Bei der 21. Milchwirtschaftskonferenz des International Farm Comparison Network (IFCN) haben Milchexperten aus 70 Ländern den Status der Welt-Milchwirtschaft und den Weg in und aus der Krise diskutiert.
Im Jahr 2019 lag das Wachstum der Milchproduktion mit 1,4 % deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt (2,3 %). Dies haben vor allem Indien, Ozeanien, Afrika und den Nahen Osten vorangetrieben. Die zunehmende Beliebtheit von Milchalternativen in den reichen Ländern und die geringere Milchverfügbarkeit in den aufstrebenden Volkswirtschaften verlangsamten indessen das Nachfragewachstum. Der Weltmilchpreis sei um 6 % auf ein Niveau von 33,2 €/100 kg im Jahr 2019 gestiegen. Dennoch sei dieser Milchpreis für viele Landwirte, insbesondere in den USA und der EU, oft zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben, so Dr. Torsten Hemme, Geschäftsführer des IFCN. Von Februar bis Mai 2020 seien die Ab-Hof-Milchpreise dann im Durchschnitt um 4,6 % gesunken sind. Zwei große Länder ließen sich als Epizentrum der Milchkrise betrachten: Die USA und Indien mit Rückgängen von 29 bzw. 19 %.
Langer Weg aus der Krise
Ein Drittel der Milchexperten sah ihr Land erst am Anfang der Krise während zwei Drittel der Teilnehmer der Meinung waren, die Talsohle der Krise sei bereits erreicht. Auch die Meinungen der Experten zur weiteren Entwicklung des Weltmilchpreises stimmten nicht überein. Ab Anfang Juni erwarteten die Milch-Futures-Märkte eine schnelle Erholung des Milchpreises, der im Juli ein Niveau von 31,15 €/100 kg Milch erreichen werde. Die Mehrheit der Molkereifachleute auf der Konferenz erwarte jedoch einen längeren Zeitraum bis zum Erreichen früherer Preisniveaus. Grund sei das bisher solide Wachstum des Milchangebots im Jahr 2020, verbunden mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der Pro-Kopf-Nachfrage infolge der Wirtschaftskrise.
Jedoch seien weitere Untersuchungen über die Milchvorräte und die potenzielle Verlagerung der Milchnachfrage in den Entwicklungsländern von informellen zu formellen Milchprodukten erforderlich. Denn das könne sich positiv auf die Milchimporte auswirken.
Umrechnungskurs, 15.06.2020: 1 US$ entspricht 0,89 €