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Kälber wiegen – warum, wann und wie?

Wer die täglichen Zunahmen seiner Kälber ermittelt, kann Potenziale in der Aufzucht heben.

Lesezeit: 6 Minuten

Vom ersten Tag an erhalten die Kälber ihre Milch nach einem ausgefeilten Tränkeplan. Nichts soll dem Zufall überlassen sein, denn die Tageszunahmen in den ersten Lebenswochen entscheiden schließlich über die spätere Leistung als Milchkuh in der eigenen Herde.

Das zeigen auch Studien der Cornell Universität in den USA: Kälber, die von der Geburt bis zum Absetzen im Durchschnitt 1 kg höhere Tageszunahmen hatten, gaben in der ersten Laktation bis zu 1.113 kg mehr Milch. Zudem führten die Wissenschaftler 22 % der Leistungsunterschiede zwischen Milchkühen in der ersten Laktation auf die Tageszunahmen bis zum Absetzen zurück. Doch welche Tageszunahmen erreichen Sie mit Ihrem ausgefeilten Tränkeplan wirklich? Mit Sicherheit lässt sich das nur durch eine regelmäßige Ge-wichtsbestimmung der Kälber beantworten.

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Um das Wiegen und Dokumentieren dauerhaft in die Routine einzubauen, muss es zu jedem Zeitpunkt möglichst einfach sein. Eine Wiegeeinrichtung, die nicht dort untergebracht ist, wo Sie diese regelmäßig benutzen, kommt auf Dauer nicht mehr zum Einsatz. Außer-dem muss das System jeweils zum Alter der Kälber passen, damit die Wiegung möglichst leicht von der Hand geht.

Unterschiedliche Schubkarren-, Plattform- und Einzeltierwaagen bieten Lösungen für jeden Bedarf. Im Vergleich zu diesen Wiegesystemen haben in Tränkeautomaten eingebaute Vorderfußwaagen den Vorteil, dass die Gewichtserfassung und Verarbeitung automatisch läuft.

Das Gewicht der Kälber zu schätzen, ist nach Aussage von Dr. Hans-­Jürgen Kunz vom Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Universität Kiel hingegen zu ungenau. Das zeigen Vergleiche von Schätz- und Messergebnissen.

Wiegen nach der Geburt

Das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Schleswig-Holstein nutzt für die erste Wiegung nach der Geburt eine  Schubkarrenwaage, um Kälber bei dem Transport aus dem Abkalbestall zu wiegen. Auch mobile Plattformwaagen bieten sich für die Gewichtserfassung bei Kälbern am ersten Tag an, da sich diese z. B. mit üblichen Kälbertransportkarren befahren lassen. Das Kalb muss also im Gegensatz zu einer Einzeltierwaage bei der Wiegung noch nicht zwingend stabil stehen können.

Das Geburtsgewicht jedes Kalbes brauchen Sie, um später die Tageszunahmen errechnen zu können. Die verschiedenen Einflüsse auf das Geburtsgewicht von Kälbern untersuchte die ­Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA) Mecklenburg-Vorpommern. Die Wissenschaftler werteten Daten von 243.404 Holsteinkälbern aus den Geburtsjahren 2005 bis 2017 aus. Das Geburtsgewicht lag im Mittel bei 42,6 kg. Dabei wogen männliche Kälber 44 kg und weibliche 41 kg.

  • Ob ein Kalb schwerer oder leichter zur Welt kommt, liegt nicht nur an der Genetik und am Geschlecht. Sehr leichte Kälber waren in der Untersuchung häufig die Folge von Frühgeburten oder Mehrlingsträchtigkeiten.



  • Auch die  Dauer der Trächtigkeit  hat einen Einfluss: Kälber mit einem Geburtsgewicht von unter 37 kg hatten eine Trächtigkeitsdauer von 274 bis 276 Tagen. Im Gegensatz dazu lag die Trächtigkeitsdauer bei Kälbern, die zur Geburt über 50 kg wogen, bei 282 Tagen. Bullenkälber haben im Durchschnitt mit 279 Tagen eine längere Tragezeit im Gegensatz zu Kuhkälbern mit 278 Tagen. Vor allem im letzten Trächtigkeitsmonat wächst der Fetus enorm.



  • Auch die  Jahreszeit  hatte einen Einfluss auf das Gewicht bei der Geburt: Im Sommer waren die Kälber mit 42,1 kg am leichtesten. Winter-Kälber brachten hingegen durchschnittlich 42,7 kg auf die Waage.



