe ihr natürliches Mähwerk vollbringen können, muss die Fläche vorbereitet sein: Zwischen den Bäumen sollte möglichst wenig Totholz liegen und es braucht einen Zaun, damit die Schafe nicht weglaufen. „Trotz der Mehrarbeit zu Beginn, zahlt sich die Baumpflege durch die Schafe aus“, sagt Bäumner-Spies.

Diese Erfahrung haben nun auch schon einige seiner Kollegen gemacht: In der Umgebung gibt es drei weitere Herdbuchzüchter und sechs weitere Halter von Shrop­shire-Schafen. Außerdem mähen Bäumner-Spies’ Schafe nicht mehr nur seine eigenen Flächen. Zwei weitere Forstwirte haben seine Tiere engagiert. Für diese „Mäh-Dienstleistungen“ nimmt der Forstwirt 250 € pro Hektar.

Zwei Stunden Pflege am Tag

Nach seiner Arbeit als Gärtner verbringt der gelernte Forstwirt zwei Stunden am Tag mit der Pflege der Tiere. „Das wichtigste ist dabei, sich die Schafe anzuschauen und zu prüfen, ob sie sich auffällig verhalten und zum Beispiel von der Herde separiert stehen“, erklärt er. Ansonsten benötigen die Schafe Wasser, Salzlecksteine und etwas Mineralfutter und in den Wintermonaten Heu und Kraftfutter. Für seine Herde sind im Jahr 5 t Kraftfutter erforderlich. Etwa 200 g pro Tag und Tier davon verbrauchen die Lämmer, die Bäumner-Spies in den ersten drei Lebensmonaten so viel fressen lässt, wie sie wollen. Dafür können diese vergleichs­weise früh, also nach vier bis fünf Monaten, zum Metzger. Dieser zahlt dem Schafhalter zwischen 130 und 150 € pro Tier.

Im Schnitt bekommen seine Shropshire-Schafe 50 bis 65 Lämmer. Einzelne Bocklämmer kann er gemeinsam mit den Mutterlämmern an Züchter verkaufen. „Pro Lamm mit Abstammungsnachweis bekomme ich derzeit 250 €“, sagt Bäumner-Spies „Das ist ein guter Preis.“ Davon abgesehen bleiben fünf bis sieben Mutterlämmer in der Regel bei der Herde von Bäumner-­Spies.

Zehn Schafe pro Hektar

Die Schafsaison beginnt im Frühjahr mit dem ersten Bewuchs. Es gibt keine Schonzeit – weder für die Flächen, noch für die Lämmer. Um Verbiss zu vermeiden, besonders durch die jungen Tiere, nimmt Bäumner-Spies die Schafe von den Flächen, wenn die ersten Bäume austreiben. Sie dürfen vier Wochen später zurück, wenn die Blätter und Nadeln härter sind. „Dann rühren die wählerischen Tiere sie nicht mehr an“, erklärt der Schafhalter.

Durch die unterschiedliche Höhenlage der Flächen (knapp 200 m) treiben die Gehölze insgesamt vier Wochen zeitversetzt aus. Die wolligen Mähwerke wechseln dem­entsprechend ihre Einsatzstelle. Dreizehn Schafe passen auf seinen Anhänger, entsprechend groß sind auch die vier Herden. Die Faustformel des Forstwirts: Zehn bis 13 Schafe mähen 1 ha in etwa vier Wochen.

Schlafen unter Bäumen

Im Sommer lässt Bäumner-Spies die Schafe Tag und Nacht auf den Flächen. Unter dem Schirm einiger älterer Douglasien, die mit eingezäunt sind, suchen die Shrop­shire-Schafe nachts Unterschlupf. Im Winter treibt der Forstwirt die Tiere mit Unterstützung seiner Söhne Jakob und Benedikt in seinen Offenstall.

„Mit Krankheiten hatte ich in der Herde bisher noch keine Probleme“, erzählt der Schafzüchter. Zweimal im Jahr pflegt Bäumner-Spies die Klauen der Shropshires. Im Frühjahr lässt er seine Tiere scheren.

Durch die Kulturpflege mithilfe der Schafe spart Bäumner-Spies Pflanzenschutzmittel. „Die Tiere fressen auch das Schmalblättrige Weidenröschen ab. Diese ist die Wirtspflanze von Pilzsporen, die die Vermehrung der Tannentrieblaus fördern“, erklärt er. „Ohnehin kann ich dort, wo meine Schafe sind, keine Pflanzenschutzmittel ausbringen.“

Mehr „Mäh“ im Wald?

Die Schafe fressen beinahe sämtliche Konkurrenzpflanzen ab. Ausgenommen davon sind Brombeersträucher: „Die sind den Shropshires zu stachelig, ähnlich wie die Nadelbäume – da muss ich leider selbst nachmähen“, sagt Bäumner-Spies. Ansonsten ist er mehr als zufrieden mit den Tieren: Die Unkräuter bleiben klein und die Bäume wachsen.

Was dem Schafhalter nun noch fehlt, ist die Möglichkeit, die Tiere in großen Flächen einzusetzen. „Wenn sich ein Schäfer fände, der die Tiere durch große Kulturen treiben könnte, wäre das möglich. Wir Halter könnten unsere Herden vereinen“, überlegt er weiter.

Ob sich Shropshire-Schafe als Nutztiere in der Forstwirtschaft etablieren könnten? Es bleibt spannend. Für Matthias Bäumner-Spies jedenfalls sind die wolligen Feinschmecker nicht mehr wegzudenken.

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