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Vertikale Landwirtschaft

Vertical Farming auf dem Vormarsch?

Das Berliner Start-up „Infarm“ hat kürzlich eine Finanzierung über 177 Mio. € eingesammelt, um die globale Expansion mit vertikalen Farmen voranzutreiben. Das Anbausystem gewinnt weltweit an Zuwachs.

Lesezeit: 3 Minuten

Vertical Farming wird weltweit in immer größerem Stil betrieben. In Deutschland ist das Berliner Start-up „Infarm“ mit seinen kühlschrankgroßen Gewächshäusern in Supermärkten Vorreiter.Als erstes deutsches Lebensmittel-Start-up hat Infarm nun die Bewertung von einer Milliarde Dollar überschritten. Grund ist eine neue Finanzierung über 177 Mio €. Zu den Investoren gehören Qatar Investment Authority (QIA), die die Expansion des Unternehmens in Länder des Nahen Ostens unterstützen soll, sowie Partners in Equity, Hanaco, Atomico, Lightrock und Bonnier.

Seit der Gründung 2013 ist das Start-up enorm gewachsen. Mittlerweile gibt es 1.400 sogenannte Instore-Farmen bei 30 Lebensmittelhändlern in elf Ländern. In Deutschland findet man die Kräuter unter anderem bei Edeka, Aldi Süd und Kaufland. Zudem beliefern 17 großflächige Indoor-Gewächsfarmen die Supermärkte auf kurzen Wegen mit Gemüse.

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Netzwerk ausbauen

Mit dem zusätzlichen Kapital wird Infarm nach eigenen Angaben sein Netzwerk aus vertikalen Farmen in den USA, Kanada, Japan und Europa weiter ausbauen sowie neue Märkte erschließen. „Die vertikale Landwirtschaft und das Infarm-System bieten eine nachhaltige Lösung, um eine wachsende Bevölkerung auf eine Art und Weise zu ernähren, die besser für den Planeten und angesichts klimatischer Unsicherheiten und Schwierigkeiten bei Lebensmittellieferketten deutlich widerstandsfähiger und flexibler ist“, so Erez Galonska, Mitbegründer und CEO von Infarm.

Das System verbrauche 95 % weniger Fläche und Wasser, da es Wasser, Nährstoffe und Kondenswasser der Pflanzen recycle. - Auszug

Die sogenannten Infarm Growing Center beinhalten mehrere Vertical-Farming-Module, die jeweils einer Anbaufläche von etwa 10.000 m2 entsprechen sowie ein Distributionszentrum, das die schnelle Belieferung von Supermärkten zum Ziel hat. Infarm baut auch kleinere In-Store-Farmen für Lebensmittelgeschäfte. Beide Konzepte sollen deutlich weniger Ressourcen verbrauchen als die bodengebundene Landwirtschaft. Das System verbrauche 95 % weniger Fläche und Wasser, da es Wasser, Nährstoffe und Kondenswasser der Pflanzen recycle. Zudem werden die Transportwege um 90 % eingespart, heißt es.

Wie funktioniert Vertical Farming?

In vertikalen Farmen werden Pflanzen auf mehreren Etagen in einem geschlossenen System unter Ausschluss des Sonnenlichts mit Hilfe von LEDs kultiviert. Ein hydroponisches (erdeloses) System fixiert die Pflanze und versorgt die Wurzeln mit einer Nährlösung aus Wasser und Nährstoffen. Die Systeme sind platzsparend konzipiert. Für die Steuerung der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Bewässerung sorgen eine Sensorik und teil- oder vollautomatisierte Systeme.

kurz kommentiert

Insbesondere in Ballungszentren wird der Nahrungsmittelbedarf in absehbarer Zukunft drastisch steigen. Vertikale Farmen könnten hier Abhilfe schaffen. Deutlich weniger Wasserverbrauch, weniger Dünger, kein Pflanzenschutz, kürzere Transportwege – das sind die Argumente des Anbausystems. Für trockene Regionen, die auf Importware von Gemüse und Obst angewiesen sind, ist die vertikale Landwirtschaft schon heute eine Option. Dort können die Farmen bei vielen Sonnenstunden relativ kostengünstig mit Solarenergie betrieben werden. Da wundert es nicht, dass einer der Infarm-Investoren aus Katar stammt.

Hierzulande trübt jedoch der hohe Stromverbrauch durch Einsatz von LEDs die positive Umweltbilanz, sofern dieser nicht aus erneuerbaren Quellen stammt. Auch die Erzeugungskosten sowie die Investitionskosten in Gebäude und Technik schlagen zu Buche. Ein Problem für die Etablierung vertikaler Farmen in großem Maße dürfte auch die teils fehlende Akzeptanz bei Verbrauchern sein, wie etwa diese Studie zeigt. Bei diesem Kulturverfahren fehlen für die menschliche Ernährung wichtige Mikroorganismen aus der Erde. Auf absehbare Zeit wird Vertical Farming die konventionelle Landwirtschaft wohl nicht verdrängen und sollte deshalb weniger als Konkurrenz, sondern vielmehr als Ergänzung gesehen werden.

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