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Landwirt erklärt: So habe ich meine Milchviehhaltung vollautomatisiert

Melken, Füttern, Misten: Robert und Andrea Benz haben im Milchviehstall so viel wie möglich automatisiert, weil beide außerlandwirtschaftlich in Teilzeit beschäftigt sind. Wie funktioniert das?

Lesezeit: 4 Minuten

Fast 100 Milchkühe halten und trotzdem noch außerlandwirtschaftlich arbeiten – geht das? Unter bestimmten Voraussetzungen scheint das möglich zu sein, wie das Beispiel von Robert Benz zeigt.

Der gelernte Chemielaborant aus Aislingen im Landkreis Dillingen an der Donau wollte neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Laborleiter zunächst nur seine Eltern beim Bewirtschaften ihres Milchviehbetriebes mit 40 Kühen unterstützen, nachdem sein Bruder, der den Hof übernehmen wollte, verstorben war.

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Benz fand soviel Freude an der Landwirtschaft, dass er in Abendkursen die landwirtschaftliche Gehilfenprüfung nachgeholt und die Meisterprüfung absolviert hat – alles neben seiner Vollzeitstelle im Labor.

Als seine Eltern 2016 die Milchviehhaltung altersbedingt einstellen wollten, war für ihn klar: „Im Anbindestall mache ich nicht weiter. Entweder läuft der Betrieb aus oder ich baue einen neuen Stall.“ In seiner Meisterarbeit kam er zum Schluss, dass er bei einem Neubau 40 ct/kg Milchpreis bräuchte, um Eigenkapital bilden zu können. Sein Plan war deshalb, den neuen Stall so zu betreiben, dass er und seine Frau Andrea noch in Teilzeit außerlandwirtschaftlich arbeiten konnten.

Automatisieren, wo es geht

„Das schaffen wir nur, wenn wir die wichtigsten Tätigkeiten im Stall automatisieren und Arbeiten auslagern“, sagten sich Robert und Andrea Benz.

Sie bauten 2016 einen neuen Stall mit 83 Kuhplätzen, in dem Roboter das Melken, Füttern und Abschieben der Laufflächen übernehmen. Zudem verzichten sie auf die Jungviehaufzucht. Sie verkaufen alle Kälber und kaufen Jungkühe zu. Zugleich trat Robert Benz von seiner Laborleiterstelle zurück und arbeitet seitdem als Chemielaborant.

Weil er kein Futter für das Jungvieh mehr braucht, musste er seine Flächen aus 20 ha Grünland und 15 ha Ackerland nicht aufstocken. Darüber hinaus kauft er 6 ha Silomais pro Jahr zu. Bis auf das Mähen und Schwaden, vergibt er die Silageernte. Auch das Güllefahren übernimmt ein Berufskollege.

Die Roboter haben die Erwartungen weitgehend erfüllt. Allerdings mussten Robert und Andrea Benz viele Kühe nachtreiben, weil der Melkroboter schon bald voll ausgelastet war. Zudem gab es auch nachts häufig Alarmmeldungen. Deshalb haben sie günstig einen zweiten, gebrauchten Melkroboter gekauft. Zudem installierte Benz zehn Liegeplätze im Laufhof. Mit der höheren Milchproduktion kann er die Kosten des zweiten Roboters ausgleichen.

„Der zweite Melkroboter hat eine deutliche Erleichterung gebracht, weil wir jetzt praktisch keine Kühe mehr nachtreiben müssen“, freut sich Robert Benz. Da die Frischmelker Zugang zu beiden Robotern haben, reicht es, wenn er auftretende Störungen in seiner regulären Arbeitszeit behebt.

Der Spaltenroboter arbeitet zuverlässig und hält den Boden sauber. Auch mit dem Fütterungsroboter ist der Landwirt zufrieden. Der Automat holt sich aus einer Halle neben dem Stall Silagen, Heu und Stroh. Das Kraftfutter wird über Schnecken zudosiert. So stellt der Roboter vier- bis fünfmal täglich Mischungen für Frischmelker, Altmelker und Trockensteher zusammen und legt sie vor.

Vater spielt wichtige Rolle

Weil sein Vater Alfred (71) jeden Tag mit dem Silokamm das Zwischenlager befüllt, muss sich Robert Benz nur um die Kontrolle und das Eingeben der Rationen kümmern. Ihm ist bewusst, wie wichtig sein Vater für sein Betriebskonzept ist, zumal dieser am Vormittag, wenn seine Frau und er im Labor arbeiten, auch nach den Tieren schaut. „Mein Vater macht das gern. Wenn er diese Arbeiten nicht mehr erledigen kann, werde ich meinen Teilzeitjob aufgeben müssen und vollzeit im Betrieb arbeiten“, sagt Benz.

Bisher ist er nur früh von 5.30 Uhr bis 7.00 Uhr und nachmittags zwischen 14.00 und 18.00 Uhr im Betrieb. Am Morgen tränkt er die Kälber und stellt die Kühe für den Besamer zusammen. Am Nachmittag erledigt er mit seiner Frau die restlichen Arbeiten: „Bis 18.00 Uhr sind wir immer mit der Stallarbeit fertig“, sagt Benz.

Auch das Kalben funktioniert in 90 % der Fälle ohne Hilfe. Wie im gesamten Stall hat Benz auch über der Abkalbebox viele Kameras installiert, mit denen er über sein Smartphone jedes Tier im Stall überwachen kann.

Weil er im Stall viel Strom braucht, hat er dieses Jahr eine 100 kW-Photovoltaik-Anlage auf dem Stalldach und einen 60 kW-Batteriespeicher installiert. Damit kann er seinen Verbrauch im Stall weitgehend abdecken.

Wer viel automatisiert, muss Technik- und EDV-begeistert sein.

„Uns macht die Arbeit mit den Tieren Freude und wir haben einen modernen Arbeitsplatz“, ziehen Robert und An­drea Benz ein positives Fazit ihrer Investition. Der Landwirt gibt aber zu, dass man Technik- und EDV-begeistert sein muss, wenn man auf Automatisierung setzt. In einem Nebenraum des Stalls hat er ein kleines Ersatzteillager für die Roboter eingerichtet, sodass er kleinere Störungen in der Regel selbst beheben kann.

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