Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Empfehlungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums für „Hygienische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern“stoßen in der Praxis auf Kritik.
Wie Vertreter der beiden nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsverbände jetzt deutlich machten, sei der jetzt vorgelegte Maßnahmenkatalog kaum geeignet, Akzeptanz in der Praxis zu finden. „Statt sich auf wichtige Kernanliegen wie mehr Vorsicht beim Gesundheitsstatus zugekaufter Tiere oder die Verringerung von Tierverlusten zu konzentrieren, verlieren sich die Empfehlungen in einer endlosen Auflistung von Details. Vieles ist zudem weit weg von der Praxis“, kritisiert Wilhelm Neu, Vizepräsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) und Milcherzeuger aus Hamminkeln.
Angesichts der offenen Bauweise in der Rinderhaltung sei etwa kaum zu vermeiden, dass Wildtiere oder Vögel in die Nähe der Ställe gelangen. Dagegen stünden zum Beispiel auf Hof-fernen Weiden befestigte Verlademöglichkeiten nur selten zur Verfügung. Zudem liege es nicht immer in der Hand der Betriebe, wenn Ausläufe oder Weiden von fremden Personen betreten würden. Auch beim Thema Schutzkleidung und Absperrung der Betriebe sei Augenmaß gefragt, wenn nicht der unzutreffende Eindruck entstehen solle, die Rinderhalter hätten etwas zu verbergen.
„Wir lehnen Empfehlungen für mehr Biosicherheit in den Betrieben keineswegs ab – im Gegenteil. Krankheiten wie BVD oder BHV1 zeigen uns, wie wichtig eine vorsorgende Gefahrenabwehr ist. Inhalt und Umfang von Empfehlungen müssen den Landwirten aber vermittelbar sein“, mahnte auch Wilhelm Brüggemeier, Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen-Landwirtschaftsverbandes (WLV) und Milcherzeuger aus Enger. Ziel der Verbände bleibt daher eine praxis-orientierte Handreichung für die Betriebe, so die beiden Vizepräsidenten übereinstimmend.
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