„Homogene Futtermischungen sind das A und O einer effizienten und erfolgreichen Fütterung“, erklärte Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Professorin für Tierernährung an der Fachhochschule Kiel bei der Presseveranstaltung „Innovationen für die Rinderhaltung“ in Hamburg. Laut der Professorin kann eine bedarfsgerechte Fütterung in Zeiten steigender Proteinpreise nur unter Berücksichtigung dreier Punkte optimiert werden: Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere, Emissionsminderung und betriebswirtschaftlicher Optimierung. „Was die Betriebe heute oft noch nicht schaffen, ist eine konsequente, systematische und akkurate Fütterung“, beschreibt sie das Problem. Eine von ihr betreute Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Inhomogenität nicht nur in unterschiedlichen Mischungen, sondern schon auf dem Futtertisch in derselben Mischung zu finden ist. „Die Untersuchung hat gezeigt, dass keine genau festgelegten und abgestimmten Mischanweisungen eine Ursache für inhomogene Mischungen sind“, so Mahlkow-Nerge. Aber auch nicht optimal zerkleinerte und silierte Silagen könnten zu einer uneinheitlichen Mischqualität führen. Den Futtermischwagen zu überladen sei der dritte Grund einer unzureichenden Mischhomogenität.
Füttern in der Praxis
Wie ein genaues Fütterungsmanagement in der Praxis gelingt, zeigte Kim Saß-Hauschildt, auf dem Milchviehbetrieb Westerkamp Holsteins in Hemdingen (Schleswig-Holstein). „Wir füttern täglich 730 Kühe und verbrauchen etwa 16.000 t Futter pro Jahr“, erklärt der Betriebsleiter. Im Schnitt geben die Kühe rund 39 kg Milch/Tag.
Um das mit 13 Mitarbeitern und wechselnden Personen, die für das Füttern zuständig sind, zu erreichen, ist Konsequenz gefragt. - Kim Saß-Hauschildt
Der Milchviehbetrieb Westerkamp Holsteins bewirtschaftet 409 ha. Einen Teil davon nutzt er als Dauergrünland, auf den Ackerflächen baut er Silomais, Winterweizen und Winterroggen an.
Minerale, Soja, Rapsschrot, Melasse, Luzerne und Biertreber kauft der Betriebsleiter bei Bedarf zu. „Damit wir unsere Rationen korrekt berechnen können, schicken wir unser Grundfutter alle 14 Tage in ein Labor, um die Nährwerte bestimmen zu lassen“, berichtet der Landwirt. Saß-Hauschildt verwendet als Richtwerte nicht nur die Daten der letzten Futteranalyse. Er erstellt nach jeder Untersuchung der Futterproben einen Durchschnittswert der letzten drei Analysen, um einen genaueren realen Wert zu erzielen.
Technische Hilfsmittel
Für eine punktgenaue Fütterung nutzt der Milchviehbetrieb einen Futtermischwagen und eine Wiegetechnik von Topcon, eine der vortragenden Firmen auf der Presseveranstaltung. Bei der Wiegetechnik handelt es sich um eine Software, die sich mit dem Futtermischwagen verbindet. Saß-Hauschildt kann damit über eine App Fütterungslisten und Futtergruppen mit speziell zugeteilten Komponenten erstellen. Die Waage des Futtermischwagens zeigt in Kombination mit der App an, welches Futtermittel in welcher Menge als nächstes zugegeben werden muss. „So können einheitliche Rationen vorgelegt und Futterverluste reduziert werden“, erklärt Bernd Kallfass, Vertriebsleiter der Firma Topcon.
Ändert sich die Anzahl der Tiere im Bestand, gibt der Landwirt die neue Tieranzahl in die App ein. Das System berechnet dann eigenständig die neuen kg-Angaben der einzelnen Futterbestandteile. Die App soll unabhängig davon, wer füttert, eine rationsgenaue Fütterung gewährleisten. Für weitere Analysen der Fütterungsdaten, lassen sie sich in eine Cloud laden. „So können auch Protokolle erstellt und mit vertrauenswürdigen Dritten geteilt werden, um Rentabilität, Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Fütterung weiter zu optimieren“, sagt Kallfass.