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Güllefeststoffe: Wie urteilt die Praxis?

Lesezeit: 4 Minuten

Das Separieren von Gülle reduziert den Nährstoffdruck und liefert Einstreumaterial. Welche Erfahrungen gibt es? Eine Umfrage bei Veterinärämtern und Praktikern zeigt erste Ergebnisse.


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Mit der Separation von Gülle bzw. Gärresten lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe fangen: Sie entlastet die Lagerkapazitäten und somit den Nährstoffdruck, was letztlich dem Umweltschutz zugutekommt. Und sie liefert Einstreumaterial für die Tiere, mit dem sich Tierwohl und Kreislaufwirtschaft verbessern lassen.


Doch es gibt auch zwei Knackpunkte: Weil es noch wenig Erfahrung mit Güllefeststoffen als Einstreu gibt, ist unklar, wie die alternative Einstreu die Tiergesundheit beeinflusst. Zudem ist die gesetzliche Grundlage zur Einstreu mit Gülle und Gärresten schwammig. In der „Verordnung zur Verwendung und Beseitigung tierischer Nebenprodukte“ ist das Material weder explizit zugelassen noch verboten. Bitte beachten Sie den Kasten „BMEL schiebt Entscheidung ab“.


40 Veterinärämter befragt:

Um mehr Klarheit zu schaffen und einen ersten Einblick in Praxiserfahrungen zu bekommen, haben wir eine Umfrage durchgeführt. Dazu haben wir zunächst deutschlandweit 40 Veterinärämter zum Umgang mit Güllefeststoffen schriftlich befragt.


Nur elf Ämter haben geantwortet. Davon gaben acht an, dass in ihrem Bezirk kein Landwirt mit Güllefeststoffen einstreut. Eine Behörde schickte als Antwort nur den unklaren Gesetzestext. Zwei Ämter sagten, dass es aus amtstierärztlicher Sicht keine Bedenken bei dieser Einstreumethode gebe.


Als Zwischenfazit lässt sich schon jetzt festhalten: Bei den Veterinärämtern gibt es offensichtlich noch viel Unwissenheit zu den Güllefeststoffen und dem Umgang damit. Es gibt keine bundesweit einheitliche Linie, sondern variiert von Amt zu Amt.


Gemischte Praxiserfahrungen:

Zudem haben wir zwölf Praxisbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen befragt. Sie begannen zwischen 2007 und 2016 mit der Einstreu von separierter Gülle bzw. separierten Gärresten. Zum Vergleich haben wir noch acht Betriebe mit Stroheinstreu bzw. Gummimatte analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse sind:


Das Verhalten der Tiere hat sich auf den zwölf Betrieben mit Feststoffeinstreu nach der Umstellung meist verbessert. Auf neun Betrieben liegen die Kühe nun häufiger und länger, auf sechs Betrieben leiden sie unter weniger Läsionen. Lediglich auf einem Betrieb gibt es mehr Zwischenklauenentzündungen.


Um Aussagen zur Eutergesundheit zu treffen, haben wir die Zellzahlen der Betriebe verglichen. Dabei fällt zunächst auf, dass es starke Schwankungen von bis zu 200000 Zellen/ml innerhalb einer Einstreuvariante (Feststoffe, Stroh/Gummimatte) gibt. Aber auch zwischen der Einstreu gibt es Differenzen: Mit im Schnitt 232000 Zellen haben Kühe auf Feststoffen im Schnitt 23000 Zellen weniger als die Kühe auf Stroh bzw. Gummimatten (255000 Zellen, Übersicht).


Eine weitere Auswertung bestätigt diese Tendenz: Zwei Betriebe mit Feststoffeinstreu haben zwei Jahre lang alle Erstdiagnosen bei den Kühen dokumentiert und in Kategorien eingeteilt, z.B. Bewegungsapparat, Euter, Fortpflanzung, Infektionen usw. Die Betriebe unterscheiden sich in einigen Ergebnissen, liegen aber insgesamt dicht beieinander. Diese Diagnosen haben wir mit Daten aus Niedersachsen (Stroheinstreu im Laufstall) zusammengefügt. Dabei zeigt sich, dass die Feststoffeinstreu Euterprobleme und Stoffwechselstörungen deutlich mindert. Gleichzeitig nehmen die Probleme mit der Fruchtbarkeit und dem Bewegungsapparat aber zu.


Empfehlungen für die Praxis:

Auch wenn die Umfrageergebnisse nicht repräsentativ sind, geben sie einen ersten Praxiseinblick in die Einstreu mit separierter Gülle bzw. Gärresten. Folgende Empfehlungen lassen sich ableiten:


  • Die Separation schafft Lagerkapazität und entlastet bei den Vorgaben zur neuen Düngeverordnung.
  • Die Dünnphase ist besser pflanzenverfügbar, vor allem auf Grünland.
  • Die Separation ist bei geringer Strohverfügbarkeit interessant, da sich die Feststoffe als Einstreu nutzen lassen.
  • Bei Feststoff-Einstreu muss das Hygienemanagement tadellos sein, z.B. regelmäßig kalken, täglich Kot und nasse Stellen entfernen usw.
  • Die Bundesregierung sollte die Feststoff-Einstreu gesetzlich erlauben und bundesweit einheitlich umsetzen. Das schafft Klarheit für die Praxis.


Kontakt: patrick.liste@topagrar.com

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