  • Die  Laktationszahl  wirkte sich auf das Geburtsgewicht aus. Kühe sind erst mit der dritten Laktation ausgewachsen. Bis dahin steigt auch das Geburtsgewicht ihrer Kälber im Schnitt von 39,5 kg auf mehr als 42 kg.

Umstallen in Gruppenhaltung

Für eine zweite Wiegung eignet sich der Zeitpunkt des Umstallens von der ­Einzel- in die Gruppenhaltung, rät Dr. Hans-Jürgen Kunz. „Nach unserem Tränkeplan erhalten die Kälber in den ersten drei Lebenswochen eine ad libitum-Tränke. Danach erfolgt die Umstallung in Gruppen an einen Tränkeautomaten und zugleich auch das langsame Abtränken von 10 auf 2 l nach frühestens zehn Wochen“, erklärt er.

Die Kälber in Abständen von einer Woche zu wiegen, empfiehlt Kunz nicht: „In Versuchen sehen wir, dass das Gewicht zu starken Schwankungen ausgesetzt ist, um aus wöchentlichen Wiegungen verlässliche Tageszunahmen errechnen zu können.“ Kälber alle vier Wochen zu wiegen, ist daher aus seiner Sicht sinnvoller und ausreichend.

Für die Wiegung von Kälbern während der Tränkephase eignen sich Einzeltierwaagen sowie Plattformwaagen. So handhabt es auch das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Nach der zweiten Lebenswoche wiegen sie die Kälber mit einer stationären Einzeltierwaage, im weiteren Verlauf der Aufzucht dann mit einer Plattformwaage.

Ende der Tränkephase

Eine dritte Wiegung sollte zum Ende der Tränkephase bzw. des Abtränkens erfolgen. Dann zeigt sich, ob Kälber im Durchschnitt mit dem jeweiligen Tränkeplan auch die gewünschten Zunahmen erreichen. Als Ziel zu diesem Zeitpunkt gibt Kunz ein Gewicht von 100 kg an. Geht man von einer zehn- bis elfwöchigen Tränkephase und einem Geburtsgewicht von im Schnitt 42,6 kg aus, müssten Kälber im Tagesdurchschnitt rund 800 g zunehmen, um dieses Absetzgewicht zu erreichen.

Gewicht nach sechs Monaten

Zudem lohnt es sich laut Kunz, auch das Gewicht der Kälber mit sechs Monaten zu erfassen. Als kostengünstigere Alternative zur Waage liefert seiner Erfahrung nach ab etwa 200 kg Lebendgewicht auch ein Viehmaßband hinreichend genaue Ergebnisse. Voraussetzung ist, dass die Jungrinder fixiert werden können, um mit dem Maßband den Brustumfang zu messen.

Jetzt zeigt sich, ob die Umstellung von Milch auf Festfutter funktioniert hat. Dr. Alexandra Koch vom Tiergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse in Sachsen-Anhalt beobachtet häufig in der ersten Zeit nach dem Absetzen eine deutliche Abmagerung der Kälber. Zeitgleich treten Erkrankungen wie Kälberflechte, Durchfall und Lungenentzündung auf.

„Grund dafür ist eine energetische Unterversorgung in dieser Zeit“, erläutert Koch. Wichtigste Voraussetzung, um diese Komplikationen nach dem Absetzen zu vermeiden, sei die frühzeitige und optimale Entwicklung des Pansens. Diese werde fast ausschließlich durch die Verfütterung von Kälberkraftfutter gefördert. „Die Kälber dürfen erst dann keine Milch mehr erhalten, wenn sie 1,5 kg Kraftfutter pro Tag fressen. Wichtig ist außerdem eine ausreichend lange Abtränkphase, z. B. von fünf Wochen“, so Koch.

Wiegen Kälber mit sechs Monaten weniger als 200 kg, stimmt etwas nicht, bestätigt Kunz: „Oft bleiben Erkrankungen nach dem Ab­setzen unerkannt. Diese Kälber können den Gewichtsunterschied zwar später eventuell wieder aufholen, haben aber möglicherweise einen äußerlich nicht sichtbaren Lungenschaden, der ihre spätere Leistungsfähigkeit als Milchkuh drückt.“

Nach sechs Monaten erkranken die Jungrinder wiederum nur selten. Auch darum ist das Wiegen zu diesem Zeitpunkt passend. Zugleich beeinflusst der tägliche Zuwachs des Kalbes in den ersten Monaten die spätere Milchleistung bzw. hat Einfluss darauf, ob die Kuh ihr genetisches Potenzial ausschöpfen kann. Gewicht und Tageszunahmen bis zu diesem Zeitpunkt eignen sich entsprechend gut für Zuchtentscheidungen.

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