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Klauenpfleger: Ein lukrativer Nebenjob?

Lesezeit: 4 Minuten

Gut ausgebildete Klauenpfleger sind in Deutschland rar. Einige Milchbauern bieten deshalb professionelle Klauenpflege im Nebenerwerb an. Für wen ist das interessant?


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In Deutschland fehlen fast 1 000 Klauenpfleger, europaweit sind es mehr als 4 500. „Gut ausgebildetete Klauenpfleger haben deshalb rosige Berufsaussichten und verdienen gutes Geld“, ist sich Klauenpfleger Antoine Janssen aus Luxemburg sicher. Er arbeitet in einer Klauenpflege-Praxis mit sechs selbstständigen Klauenpflegern und betreut grenz­übergreifend auch deutsche Betriebe. Zusätzlich ist er externer Ausbilder im Klauenzentrum in Echem.


Durch den Personalmangel hat sich in Deutschland eine Nische aufgetan: Milcherzeuger bieten Klauenpflege im Nebenerwerb an. „Mehr als die Hälfte der Klauenpfleger in Süddeutschland führen gleichzeitig noch einen Milchviehbetrieb“, schätzt Johann Haas, Klauenpfleger und dritter Vorsitzender des Vereins für geprüfte Klauenpfleger. Sie melken morgens und abends die eigenen Kühe und sind tagsüber mit ihrem Klauenpflegestand in umliegenden Betrieben unterwegs.


Die Voraussetzungen dafür sind vor allem in Süddeutschland ideal: In Bayern und Baden-Württemberg sind die Betriebe im Schnitt kleiner und liegen dichter zusammen. Die Wege sind kurz.


Die Milchbauern bessern mit der Klauenpflege ihr Einkommen auf. Im Nebenjob lässt sich gutes Geld verdienen. Pro Tier liegt der Verdienst bei bis zu 12 € brutto. Bei 30 Tieren pro Tag und drei Einsätzen in der Woche können sie um die 3 000 € brutto im Monat dazuverdienen.


Gute Organisation nötig:

Doch was muss ein Landwirt im Nebenerwerb beachten, wenn er in die professionelle Klauenpflege einsteigen möchte? Folgende Punkte sind wichtig:


  • Zunächst ist eine sechsmonatige Ausbildung zum staatlich geprüften Klauenpfleger zu empfehlen, z. B. im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) Echem oder der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Almesbach oder Achselschwang. In verschiedenen Modulen wie Tiergesundheit, funktionelle Klauenpflege oder Kommunikation festigen die Teilnehmer die notwendigen Grundkenntnisse, um als Klauenpfleger tätig zu sein. Die Lehrgänge kosten ca. 4 000 € und schließen mit einer Prüfung ab. Im Anschluss ist die weitere Ausbildung zum Fachagrarwirt Klauenpflege z. B in Echem empfehlenswert.
  • Um den Spagat zwischen eigenem Betrieb und Zweitberuf erfolgreich zu schaffen, ist eine gehörige Portion an Selbst- und Zeitmanagement nötig. Im Notfall müssen Familie, Freunde oder Bekannte im Milchviehbetrieb aushelfen können.
  • Nicht zu unterschätzen sind die Investitionen. Für Klauenstand, Anhänger und Auto kommen schnell 50 000 € und mehr zusammen.
  • Am Anfang fällt den frisch geprüften Klauenpflegern die Kundenakquise meistens nicht leicht. Wie viele Klauenpfleger fehlen in meiner Region? Über Werbung, Flyer oder im direkten Gespräch lässt sich der Kundenstamm langsam aufbauen.
  • Interessierte sollten sich auch ausgiebig mit den eigenen Stärken und Schwächen beschäftigen. Wie gut kann ich mit Kritik seitens der Kunden und Vorurteilen der Gesellschaft umgehen? In der Stadtbevölkerung ist der Beruf des Klauenpflegers oft negativ vorbelastet.
  • Die hohe physische und psychische Arbeitsbelastung ist zu berücksichtigen. Denn „Klauenschneiden ist kein Job für jedermann“, sagt Janssen.


Beruf im Wandel:

Zu beachten sind auch die steigenden Anforderungen an Klauenpfleger: Der Beruf hat sich vom alleinigen Klauenschneiden zu einer beratenden Tätigkeit gewandelt. Die Landwirte wollen am Ende des Tages nicht nur die Zahlen für Verbände, Klötze etc. vorgelegt bekommen, sondern sie fragen zunehmend nach den Ursachen für Mortellaro und Rehe, erklärt Janssen. Neben der Fachkompetenz im Klauenschneiden werden Kenntnisse in der Haltung und Fütterung der Tiere immer wichtiger.


In besonderen Fällen ruft Janssen sogar einen Fütterungsberater oder den Tierarzt hinzu. „Nur durch eine gute Vernetzung erzielen wir ein optimales Ergebnis für das Einzeltier“, so Janssen.


„Besonders für die besten 10 % der Milchviehbetriebe haben wir Nachholbedarf bei den Klauenpflegern“, erklärt der Experte. Die guten Betriebe wollen keinen durchschnittlichen Klauenpfleger, sondern Experten, die über hohe Fach- und Sozialkompetenz verfügen.


Neben dem ruhigen Umgang mit den Tieren, ist vor allem der richtige Umgang mit dem Kunden wichtig. Auch gehören regelmäßige Fortbildungen zum Beruf des Klauenpflegers dazu. Dazu bieten die Verbände unterschiedliche Seminare und Praxistage an.


Problematisch ist, dass theoretisch jede Person, die einmal einen Klauenpflegekurs besucht, sich direkt Klauenpfleger nennen darf. „Es gibt leider noch keine geschützte Berufsbezeichnung“, erklärt Martina Wojahn, Geschäftsführerin des LBZ Echem. Deshalb sollten sich die Klauenexperten nach bestandener Ausbildung in die DLG-Liste der geprüften Klauenpfleger eintragen. Diese Liste bietet auch Landwirten einen Überblick, wer die professionelle Klauenpflege gewährleisten kann.


Sandra Lefting

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